Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan reist in die USA, um dort seinen Amtskollegen Donald Trump zu treffen. Hauptthema der Unterredung wird eine Lösung für den Umgang mit der Kurdenmiliz YPG im Nordosten Syriens sein, den Erdoğans Truppen im Oktober überfallen haben.
Gut einen Monat nach dem türkischen Einmarsch in Nordsyrien empfängt US-Präsident
Bei dem Gespräch soll es nach Angaben aus dem Weissen Haus unter anderem um die Lage in Nordsyrien gehen, wo die Türkei gegen die Kurdenmiliz YPG vorgeht. Die YPG ist der Verbündete der US-Streitkräfte im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Nach ihrem Gespräch wollen Trump und Erdoğan in Washington vor die Medien treten. Das Verhältnis zwischen den NATO-Partnern Türkei und USA ist angespannt.
Die Türkei ist in Syrien einmarschiert
Die türkische Armee war am 9. Oktober mit verbündeten Rebellen in Nordsyrien einmarschiert, um die YPG aus dem Grenzgebiet zu vertreiben.
Die Türkei betrachtet die Kurdenmiliz als Terrororganisation. Trump hatte der Offensive mit einem Abzug der US-Truppen aus dem Grenzgebiet in Nordsyrien den Weg geebnet. Kritiker warfen ihm vor, die YPG im Stich gelassen zu haben.
Aus dem Weissen Haus hiess es am Dienstagabend (Ortszeit), es gebe keinerlei Absichten, die Zusammenarbeit mit den von der YPG dominierten Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) zu beenden. Man sei "sehr besorgt" über die Lage von religiösen und ethnischen Minderheiten in Nordost-Syrien.
Donald Trump will sich für Menschenrechte einsetzen
"Die Prioritäten des Präsidenten besonders für Nordost-Syrien sind klar: Wir wollen das Wiederaufleben des IS und humanitäre Gräueltaten gegen religiöse und ethnische Minderheiten wie Christen, Jesiden und Kurden verhindern." Trump wolle auch die Menschenrechtslage in der Türkei ansprechen.
Erdoğan sagte am Dienstag in Ankara vor seinem Abflug in die USA, er sehe dem Gespräch mit Trump positiv entgegen, auch wenn das Verhältnis angespannt sei. "Trotz des trüben Klimas in unseren Beziehungen sind wir uns mit Präsident Trump darüber einig, wenn es darum geht, Probleme zu lösen und unsere Beziehungen auszuweiten."
Das US-Repräsentantenhaus hatte Ende vergangenen Monats mit überwältigender Mehrheit harte Sanktionen gegen die Türkei beschlossen. Der Senat, der der Resolution noch zustimmen muss, wird sich erst nach dem Erdoğan-Besuch damit befassen.
Der demokratische Senator Chris van Hollen warf Trump am Dienstag vor, Erdoğan mit der Einladung ins Weisse Haus für den Angriff auf die YPG zu belohnen.
Trump fühlt sich von Putins und Erdoğans Raketen bedroht
Aus dem Weissen Haus hiess es, auch der Erwerb des russischen S-400-Raketensystems durch die Türkei werde bei dem Besuch zur Sprache kommen.
Die USA befürchten, dass Russland über das empfindliche Radar des Waffensystems an Daten über die Fähigkeiten des US-Kampfjets F-35 gelangt.
Ankara war Partner beim Bau des Kampfjets und wollte zahlreiche der Flugzeuge kaufen. Wegen des Rüstungsdeals mit Moskau haben die USA die Türkei aus dem F-35 Programm ausgeschlossen.
Erdoğan sagte, er wolle mit Trump auch über den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen sprechen. Die Türkei macht Gülen für den Putschversuch im Juli 2016 verantwortlich und fordert seine Auslieferung. Gülen weist jede Verantwortung für den Putsch zurück. (hau/dpa)
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