Der demokratische US-Senator Cory Booker protestiert auf ungewöhnliche Art gegen die Politik von Präsident Donald Trump. Er setzte zu einer Rede an, die auch 20 Stunden später nicht beendet war.

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Mit einer kämpferischen Marathon-Rede protestiert der demokratische US-Senator Cory Booker in der Kongresskammer gegen die Politik von Präsident Donald Trump. Der 55-Jährige trat am Montagabend um 19.00 Uhr (Dienstag 01.00 Uhr MESZ) im Senat ans Rednerpult, sprach die ganze Nacht durch und stand auch nach 20 Stunden noch am Pult.

"Ich erhebe mich heute Abend, weil ich ehrlich glaube, dass unser Land sich in einer Krise befindet", sagte der Senator und frühere Präsidentschaftsbewerber. "Das sind keine normalen Zeiten."

Demokratischer Senator protestiert mit Marathon-Rede gegen Donald Trump

Booker kritisierte unter anderem Trumps radikale Kürzungen des Staatsapparats mit der Entlassung von tausenden Angestellten des öffentlichen Dienstes. Der Senator warf dem Rechtspopulisten auch vor, immer mehr Macht an sich zu reissen und damit die US-Demokratie zu gefährden. Er sprach dabei von einem "verfassungswidrigen" Vorgehen Trumps. "In nur 71 Tagen hat der Präsident der Vereinigten Staaten der Sicherheit der Amerikaner, der finanziellen Stabilität, den Grundlagen unserer Demokratie so viel Schaden zugefügt", sagte der demokratische Senator, der in der Kongresskammer den Bundesstaat New Jersey vertritt.

Booker zeigte in seiner Rede bemerkenswertes Durchhaltevermögen: Um das Rederecht nicht zu verlieren, musste er durchgehend stehen bleiben und durfte nicht einmal auf die Toilette. Der Senator füllte die Zeit nicht nur mit Kritik an Trump, sondern auch mit dem Vorlesen von Gedichten und Ausführungen über Sport. Ausserdem beantworte er Fragen von Senatskolleginnen und Senatskollegen.

Rekord-Rede dauerte mehr als 24 Stunden

Ähnliche Marathonreden hat es im US-Senat immer wieder gegeben. Sie sind unter dem Namen Filibuster bekannt als Mittel, Abstimmungen über Gesetze hinauszuzögern. Die längste solche Rede dauerte 24 Stunden und 18 Minuten. Mit ihr versuchte 1957 Senator Strom Thurmond, ein Bürgerrechtsgesetz für Afroamerikaner zu blockieren.

Technisch gesehen war Bookers jetzige Rede kein Filibuster, weil im Senat keine Abstimmung über einen Gesetzestext anstand. Booker wollte vielmehr ein Zeichen gegen Trumps Politik setzen und vermutlich auch seine Partei aufrütteln.

Viele Anhänger der Demokraten werfen der Oppositionspartei vor, Trump und seiner Politik nicht ausreichend energisch entgegenzutreten. Angesichts der Flut an Massnahmen, Ankündigungen und gezielten Grenzüberschreitungen des Präsidenten wirken die Demokraten häufig wie gelähmt. (afp/bearbeitet von mt)

Teaserbild: © dpa / Uncredited/Senate Television/AP/dpa