In einem neuen Enthüllungsbuch wird Donald Trump als paranoider Egomane beschrieben, dessen Mitarbeiter permanent damit beschäftigt sind zu verhindern, dass der US-Präsident nicht die Welt zerstört. Werk und Autor zu diskreditieren, wird diesmal nicht so einfach sein, denn der Verfasser ist die international hochgeachtete Journalisten-Legende Bob Woodward. Die brisantesten Auszüge des neuen Buches.

Mehr aktuelle News finden Sie hier

Die "Washington Post" zitierte vorab aus dem neuen Buch von Pulitzer-Preisträger Bob Woodward - und das Bild, das allein dieser Zeitungsbericht vom Weissen Haus unter US-Präsident Donald Trump zeichnet, ist verstörend.

Das gilt selbst unter der Prämisse, dass das politische Washington nach bald 20 Monaten Trump und anderer früher erschienener Enthüllungsbücher inzwischen abgehärtet ist.

Im Weissen Haus regieren Chaos, Ahnungs- und Respektlosigkeit

Das Buch mit dem Titel "Fear - Trump in the White House" (deutsch: "Angst - Trump im Weissen Haus") erscheint am kommenden Dienstag.

Der Verlag Simon & Schuster wirbt damit, Woodward - der seit 1971 für die "Washington Post" schreibt - decke "das erschütternde Leben im Inneren von Präsident Donald Trumps Weissem Haus" auf.

Wenn der "Washington Post"-Bericht als Massstab dient, dann könnte das Adjektiv "erschütternd" passend gewählt sein: Das Weisse Haus erscheint in dem Bericht als Hort des Chaos und Trump als ahnungsloser und paranoider Egomane, dessen Mitarbeiter Anweisungen ignorieren oder sabotieren und permanent versuchen, ihren Chef davon abzuhalten die Welt in Schutt und Asche zu legen.

Woodward nennt seine Quellen nicht, führte nach eigenen Angaben aber Gespräche mit zahlreichen aktuellen und ehemaligen Trump-Mitarbeitern. Wenn deren Aussagen stimmen, dann sind die Zustände in Washington sehr viel dramatischer, als Kritiker bislang vermutet haben.

Die brisantesten Aussagen des neuen Trump-Enthüllungsbuchs

"Lass uns Assad verdammt nochmal töten"

Woodward berichtet, nach einem Chemiewaffenangriff in Syrien im April 2017 habe Trump Pentagon-Chef Jim Mattis angerufen und gesagt, er wolle Präsident Baschar al-Assad umbringen lassen: "Lass ihn uns verdammt nochmal töten. Lass uns reingehen."

Mattis habe dem Präsidenten zugesichert, er werde sich darum kümmern. Nach dem Telefonat habe Mattis einem hochrangigen Mitarbeiter gesagt: "Wir werden nichts davon tun. Wir werden viel massvoller sein."

Trump habe Verständnis "eines Fünft- oder Sechstklässlers"

Bei einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates im vergangenen Januar soll Trump nach Darstellung Woodwards gefragt haben, warum die US-Streitkräfte so massiv auf der koreanischen Halbinsel vertreten sein müssten.

Mattis Antwort laut Woodward: "Wir machen das, um den Dritten Weltkrieg zu verhindern." Nachdem Trump die Sitzung verlassen hatte, soll Mattis ihm das Verständnis "eines Fünft- oder Sechstklässlers" attestiert haben - so zitiert ihn der Autor.

Berater klaut Trump Brief aus "Gründen der nationalen Sicherheit"

Woodwards Recherchen werfen die Frage auf, wie viel Kontrolle Trump im Weissen Haus hat.

Der Autor schreibt laut "Washington Post", der damalige Wirtschaftsberater Gary Cohn habe "einen Brief von Trumps Schreibtisch gestohlen", mit dem der Präsident ein Handelsabkommen mit Südkorea habe aufkündigen wollen.

Cohn habe einem Mitarbeiter später gesagt, er habe aus Gründen der nationalen Sicherheit gehandelt. Trump habe das Fehlen des Schreibens nicht bemerkt.

Trumps Schlafzimmer ist "Werkstatt des Teufels"

Woodward berichtet auch über die blanke Verzweiflung im Weissen Haus über Trumps Twitter-Aktionen. Der frühere Chef des Stabes, Reince Priebus, habe Trumps Schlafzimmer - wo der Präsident Kabel-TV schaut und Tweets absetzt - als "Werkstatt des Teufels" bezeichnet.

Trump wiederum habe Priebus mit "einer kleinen Ratte" verglichen - und zwar im Gespräch mit einem Untergebenen seines eigenen Stabschefs.

Trump ist "ein Idiot" und "wir sind in Crazytown"

Trump trennte sich im Juli 2017 von Priebus, ihm folgte John Kelly nach.

Woodward berichtet nun, Kelly habe in kleiner Runde über Trump gesagt: "Er ist ein Idiot. Es ist sinnlos zu versuchen, ihn von irgendetwas zu überzeugen. Er ist entgleist. Wir sind in Crazytown."

Es sei der schlimmste Job, den er jemals hatte, soll Kelly noch hinzugefügt haben.

Anwalt warnt Trump vor Aussage in Russland-Affäre

Für Trump kommt das Buch zur Unzeit: In zwei Monaten stehen Zwischenwahlen zum Kongress an. Der Präsident steht ausserdem in der Russland-Affäre unter Druck.

Besonders delikat ist in diesem Zusammenhang eine Anekdote über Trumps Ex-Anwalt John Dowd, der dem Präsidenten nach einem Testverhör dringend davon abgeraten habe, in der Russland-Untersuchung von FBI-Sonderermittler Robert Mueller auszusagen.

"Ich werde nicht die Hände in den Schoss legen und ihn als Idioten dastehen lassen", sagte der Anwalt demnach. Wenn Trump bei Mueller aussage, soll Dowd gewarnt haben, riskiere der US-Präsident eine Gefängnisstrafe.

Weisses Haus dementiert "Lügengeschichten"

Das Weisse Haus verschickte wenige Stunden nach dem Bericht in der "Washington Post" eine Mitteilung, in der Kelly dementierte, dass er Trump jemals einen "Idioten" genannt habe. "Er und ich wissen, dass diese Geschichte totaler BS ist." BS steht für "Bullshit", ein Wort, das in Mitteilungen des Weissen Hauses sonst eher nicht vorkommt.

Auch Mattis dementierte die ihm zugeschriebenen Äusserungen. Trump schrieb auf Twitter von "erfundenen Betrügereien".

Trump versucht Woodward zu diskreditieren

Woodwards Werk ist nicht das erste Enthüllungsbuch über Trumps unkonventionelle Präsidentschaft. Im Januar hatte "Fire and Fury" Washington erschüttert, das Buch des Autors und Journalisten Michael Wolff hatte die Frage aufgeworfen, ob Trump dem Amt gewachsen ist.

Im vergangenen Monat hatte die frühere Mitarbeiterin des Weissen Hauses, Omarosa Manigault Newman, Zweifel an Trumps geistiger Gesundheit durchblicken lassen. Der US-Präsident bezeichnete sie daraufhin als "Hund".

Wolff waren an einigen Stellen sachliche Fehler nachgewiesen worden, Manigault Newman hatte seit ihrer Entlassung im Dezember 2017 eine Rechnung mit dem Weissen Haus offen. Nun versuchen Trump und das Weisse Haus auch den Inhalt des neuen Buches zu diskreditieren - oder gleich den mehrfach ausgezeichneten Autor von Woodward selbst.

Trump behauptete im Gespräch mit der konservativen US-Internetseite "Daily Caller": "Er hat eine Menge Glaubwürdigkeitsprobleme gehabt." Er warf ihm auch vor, Zitate "erfunden" zu haben.

Woodward war an Aufdeckung des Watergate-Skandals beteiligt

Ob die Strategie funktionieren wird, ist fraglich: Woodward ist einer der respektiertesten Journalisten – nicht nur in den USA, sondern weltweit. 1973 deckte er gemeinsam mit Carl Bernstein den Watergate-Skandal auf, der zum Rücktritt von US-Präsident Richard Nixon führte.

Seitdem veröffentlicht der Journalist wirkmächtige - und oft peinliche - Enthüllungsbücher über die US-Präsidenten George W. Bush und Barack Obama. Letzteres war von Trump 2013 noch ausdrücklich gelobt worden.

Der frühere Verteidigungsminister Robert Gates sagte 2014, er wünschte, er hätte den legendären Reporter für den US-Geheimdienst CIA rekrutiert - "weil er eine aussergewöhnliche Fähigkeit dafür hat, ansonsten verantwortungsvolle Erwachsene dazu zu bringen, ihm ihr Herz auszuschütten". (jwo/dpa/AFP)  © dpa

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.