Es ist ein Termin, der Donald Trump schon seit Monaten Bauschmerzen bereiten dürfte. Mit Michael Cohen sagt nun sein ehemaliger Anwalt und "Ausputzer" vor den Abgeordneten aus. Eine Anhörung wird dabei live im TV übertragen. Cohen gilt als zentrale Figur in den Moskau-Ermittlungen sowie die Affäre um mögliches Schweigegeld an die Pornodarstellerin Stormy Daniels. Cohens Anwalt Lanny Davis kündigte "erschreckende" Aussagen an.

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Der Ex-Anwalt von Donald Trump, Michael Cohen, will den US-Präsidenten bei seiner Aussage vor dem Kongress als Betrüger bezeichnen und Belege für seine Vorwürfe liefern. Das geht aus Cohens vorbereiteter Eingangserklärung hervor, die vom US-Portal Politico.com in der Nacht zu Mittwoch veröffentlicht wurde. Demnach will Cohen über Trump sagen: "Er ist ein Rassist. Er ist ein Hochstapler. Er ist ein Betrüger." In Cohens Statement heisst es zudem, Trump habe vorab von der Veröffentlichung gehackter E-Mails der Demokraten durch Wikileaks im Wahlkampf 2016 gewusst.

Michael Cohen: Trumps Aufenthalt in Vietnam "ironisch"

Trump bezichtigte seinen früheren Anwalt am Mittwoch, die Unwahrheit zu sagen. "Er lügt, um seine Gefängniszeit zu verringern", schrieb der Präsident auf Twitter. "Michael Cohen war einer von vielen Anwälten, die mich vertreten haben (leider)." Trump hält sich derzeit für ein Gipfeltreffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un in Hanoi auf.

Cohen nennt es in dem Statement "ironisch", dass Trump während seiner Aussage vor dem Kongress ausgerechnet in Vietnam sei. Cohen vermittelt in seinem Statement den Eindruck, dass Trump sich während des Vietnam-Krieges vor dem Militärdienst gedrückt haben könnte.

Die USA unterstützten Südvietnam während des Vietnamkrieges militärisch. Ab März 1965 entsandte die US-Regierung immer mehr Bodentruppen. 1973 schlossen die USA einen Waffenstillstand mit Nordvietnam.

Trump soll während des Vietnam-Kriegs wegen eines Fersensporns ausgemustert worden sein, also wegen eines schmerzhaften Auswuchses am Fussknochen. In Cohens Statement heisst es nun, Trump habe ihn im Wahlkampf 2016 damit beauftragt, sich um die schlechte Berichterstattung in den Medien wegen seiner Ausmusterung zu kümmern. Trump habe ihm auf seine Bitten hin aber keine Belege für einen Fersensporn vorgelegt. Er habe ihm stattdessen gesagt: "Denkst Du, ich bin blöd, ich wäre doch nicht nach Vietnam gegangen."

Keine direkten Beweise für Geheimabsprachen

In einer mit Spannung erwarteten öffentlichen Anhörung will sich der Ex-Anwalt von Trump am Mittwoch Fragen von Abgeordneten im Kongress stellen. Der 52-Jährige, der mehr als ein Jahrzehnt für Trump gearbeitet hat, ist eine zentrale Figur in mehreren Affären um den Präsidenten. Cohen sagt in dieser Woche mehrfach vor dem US-Kongress aus. Am Dienstag hatte er sich hinter verschlossenen Türen vor dem Geheimdienstausschuss des Senats geäussert.

In Cohens vorbereiteter Aussage für Mittwoch heisst es, er habe keine direkten Beweise dafür, dass Trump oder sein Wahlkampfteam 2016 Geheimabsprachen mit Russland getroffen hätten. Er habe aber den Verdacht, dass Trump von einem Treffen von Vertretern des Wahlkampfteams mit Russen im Juni 2016 gewusst habe. FBI-Sonderermittler Robert Mueller untersucht, ob es solche Geheimabsprachen gegeben hat. Cohen kooperiert mit Mueller.

Zum Rassismus-Vorwurf heisst es in Cohens Aussage, Trump habe ihm gesagt, dass Schwarze ihn nie wählen würde, weil sie "zu dumm" seien. Trump habe ihn ausserdem gefragt, ob er ein Land kenne, das von einem Schwarzen regiert werde und das kein "Drecksloch" sei. Zu dem Zeitpunkt sei Barack Obama US-Präsident gewesen.

Trump soll Vermögen kleingerechnet haben - um Steuern zu sparen

Cohen sagt dem Statement zufolge, dass Trump übertriebene Angaben zu seinem Vermögen gemacht habe, wenn es seinen Zielen zugute gekommen sei - zum Beispiel bei der Platzierung auf der "Forbes"-Reichenliste. Dann habe Trump sein Vermögen wieder kleingerechnet, um Steuern zu sparen. Zu den Belegen, die Cohen dem Kongress vorlegen will, gehören nach seiner Aussage Kopien von Vermögensbilanzen aus den Jahren 2011 bis 2013, die Trump der Deutschen Bank vorgelegt haben soll.

Cohen sagt in der Erklärung, zu seinen Aufgaben habe früher gehört, auf Anweisung Trumps Geschäftsleute anzurufen, um ihnen zu sagen, dass Trump sie für ihre Leistungen nicht oder nicht wie vereinbart bezahlen werde. Cohen will dem Kongress zudem Kopien von Briefen übergeben, in denen er auf Anweisung Trumps Schulen mit Klagen gedroht habe, wenn sie dessen Noten veröffentlichten.

Zu den Schweigegeldzahlungen an den Pornostar Stormy Daniels heisst es in Cohens Statement über Trump: "Er bat mich, einen Pornostar zu bezahlen, mit der er eine Affäre hatte, und seine Frau darüber zu belügen, was ich getan habe."

Cohen will Kopien von Schecks von Schweigegeldzahlungen präsentieren

Cohen hat bereits in der Vergangenheit angegeben, im Auftrag Trumps Schweigegeldzahlungen an Daniels (bürgerlicher Name: Stephanie Gregory Clifford) und an das frühere Playmate Karen McDougal veranlasst zu haben. Beide Frauen geben an, Affären mit Trump gehabt zu haben. Trump bestreitet das.

In Cohens Aussage heisst es, er wolle dem Kongress eine Kopie eines Schecks von Trumps persönlichem Konto vorlegen, den Trump selber unterzeichnet habe. Dieser Scheck vom 1. August 2017 sei eine der Raten gewesen, mit der Trump ihm die Schweigegeldzahlung an Daniels zurückerstattet habe.

Cohen hatte 2006 bei der Trump-Organisation angefangen, zuletzt war er dort Vizepräsident. Der 52-Jährige wurde oft als Trumps "Ausputzer" beschrieben. Aber er hat sich von seinem früheren Boss abgewendet und ihn mehr als einmal in Bedrängnis gebracht.

Im August bekannte er sich vor Gericht wegen Verstössen gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung und anderer Anklagepunkte schuldig. Im November bekannte sich Cohen zudem schuldig, den Kongress belogen zu haben. Dabei ging es um den geplanten Bau eines Trump-Towers in Moskau, der letztlich nicht zustande kam. Zu dem Trump-Tower-Projekt hatte Cohen zunächst erklärt, die Pläne seien im Januar 2016 aufgegeben worden - also noch vor der ersten Abstimmung im Vorwahlkampf der Republikaner.

Trumps Anwälte hätten Falschaussage vorab gesehen und redigiert

Später räumte er unter anderem ein, noch bis ungefähr Juni 2016 versucht zu haben, eine Genehmigung der russischen Behörden für das Projekt zu erhalten. Seine Bemühungen liefen also in der kritischen Phase von Trumps Wahlkampf weiter. In dem Statement von Mittwoch erklärt Cohen, Trumps Anwälte hätten seine Falschaussage vor dem Kongress vorab gesehen und redigiert.

Cohen war im Dezember zu drei Jahren Haft verurteilt worden und soll seine Strafe im Mai antreten. Trump und das Weisse Haus sind seit Monaten bemüht, Cohen als Lügner zu diskreditieren. Er steht bei der Anhörung vor dem Kongress unter Eid. (dpa/mwo)

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