Äusserlich zeigt sich Donald Trump von der Eröffnung des Amtsenthebungsverfahrens gegen ihn unbeeindruckt. "Ich habe eine gute Zeit", ruft er seinen Anhängern auf einer Wahlkampfveranstaltung während der entscheidenden Abstimmung entgegen. Doch so abgebrüht sich der US-Präsident auch gibt, seine Gedanken dürften nur um dieses Ereignis kreisen und dessen Auswirkungen auf seine Präsidentschaft - wie Trump selbst einmal, unter anderen Vorzeichen, erzählt hat.

Mehr zu den USA unter Donald Trump hier

Welche Auswirkungen hat das Impeachment auf mich und meine Amtszeit? Dieser Frage muss sich derzeit US-Präsident Donald Trump stellen. Während er sich äusserlich abgebrüht gibt, dürften ihn das Amtsenthebungsverfahren und die damit verbundenen Risiken für seine Präsidentschaft nicht kalt lassen – wie eine Episode aus dem Jahr 2014 zeigt.

Interview aus 2014 zeigt: So dürfte Trump wirklich denken

In einem Telefoninterview während der Sendung "Fox & Friends" unterhalten sich die Moderatoren mit dem damals noch Präsidentschaftskandidaten Donald Trump über ein mögliches Impeachment von Präsident Barack Obama. Hintergrund war Obamas Aussetzung der Abschiebung von Immigranten ohne gültige Papiere.

"Glauben Sie wirklich, Obama will sich einem Impeachment stellen und das gleiche durchmachen wie Bill Clinton?", antwortet Trump auf die Frage, ob man Obama des Amtes entheben sollte. "Er (Obama, Anm. d. Red.) wäre völlig am Ende. Er würde an nichts anderes mehr denken - es wäre seine private Horror Show." Die Amtsenthebung wäre eine "absolute Peinlichkeit" welche für immer ein "schwarzer Fleck" in der Amtszeit Obamas bleiben würde.

Das denkt Donald Trump über Impeachment

Trumps Interview bei "Fox & Friends". © YouTube

Das formuliert US-Präsident Donald Trump heute anders. Schuld seien, wenn überhaupt, nur die Demokraten: Trump ist überzeugt, im republikanisch dominierten Senat werde er von allen Anklagepunkten des "betrügerischen" Amtsenthebungsverfahrens freigesprochen. In der Zwischenzeit werde er sich weiter unermüdlich um die Belange des Landes kümmern. Also alles "business as usual", keine grosse Sache.

US-Präsident überzieht politische Gegner mit Drohungen und Schmähungen

Dass dem nicht so ist, zeigen die hysterischen Angriffe auf den politischen Gegner: Bereits vor der Abstimmung überzieht er die Demokraten und deren Vorsitzende im Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, mit Drohungen und Schmähungen. Mit dem Impeachment erkläre man "der amerikanischen Demokratie offen den Krieg". Die Geschichte werde Pelosi für den Schritt "hart verurteilen", das amerikanische Volk die Demokraten bei den Wahlen 2020 für das Impeachment "verantwortlich machen".

Trump selbst sieht sich als grosses Opfer. Er schreibe den Brief "mit Blick auf die Geschichte", um seine "Gedanken dauerhaft und unauslöschlich aufzuzeichnen", "damit dies (gemeint ist das Zustandekommen des Amtsenthebungsverfahrens, Anm. d. Red.) nie wieder einem anderen Präsidenten passieren kann."

Gleichzeitig versucht er nach der Entscheidung aus dem Impeachment politisches und finanzielles Kapital zu schlagen: Während der laufenden Debatte am Mittwoch schickt das Wahlkampfbüro in Trumps Namen eine Rundmail zum "Impeachment-Krieg" an Unterstützer. "Ich möchte zwei Millionen Dollar vor der heutigen Abstimmung sammeln", heisst es dort. "Denkt daran, das ist Krieg, und Amerikas Zukunft hängt davon ab, dass wir gewinnen."

"Uncle Sam" Trump warnt seine Wähler

Später veröffentlicht der US-Präsident ein Bild von sich auf Twitter in welchem er in Uncle-Sam-Pose seine Follower warnt: "In Wirklichkeit sind sie nicht hinter mir her, sie sind hinter Euch her. Ich bin nur im Weg." Die Figur und die Pose von Uncle Sam - der Personifizierung der USA - wurden auf einem Poster aus dem Ersten Weltkrieg weltbekannt, das damals zur Rekrutierung von US-Soldaten verbreitet wurde. Trump hofft, dass das Impeachment seine Anhänger vor allem bei den Präsidentschafts- und Kongresswahlen im kommenden November zur Stimmabgabe motiviert und auch die republikanische Partei hinter sich eint.

Hier hatten die Reihen bei der Impeachment-Abstimmung undurchdringbar gehalten. Kein Republikaner des Repräsentantenhauses hatte für eine Amtsenthebung des Präsidenten gestimmt. Trump kommentierte: "Die republikanische Partei ist noch nie so angegriffen worden, aber sie war auch noch nie so vereint wie jetzt."

Verwendete Quellen:

  • dpa
  • Business Insider: Trump said impeachment would be "a horror show" and an "absolute embarrassment' for Obama's legacy in 2014
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.