Nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd ist es in den USA in mehreren Städten zu Protesten und Ausschreitungen gekommen. Auch vor dem Weissen Haus wurde gegen Polizeigewalt demonstriert.

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Wegen Ausschreitungen in vielen Städten hat US-Präsident Donald Trump örtlichen Behörden mit dem Einsatz der "unbegrenzten Macht des Militärs" gedroht. Gouverneure und Bürgermeister müssten "viel härter" vorgehen, sonst werde die Regierung einschreiten, drohte er am Samstag über Twitter. Die Regierung sei bereit, das nötige zu tun, um die Lage unter Kontrolle zu bekommen. Dann werde es auch "viele Festnahmen" geben, drohte er über Twitter während eines Flugs in den Bundesstaat Florida.

Trump hatte bereits kurz vor seinem Abflug erklärt, er habe dem Bundesstaat Minnesota wegen der gewaltsamen Proteste die Hilfe der Streitkräfte angeboten. Die Soldaten stünden bereit und könnten "sehr schnell" vor Ort sein, sagte Trump im Garten des Weissen Hauses.

Auch für die Demonstranten vor dem Weissen Haus hatte der US-Präsident deutliche Worte gefunden. Falls sie am Freitag über den Zaun des Regierungssitzes gelangt wären, wären sie von "boshaften Hunden und den bedrohlichsten Waffen" begrüsst worden, schrieb Trump am Samstag auf Twitter. Dann wären sie "wirklich mindestens schwer verletzt" worden. Viele Beamte des Secret Service warteten nur auf "Action".

Trump lobte die Sicherheitskräfte für Besonnenheit und Professionalität im Umgang mit Demonstranten. Diese hätten nicht den bei einem Polizeieinsatz getöteten Afroamerikaner George Floyd ehren wollen, sondern hätten es nur auf Krawall abgesehen gehabt.

Der Protest vor dem Weissen Haus am Freitagnachmittag war vergleichsweise klein und harmlos: Demonstranten warfen einige Behelfszäune aus Metall um, die rund 30 Meter vor dem Zaun des Weissen Hauses Passanten zurückhalten.

Joe Biden bezeichnet Sklaverei als "Ursünde"

Unterdessen hat der der ehemalige Vizepräsident Joe Biden einen entschlossenen Kampf gegen "systematischen Rassismus" in den USA gefordert. "Durch unser Schweigen, durch unsere Selbstgefälligkeit sind wir Komplizen der Fortsetzung des Kreislaufs der Gewalt", sagte der designierte Präsidentschaftskandidat der Demokraten in einer Videobotschaft. "Leute: Wir müssen aufstehen. Wir müssen uns bewegen. Wir müssen uns ändern."

In Anspielung auf die jüngsten Äusserungen von US-Präsident Donald Trump fügte er hinzu, in einer solchen nationalen Krise brauche Amerika keine "aufwieglerischen Tweets", sondern "wirkliche Führung".

Die "Ursünde" der Sklaverei und deren Folgen belasteten das Land bis heute. "Wir brauchen eine Führung, die alle an den Tisch bringt, damit wir Massnahmen anstrengen können, systematischen Rassismus auszumerzen", sagte Biden. Das werde nicht einfach sein. "Aber es geht hier um die Seele Amerikas."

Tod von George Floyd hatte weltweit für Entsetzen gesorgt

Biden, der unter Barack Obama Vizepräsident war, will Trump bei der Wahl im November ablösen. Er ist bei Afroamerikanern und anderen Minderheiten deutlich beliebter. Für einen Erfolg muss es ihm jedoch auch gelingen, diesen Unterstützerkreis dazu zu bringen, am Wahltag tatsächlich die Stimme abzugeben.

Floyd war am Montag infolge brutaler Behandlung durch Polizeibeamte in der Stadt Minneapolis im Bundesstaat Minnesota ums Leben gekommen. Die Grossstadt wird seither von teils gewaltsamen Protesten erschüttert. Demonstranten fordern ein Ende von Rassismus und Polizeigewalt sowie Gerechtigkeit für Floyd.

Trump wiederum äusserte sich auf Twitter in grosser Schärfe und drohte mit einem Einsatz des Militärs gegen Demonstranten. Der Kurzmitteilungsdienst stufte seine Nachricht daraufhin erstmals als gewaltverherrlichend ein und versah sie mit einem Warnhinweis. (dpa/dh)

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