Mehrere Frauen werfen Donald Trumps Richterkandidat Brett Kavanaugh sexuellen Missbrauch vor. Und was macht der US-Präsident? Er sorgt sich um die Situation der Männer im Land und verhöhnt öffentlich ein mutmassliches Opfer.
US-Präsident
Bei einem Wahlkampfauftritt in Southaven im Bundesstaat Mississippi für die Kongresswahlen am 6. November machte Trump am Dienstag Witze darüber, dass die Psychologieprofessorin Christine Blasey Ford sich nicht an alle Details der fraglichen Nacht erinnern kann.
"Ich habe ein Bier getrunken, richtig?" sagte Trump und machte dabei offenbar Blasey Ford während ihrer Anhörung vor dem Senat nach. "Wie sind Sie nach Hause gekommen? Ich erinnere mich nicht. Wie sind Sie dorthin gekommen? Ich erinnere mich nicht. Wo war der Ort? Ich erinnere mich nicht. Wie viele Jahre ist es her? Ich weiss nicht, ich weiss nicht, ich weiss nicht, ich weiss nicht."
Donald Trumps Anhänger jubeln
Trump fuhr vor seinen jubelnden Anhängern mit diesem nachgestellten Frage-und-Antwort-Spiel fort und sagte dann: "Aber ich habe ein Bier getrunken. Das ist das einzige, woran ich mich erinnere. Und das Leben eines Mannes ist ruiniert. Das Leben eines Mannes ist zerstört."
Die Frontalattacke des US-Präsidenten auf Blasey Ford ist ein radikaler Strategiewechsel - bisher hatte Trump sich mit Blick auf die Frau zurückgehalten und sie nach ihrer Anhörung im Senat sogar als "sehr glaubwürdige Zeugin" bezeichnet.
US-Präsident schlägt sich auf die Seite der Männer
Zuvor hatte sich der US-Präsident in der Missbrauchs-Debatte grundsätzlich auf die Seite der Männer geschlagen: "Es ist eine beängstigende Zeit für junge Männer in Amerika, wenn du für etwas schuldig bist, was du vielleicht nicht getan hast", sagte Trump nach Medienberichten am Dienstag im Weissen Haus. "Man kann angeklagt werden, bevor man seine Unschuld bewiesen hat."
Auf die Frage nach einer Botschaft an junge Frauen, sagte der Präsident: "Frauen geht es sehr gut."
Blasey Ford wirft Kavanaugh vor, im Sommer 1982 auf einer Party versucht zu haben, sie zu vergewaltigen. Trumps Kandidat für den Supreme Court weist die Vorwürfe entschieden zurück. Allerdings haben zwei weitere Frauen ähnliche Vorwürfe gegen den Juristen erhoben.
Seine geplante Ernennung zum Obersten Richter auf Lebenszeit ist in den USA längst zu einem Politikum vor den im November anstehenden Teilwahlen zum US-Kongress geworden.
Demokraten befürchten Scheinuntersuchung
Ermittler der US-Bundespolizei FBI untersuchen derzeit die Vorwürfe. Der Bericht soll nach dem Willen von Trump bis spätestens Freitag vorliegen.
Dagegen forderte die Demokratin Dianne Feinstein, dass die laufenden FBI-Ermittlungen zeitlich unbefristet sind, alle Zeugen angehört werden und allen Vorwürfen nachgegangen wird.
In dem erbitterten Parteienstreit geht es im Kern darum, dass die Republikaner den Demokraten eine Verzögerungstaktik vorwerfen. Aus ihrer Sicht wollen die Demokraten das Votum bis zu den Zwischenwahlen am 6. November hinauszögern - in der Hoffnung, dann selbst eine Mehrheit im Senat zu haben und den erzkonservativen Kavanaugh endgültig zu Fall zu bringen.
Die Demokraten wiederum befürchten eine Scheinuntersuchung durch das FBI, um noch zögernden Republikanern eine Zustimmung zur Bestellung von Kavanaugh erleichtern. (mcf/afp/dpa)
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