Im Handelskrieg mit den USA unterstellt China dem US-Präsidenten politische Motive. Die Führung in Peking richtet sich auf einen langen Konflikt ein. Geht es um Handel oder geopolitische Rivalität?
Die USA führen aus chinesischer Sicht einen "Wirtschaftskrieg gegen China", um den Aufstieg der asiatischen Macht zu verhindern. In den Handelsgesprächen habe Washington mehrere "Rückzieher" gemacht und trage jetzt die volle Verantwortung für den Stillstand in den Verhandlungen, stellten Staatsmedien am Montag in Kommentaren fest.
Am Vortag hatte der Staatsrat in Peking ein "Weissbuch" vorgelegt, in dem einerseits Gesprächsbereitschaft signalisiert, andererseits aber betont wurde, dass China auch keine Angst vor einem Handelskrieg habe.
"Bedauerlich und beunruhigend, wie die USA sich geändert haben"
Die seit Monaten andauernde Handelsauseinandersetzung zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften hatte sich am Wochenende noch einmal verschärft. China erliess "Gegenzölle" als Reaktion auf die Anhebung amerikanischer Sonderabgaben auf Importe aus China Anfang Mai.
Auch gegenüber seinem Nachbarn Mexiko schwingt US-Präsident
"Es ist bedauerlich und beunruhigend, wie die USA sich geändert haben", fand die chinesische Tageszeitung "Global Times". "Die USA wandeln sich von einem Gründer zu einem Saboteur der globalen Moral, Grundsätze und Ordnung." Der Kommentator sah "einen grossen Wettbewerb zwischen Isolation und Öffnung, Unilateralismus und Multilateralismus, freiem Handel und Protektionismus, Betrug und Integrität, Engstirnigkeit und breiter Perspektive."
China stellt sich auf langen Konflikt mit USA ein
In dem Handelsstreit sah die Tageszeitung "China Daily" eine Strategie der USA, erst "unangemessene Forderungen" zu stellen, von denen klar sei, dass China sie nicht erfüllen könne, und dann China für das Scheitern der Gespräche verantwortlich zu machen.
Der Kommentator sah einen Trick, "neue Entschuldigungen zu finden, um einen Wirtschaftskrieg gegen China zu führen." "Es lässt die Menschen fragen, ob die USA ihr Handelsdefizit mit China verringern wollen oder versuchen, Chinas Entwicklung zu unterdrücken."
Die Führung in Peking geht offenbar von einem lange andauernden Konflikt aus. "China ist offen für Verhandlungen, wird aber bis zum Ende kämpfen, wenn es nötig ist", hiess es in dem "Weissbuch".
China erstellt Liste mit "unzuverlässigen" Unternehmen
Als neueste Waffe will Peking eine Liste mit "unzuverlässigen" ausländischen Firmen aufstellen. Auf der Strafliste sollen Unternehmen, Personen und Organisationen geführt werden, die den Interessen chinesischer Unternehmen schaden.
Auch der US-Paketdienst FedEx geriet zwischen die Fronten. Chinas Behörden ermitteln gegen das Unternehmen, das mehrere Pakete des chinesischen Telekom-Riesen Huawei in die USA umgeleitet hatte. FedEx entschuldigte sich und sagte, die Pakete seien versehentlich fehlgeleitet worden.
Trump hatte den Handelskrieg in den vergangenen Wochen verschärft, indem er Huawei aus Sicherheitsgründen auf eine "schwarze Liste" gesetzt hatte. Damit unterliegen dessen Geschäftsbeziehungen zu US-Partnern strengen Kontrollen.
Trumps Mexiko-Politik sorgt für Ärger
Chinas Führung unterstellt Trump politische Motive und sieht sich darin bestätigt, dass der US-Präsident auch gegenüber Mexiko Zölle als Werkzeug seiner Aussenpolitik einsetzt. Auf Twitter schimpfte Trump auf den Nachbarn, der die USA ausnutze und die Grenze nur mangelhaft sichere.
Er droht damit, vom 10. Juni an Zölle in Höhe von fünf Prozent auf alle Importe aus Mexiko zu erheben, sollte das Nachbarland nicht wirksam den Zustrom illegaler Migranten in die USA reduzieren. Die Zölle sollen gegebenenfalls schrittweise auf bis zu 25 Prozent steigen.
Mexiko ist einer der wichtigsten Handelspartner der USA. Die USA importierten aus dem Nachbarland zuletzt Waren im Wert von 346 Milliarden Dollar im Jahr - zum grössten Teil Autos und Autoteile. Der neue Vorstoss Trumps stiess auf scharfe Kritik auch in den USA. Es wird befürchtet, dass die Zölle gegen Mexiko - wie auch die gegen China - die Einfuhren verteuern und und am Ende von amerikanischen Verbrauchern bezahlt werden müssen. (dpa/hub)
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