Paul Gosar aus Arizona will seinen Sitz im US-Kongress verteidigen. In Werbespots wird der Republikaner jetzt von sechs seiner Geschwister kritisiert.
Der republikanische US-Kongressabgeordnete Paul Gosar erhält im Wahlkampf mächtigen Gegenwind aus der eigenen Familie.
Kurz vor der Kongresswahl im November haben sechs seiner neun Geschwister in Werbespots vor der Wiederwahl ihres Bruders gewarnt und sich stattdessen hinter dessen demokratischen Rivalen David Brill gestellt.
"Paul Gosar arbeitet nicht für dich"
Der politische Familienstreit sorgte am Wochenende US-weit für Schlagzeilen. In einem der Werbespots mit dem Titel "Paul Gosar arbeitet nicht für dich" werden die sechs Geschwister zunächst nur mit ihren Vornamen und Berufen vorgestellt.
"Er hört Ihnen nicht zu, er kümmert sich nicht um Ihre Interessen", sagt Gosars Bruder David, ein Rechtsanwalt. Wenn den Wählern von Arizona die Gesundheitsversorgung wichtig sei, "dann müssen sie ihn zur Verantwortung ziehen", sagt die Ärztin Grace. Erst am Ende des Spots erfahren die Zuschauer, dass Gosar ihr Bruder ist.
In einem zweiten Film mit dem Titel "Eine Familie verteidigt ihre Ehre" erklären die Geschwister, es falle ihnen aus persönlichen Gründen schwer, gegen ihren Bruder aufzustehen, sie fühlten sich jedoch moralisch dazu verpflichtet.
Der Republikaner aus dem Bundesstaat Arizona war 2011 mit Unterstützung der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung in den Kongress eingezogen und ist für seine harte Haltung etwa in Einwanderungsfragen bekannt.
Umfragen zufolge hat er gute Chancen, seinen Sitz bei der bevorstehenden Midterm-Wahl im November zu verteidigen.
Gosar geht zum Gegenangriff über
Im Kurzbotschaftendienst Twitter ging Gosar am Wochenende zum Gegenangriff über und kritisierte seine Geschwister wegen ihrer Wahlwerbung für die politische Konkurrenz scharf.
Alle sechs seien "liberale Demokraten, die Präsident
Stalin wäre stolz", fügte er mit Blick auf Sowjet-Diktator Josef Stalin hinzu und schob noch eine Warnung hinterher: "Wir sehen uns zu Hause bei Mama und Papa."
"Wir sehen uns bei Mama und Papa"
Gosar verbreitete zudem einen Bericht der "New York Times" weiter, die seine 85-jährige Mutter Bernadette mit den Worten zitierte, sie glaube "an die gleiche Philosophie und Politik wie Paul". Dazu schrieb der Kongressabgeordnete triumphierend: "Anscheinend bin ich wirklich Muttis Liebling!"
Es ist nicht der erste politische Familienstreit bei den Gosars. Im vergangenen Jahr hatten sieben Geschwisster des Politikers der Lokalzeitung "Daily Miner" einen geharnischten Leserbrief geschrieben, nachdem der Republikaner gemutmasst hatte, ein gewalttätiger Rassisten-Aufmarsch in Charlottesville sei von dem liberalen Geschäftsmann George Soros organisiert worden.
Schlagzeilen machte Gosar zudem, als er Anfang dieses Jahres forderte, den Einwanderungsstatus von Demonstranten zu überprüfen, die am Rande der Rede zur Lage der Nation von Präsident Donald Trump im Januar protestiert hatten. © AFP
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