Der US-Präsident ist ein reicher Mann. Für den teuren Wahlkampf ist Donald Trump aber trotzdem auf reiche Spender angewiesen. 2016 belohnte er einige davon mit Regierungsposten.

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Er brauche keine Spender, er sei selbst reich genug. Das sagte Donald Trump, als er 2015 ankündigte, Präsident der USA werden zu wollen. Doch ohne fremdes Geld kommt auch Trump nicht aus, wenn er in diesem Herbst um seine Wiederwahl kämpft.

Wahlkampagnen sind in Amerika weit grössere Materialschlachten als in Deutschland – und sie sind fast durchgehend teurer geworden. "Die gesamten Ausgaben für den Präsidentschaftswahlkampf liegen jetzt schon deutlich über der Summe, die 2016 am Ende stand", erklärt der Politikwissenschaftler Jörg Hebenstreit von der Universität Jena im Gespräch mit unserer Redaktion. "Damals waren es 2,39 Milliarden Dollar, in diesem Jahr sind es bereits 2,9 Milliarden. Und in den kommenden Monaten wird noch einiges dazukommen."

Einen sehr grossen Posten in den Wahlkampfkassen bilden Ausgaben für die teuren TV-Werbespots. "Zwei Drittel bis drei Viertel der Gelder werden dafür ausgegeben", erklärt Jörg Hebenstreit. Allerdings versuchen die Parteien inzwischen verstärkt, in den direkten Wählerkontakt zu investieren. "Da ist die Rendite höher – die Wähler lassen sich durch den persönlichen Kontakt am besten zur Wahlteilnahme mobilisieren."

US-Wahlkampf: 40 Millionen Dollar von Unternehmer-Paar

Während sein demokratischer Herausforderer Joe Biden sich auf Unterstützer aus der Unterhaltungsbranche und dem Silicon Valley verlassen kann, profitiert Trump vor allem von Menschen, die im Finanz- und Investmentbereich oder, wie er selbst, mit Immobilien reich geworden sind. Dazu gehört der Milliardär Stephen Schwarzman, Geschäftsführer der Investmentgesellschaft Blackstone. Der Recherche-Plattform "Open Secrets" zufolge spendeten er und seine Frau den Republikanern in den vergangenen Jahren mehr als 28 Millionen Dollar. Trump habe in der Wirtschaftspolitik einen guten Job gemacht, findet Schwarzman. Dass der Präsident wichtige Handelspartner mit seinem Auftreten vor den Kopf gestossen hat, bestritt Schwarzman in einem Interview mit "Yahoo Finance": "Alles, was er will, sind gleiche Wettbewerbsbedingungen mit anderen Ländern."

Mit stolzen 40 Millionen Dollar hat das Ehepaar Richard und Liz Uihlein 2019 und 2020 die Republikaner unterstützt. Richard Uihlein ist Gründer eines Unternehmens, das unter anderem Versandboxen und Packmaterial herstellt. Seine Frau liess sich ihre Unterstützung für Trump 2016 mit dem Posten in einem Beratergremium des Präsidenten belohnen.

Posten für grosszügige Spender

Donald Trump hatte 2016 noch versprochen, den korrupten "Sumpf" in Washington trocken zu legen und unabhängig vom Geld grosser Spender zu agieren. Nicht wenige Beobachter sind der Meinung, dass das Gegenteil passiert ist. Schon andere Präsidenten haben ihre Unterstützer mit Botschafterstellen belohnt, Trump besetzte aber besonders viele Posten in der US-Administration mit Personen, die ihn im Wahlkampf finanziell unterstützt hatten. Ein Beispiel ist der frühere Öl-Manager Rex Tillerson, der Trump als Aussenminister diente, bevor er sich mit ihm überwarf.

Auch der Geschäftsmann Louis DeJoy war Spender und Fundraiser für die Republikaner. Im Mai dieses Jahres ernannte Trump ihn zum "Postmaster General" und damit zum Chef der amerikanischen Post. Der 63-Jährige aus North Carolina gilt zwar als Logistikexperte, seine Benennung sorgte trotzdem für scharfe Kritik der oppositionellen Demokraten: Sie befürchten, dass DeJoy als Post-Chef die Briefwahl im November behindern könnte. Trump ist der Meinung, die Abstimmung per Post sei besonders betrugsanfällig. Belege für diese Behauptung liefert der Präsident nicht.

Weniger Transparenz als früher

Eine schillernde Figur ist auch Linda McMahon. Ihr Mann Vince McMahon ist Chef des Medienunternehmens WWE, das Wrestling-Shows und TV-Sendungen produziert und in den 90er Jahren als "World Wrestling Federation" bekannt war. Vince McMahon tritt auch selbst im Ring auf. Seine Frau und er haben "Open Secrets" zufolge der Republikanischen Partei 2019 und 2020 rund fünf Millionen Dollar gespendet.

Linda McMahon hat Trump schon 2016 unterstützt. Nach seinem Sieg holte er sie als Beauftragte für mittelständische Unternehmen in sein Kabinett. Ihre Bemühungen, einen Sitz im US-Senat für den liberalen Bundesstaat Connecticut zu erringen, scheiterten dagegen zwei Mal. Auf Twitter ruft McMahon zur Wahl von Donald Trump auf und fragt ihre Follower, ob sie ebenfalls gegen "den Wahlbetrug" kämpfen werden.

In anderen Tweets wirbt McMahon für "vier weitere Jahre Trump": Er stehe für wirtschaftliche Erholung, Steuerentlastungen und faire Handelsabkommen.

Die Wahlkampffinanzierung ist in den vergangenen Jahren nicht unbedingt transparenter geworden. Seit einem Gerichtsurteil von 2010 können politische Aktionskomitees Spenden in praktisch unbegrenzter Höhe von Privatpersonen, Firmen oder Organisationen annehmen. Diese sogenannten Super-PACs sind inzwischen für Demokraten wie Republikaner eine wichtige Finanzierungsquelle – ohne dass immer klar ersichtlich ist, woher die Spenden stammen. Donald Trump hatte es in seinem ersten Wahlkampf 2016 zu Beginn noch kategorisch abgelehnt, Geld von Super-PACs anzunehmen. Am Ende habe er es dann doch akzeptiert, sagt Politikwissenschaftler Jörg Hebenstreit. "Es würde mich nicht überraschen, wenn das auch in diesem Jahr wieder so wäre."

Über den Experten: Dr. Jörg Hebenstreit ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Er beschäftigt sich vor allem mit den politischen Systemen in Deutschland und den USA. Anfang des Jahres ist sein Buch "Wahlkampffinanzierung und Demokratie in den USA" im Nomos-Verlag erschienen.

Verwendete Quellen:

  • Gespräch mit Dr. Jörg Hebenstreit, Friedrich-Schiller-Universität Jena
  • OpenSecrets.org: Who are the Biggest Donors?
  • Bloomberg.com: Trump Mega-Donor, a Shipping Magnate, Pushes to End a Shutdown
  • Sport1.de: Trump beruft Ehefrau von WWE-Boss
  • Sueddeutsche.de: Louis DeJoy – Trump-Freund, Grossspender, Post-Chef der USA
  • Twitter-Account von Linda McMahon
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