Der US-Aussenminister reagiert nach einem kritischen Radio-Interview ungewohnt heftig - er soll die Reporterin angeschrien und beschimpft haben. Doch seine Versuche, die Medienvertreterin zu diskreditieren, laufen ins Leere.
US-Aussenminister Mike Pompeo hat eine Radiojournalistin öffentlich scharf gerügt und damit Irritationen ausgelöst. In einer ungewöhnlichen offiziellen Stellungnahme bezichtigte Pompeo die Reporterin des Radiosenders NPR, Mary Louise Kelly, am Samstag der Lüge und warf ihr beschämendes Verhalten vor, nachdem diese zuvor über einen Wutausbruch Pompeos berichtet hatte.
Ausgangspunkt für die Kontroverse war ein Interview, das Kelly mit Pompeo geführt hatte. Dabei ging es zunächst um den Iran. Als Kelly das Thema auf die Ukraine-Affäre lenkte, wurde Pompeo schmallippig und versuchte mehrfach, auszuweichen und das Thema abzuwürgen.
Er steht in der Affäre in der Kritik wegen der vorzeitigen Abberufung der früheren US-Botschafterin in der Ukraine, Marie Yovanovitch, im vergangenen Jahr. Yovanovitch beklagt, sie sei Opfer einer Rufmordkampagne geworden, die der Anwalt des US-Präsidenten
Pompeo fragt Reporterin: Wo liegt die Ukraine?
Kelly fragte den Minister danach, worauf dieser unwirsch reagierte. Nach Angaben der Reporterin gab es nach dem Ende des Interviews eine hitzige Szene mit Pompeo, in der dieser sie wegen der Ukraine-Fragen angeschrien und mehrfach Kraftausdrücke gebraucht habe. Er habe sie gefragt, ob sie denke, dass sich die Amerikaner für die Ukraine interessierten - und ob sie selbst das Land überhaupt auf der Karte finden könne. Das habe sie bejaht und ihm die Ukraine auf einer unbeschrifteten Weltkarte gezeigt.
Am Samstag reagierte Pompeo dann mit seiner Stellungnahme. Darin beschuldigte er Kelly, ihn belogen zu haben - erst, als sie das Interview arrangierte, und dann, als sie später einwilligte, der Austausch nach dem Interview sei vertraulich. Sie habe auf "beschämende" Weise Regeln des Journalismus und des Anstands gebrochen. Pompeo holte zu allgemeiner Medienschelte aus und schloss mit den Worten, Bangladesch sei im Übrigen nicht die Ukraine.
Womöglich ein Eigentor geschossen?
Mit diesem Zusatz könnte er versucht haben, nahezulegen, dass sich die Reporterin bei der Markierung auf der Karte schwer vertan habe. Doch Pompeo selbst lieferte keinerlei Erklärung und sorgte auch mit dieser Anmerkung für einige Verwirrung. (best/dpa)
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