Der Corona-Task-Force der US-Regierung gehören gleich mehrere Ärzte an. Deren Meinungen widersprechen oft den Ansichten von Donald Trump. Nun hat sich der US-Präsident einen neuen Corona-Berater an die Seite geholt: Scott Atlas. Auffällig: Dessen Strategie zur Bekämpfung der Corona-Pandemie ähnelt der Trumps sehr.

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Mehr als sechs Millionen Infizierte und mehr als 185.000 Tote - die Corona-Pandemie hat die Vereinigten Staaten von Amerika weiterhin fest im Griff.

Auch deswegen sinken wenige Monate vor der Präsidentschaftswahl Anfang November die Umfragewerte von Amtsinhaber Donald Trump.

Mit den Medizinern aus seiner Coronavirus-Task-Force liegt Trump oft über Kreuz. Während Anthony Fauci - einer der führenden Virologen der USA - und Deborah Birx, die Koordinatorin der Corona-Arbeitsgruppe im Weissen Haus, regelmässig vor zu schnellen Lockerungen warnen und die Wichtigkeit des Tragens von Masken und der Einhaltung der Abstandsregeln betonen, spielt der US-Präsident die Gefahr durch das Coronavirus häufig herunter und hält die Ratschläge seiner Experten für übertrieben.

Trump ernennt Scott Atlas zu seinem Chefberater in Fragen der Corona-Pandemie

Seit dem 10. August hat sich der Präsident nun einen neuen Berater an seine Seite geholt: Scott Atlas. Der beriet bereits die republikanischen Präsidentschaftsbewerber Rudy Giuliani (2008) und Mitt Romney (2012) in Fragen der Gesundheitsvorsorge.

Er zählt zu den Gegnern der sogenannten Obamacare, der Gesundheitsreform von Trumps Vorgänger Barack Obama, deren Ziel es ist, jedem Amerikaner Zugang zum Krankenversicherungssystem zu verschaffen.

Von 1998 bis 2012 war Atlas Professor und Leiter der Neuroradiologie am renommierten Stanford University Medical Center. Auf diesem Fachgebiet gilt er als anerkannter Experte - öffentliche Gesundheitsversorgung und Infektionskrankheiten zählen hingegen nicht zu seinen Spezialgebieten.

Warum hat sich Trump also gerade ihn als neuen Chefberater in der Corona-Pandemie ausgesucht? Warum begleitet Atlas nun Trump zu seinen regelmässigen Pressebriefings - und nicht mehr Fauci?

Atlas will wie Trump Schulen schnellstmöglich wieder öffnen

Seine Haltung und Einstellung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie zeigen deutliche Übereinstimmungen mit denen des Präsidenten auf. Wie Trump will er die Corona-Regelungen für die Wirtschaft so schnell wie möglich lockern und fordert die Wiedereröffnung der Schulen.

Er sieht bei Kindern "kein Risiko einer schweren Erkrankung" durch das Coronavirus und hält sie nicht für entscheidend für die Verbreitung des Virus, wie er Anfang August in einer Diskussionsrunde bei Trumps Lieblingsfernsehsender Fox verlauten liess.

Aktuelle Studien, etwa die des Centers for Disease Control and Prevention, zeigen hingegen, dass Menschen zwischen zehn und 19 Jahren das Virus mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit weitergeben. Forschungsergebnisse, die im Juli in "JAMA Pediatrics" veröffentlicht wurden, zeigen zudem, dass Kinder mindestens eine genauso hohe oder sogar höhere Virenlast in Nase und Rachenraum haben als Erwachsene.

Tests? Masken? Für Atlas und Trump nicht entscheidend

Auch von einer ausgedehnten Teststrategie hält Atlas - wie Präsident Trump - wenig, in Quarantäne sollten seiner Meinung nach nicht alle positiv getesteten Personen, sondern nur diejenigen mit deutlichen Krankheitssymptomen.

Wie das Politmagazin politico.com berichtet, soll Atlas ausserdem jüngst in einem Meeting der Coronavirus-Task-Force Fauci belehrt haben, dass die Wissenschaft die Vorgaben der US-Administration zum Tragen einer Maske nicht vollständig teile. Ist Atlas also der "Anti-Fauci", wie "politico" ihn nennt?

Kritiker werfen Trump vor, er habe Atlas ernannt, um die Glaubwürdigkeit seiner oft strittigen Aussagen zur Corona-Pandemie zu erhöhen.

Die These: Wenn selbst ein Stanford-Professor behauptet, dass die Hysterie um das Coronavirus übertrieben ist, dass Masken und Tests nur wenig bringen und Schulen und Wirtschaft wieder geöffnet werden sollten - wer würde dann dem US-Präsidenten widersprechen, wenn er eben diese fragwürdigen Behauptungen aufstellte?

Trump tritt Gerüchten über "Mini-Schlaganfälle" entgegen

Nach einem Aufenthalt in einem Militärkrankenhaus wurden Gerüchte über Donald Trumps Gesundheitszustand laut. Der US-Präsident bezeichnet die Spekulationen als "Fake News".

Verwendete Quellen:

  • COVID-19 Dashboard der Johns Hopkins University
  • politico.com: "Trump elevates Scott Atlas, a doctor with a rosier coronavirus outlook"
  • forbes.com: "Who Is Dr. Scott Atlas? Trump's New Covid Health Adviser Seen As Counter To Fauci And Birx"
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