Donald Trump hat in einem Fernsehinterview ordentlich Dampf abgelassen. Der US-Präsident war am Telefon zugeschaltet und redete fast eine halbe Stunde ununterbrochen live - und brachte sich dabei selbst in Bedrängnis.

Alle Informationen zur USA unter Donald Trump

Rund 30 Minuten redete Donald Trump. Dann beendeten die Moderatoren der Sendung "Fox & Friends" von Fox News das Interview, das sonst vermutlich den ganzen Tag hätte dauern können. Dem US-Präsidenten hat das Telefongespräch offenbar gut gefallen, "grossartige Sendung" twitterte er im Anschluss.

Von einem Gespräch kann man allerdings nicht wirklich reden, vielmehr von einem halbstündigen Monolog. Die drei Moderatoren versuchten zwischendurch immer wieder, Trump zu unterbrechen, Nachfragen anzubringen - meist ohne Erfolg.

Sehen Sie hier das Video in voller Länge:

Trump kocht vor Wut bei Fox & Friends

Im halbstündigen Telefoninterview hat sich der amtierende US-Präsident mit seinen Aussagen in Bedrängnis gebracht. © YouTube

"Heute ist ein besonderer Tag", verkündete Trump gleich zu Beginn des Interviews und meinte damit den Geburtstag seiner Ehefrau Melania. Nur um dann zu gestehen, dass er zu beschäftigt sei, ihr ein richtiges Geschenk zu besorgen.

Trump schwärmte zudem vom Besuch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron. "Er sieht den Iran sicher mit anderen Augen, als bevor er in das Weisse Haus kam", erklärte der 71-Jährige. Von dem Besuch Merkels am Freitag sprach Trump dagegen nicht.

Im Anschluss sprang der US-Präsident wild in den Themen hin und her. So schimpfte er über die "falschen Anschuldigungen", die gegen seinen Leibarzt Ronny Jackson die Runde machten.

Trump wollte ihn zum Veteranenminister machen, doch Jackson zog seine Kandidatur zurück, nachdem er massiv unter Druck geraten war. Es gab Berichte über Alkoholprobleme, zudem soll Jackson Mitarbeiter schlecht behandelt haben.

Auch das Lager von Hillary Clinton wurde Ziel von Trumps Attacken. Er betonte noch einmal, wie leicht er die Wahl 2016 gewonnen habe. Es wäre auch kein Problem gewesen, die Mehrheit aller Stimmen zu bekommen, meinte er. Clinton hatte in der Endabrechnung rund drei Millionen Stimmen mehr bekommen als Trump.

Brisante Aussagen zu Stormy Daniels

Richtig interessant wurde es, als er über seinen Anwalt Michael Cohen sprach. Dieser habe einen Anteil seiner Rechtssachen übernommen. "Einen winzig kleinen Anteil, aber Michael repräsentiert mich bei manchen Dingen. Er vertritt mich zum Beispiel bei diesem verrückten Stormy-Daniels-Deal", erklärte Trump.

Dieser Satz könnte Folgen für den Präsidenten haben. Die Zeitung "Wall Street Journal" hatte Mitte Januar als erste über einen angeblichen Seitensprung Trumps berichtet und über ein Schweigegeld, das Trumps Anwälte der Porno-Darstellerin gezahlt haben sollen. Cohen selbst behauptet, er habe kurz vor der Präsidentschaftswahl 2016 130.000 US-Dollar aus eigener Tasche an den Ex-Pornostar bezahlt.

Sowohl Trump als auch Cohen behaupteten bisher, dass Trump von der Zahlung nichts gewusst haben soll. Inzwischen hat Cohen erklärt, von seinem Zeugnisverweigerungsrecht in dem Rechtsstreit Gebrauch zu machen.

Weitere Themen von Trump waren Ex-FBI-Chef James Comey, den Trump erneut als "Lügner und Verräter" bezeichnete, und die Ermittlungen in der Russland-Affäre. "Es gab keine Absprachen mit mir und den Russen", erklärte der US-Präsident.

Fox News würde ihn als einziges Medium fair behandeln, Sender wie CNN, ABC und NBC seien dagegen "Fake News"-Sender, beklagte Trump.

Am Ende wurde Trump noch gefragt, wie er denn seine Arbeit als US-Präsident bisher bewerte. "Eins Plus", erklärte Trump. Dann wollte er wieder loslegen, sein Justizministerium solle in der Russland-Affäre nicht weiter ermitteln. Doch die Moderatoren, die zwischendurch sprachlos Trumps Ausführungen lauschten, grätschen dazwischen: Trump habe doch sicher sehr viel zu tun. Dem konnte Trump dann nicht mehr widersprechen.



JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.