Nur knapp 48 Stunden nach seinem Staatsbesuch in Frankreich hat US-Präsident Donald Trump auf Twitter scharf gegen Emmanuel Macron geschossen. Er unterstellt dem französischen Staatspräsidenten, mit aussenpolitischen Vorschlägen von innenpolitischer Schwäche ablenken zu wollen. In dem letzten einer Reihe an Tweets stichelt Trump unverblümt: "MAKE FRANCE GREAT AGAIN!"

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Zwei Tage nach seiner Rückkehr aus Paris hat US-Präsident Donald Trump zum spöttischen Rundumschlag gegen Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron ausgeholt.

In einer Serie von Twitter-Botschaften attackierte Trump am Dienstag erneut Macrons Idee einer europäischen Armee. Dabei verwies er auf die historische Erfahrung Frankreichs aus den beiden Weltkriegen - dass die Gefahr damals von innerhalb Europas ausging, nämlich Deutschland.

Trumps Generalattacke gipfelte in dem sarkastischen Spruch in Anlehnung an das eigene Motto: "MAKE FRANCE GREAT AGAIN!"

Umfeld von Macron: "Kein Kommentar!"

Das französische Präsidialamt zog es zunächst vor, zu Trumps Attacken zu schweigen. "Wir geben keinen Kommentar ab", hiess es von dort.

Ein Berater Macrons sagte, Trumps Tweets richteten sich "an die Amerikaner, sonst wären sie nicht in Englisch verfasst".

Der Besuch des US-Präsidenten zum 100. Jahrestag des Weltkriegsendes am Wochenende in Paris sei ein deutliches "Signal mit einem höheren Wert als Tweets" gewesen.

Bei den Gedenkfeiern hatte Macron in Anwesenheit von Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin eindringlich vor dem erstarkenden Nationalismus und Gefahren für den Weltfrieden gewarnt.

"Die alten Dämonen steigen wieder auf - bereit, ihr Werk von Chaos und Tod zu vollenden", sagte Macron bei der grossen Feier mit rund 70 Staats- und Regierungschefs im Schatten des Pariser Triumphbogens.

Ohne Amerikas Präsidenten beim Namen zu nennen, waren Macrons Worte unmissverständlich an Trump adressiert: "Patriotismus ist genau das Gegenteil von Nationalismus." Trump hatte sich im Wahlkampf vor den US-Kongresswahlen offen zum Nationalisten erklärt.

Retourkutsche für Macrons Seitenhieb?

Es ist durchaus denkbar, dass Trump dieser Seitenhieb Macrons immer noch nachhängt, womit sich die jüngste Twitter-Attacke erklären liesse.

Bislang galt Macron trotz der vielen Differenzen - etwa über die Handelspolitik, das Pariser Klimaschutzabkommen oder die Atom-Vereinbarung mit dem Iran - als Trumps bevorzugter Gesprächspartner in Europa.

In ihren Begegnungen bemühten sie sich intensiv darum, eine herzliche persönliche Beziehung vorzuführen - durch Witzeleien, viel Händeschütteln und Schulterklopfen sowie ausgiebige Wangenküsschen.

Auch bei Trumps jüngstem Besuch in Paris, wo er an den Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs teilnahm, demonstrierten beide Seiten einen freundlichen Umgang.

Der Händedruck der beiden Präsidenten fiel allerdings weniger herzlich aus als bei früheren Gelegenheiten.

Trump sauer auf Grundlage eines Missverständnisses

Trump hatte bereits bei seiner Ankunft in Paris Macrons Idee einer europäischen Armee hart kritisiert. Der Vorschlag sei "beleidigend" für sein Land, twitterte er.

Nun legte Trump massiv nach. Macron habe vorgeschlagen, dass eine europäische Armee den Kontinent gegen die USA, China und Russland schützen solle, "aber es war Deutschland in den Weltkriegen Eins & Zwei- wie hat das für Frankreich funktioniert?", so Trumps zynische Anspielung.

Damals sei in Paris damit begonnen worden, Deutsch zu lernen, bevor die USA eingegriffen hätten, schrieb der US-Präsident.

Macron hatte die USA aber keineswegs als militärische Bedrohung für Europa beschrieben, wie es Trump offensichtlich missversteht. Macron sprach als Ratio für die europäische Armee lediglich allgemein vom Schutz des Kontinents.

Hinzu fügte er dann, dass sich Europa auch besser gegen Cyberattacken aus "China, Russland und sogar den Vereinigten Staaten von Amerika" rüsten müsse.

Trump unterstellt Macron Ablenkungsmanöver

Der US-Präsident beschrieb Macrons Idee einer europäischen Armee nun als Manöver, um von dessen niedrigen Popularitätswerten und der hohen Arbeitslosigkeit in Frankreich abzulenken: "Er hat nur versucht, das Thema zu wechseln."

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gab Macron hingegen Rückendeckung. In einer Rede vor dem Europäischen Parlament in Strassburg plädierte sie am Dienstag für eine "echte europäische Armee". "Wir sollten an dieser Vision arbeiten", sagte sie. Die Zeiten, in denen Europa sich auf andere verlassen konnte, seien "schlicht vorbei".

Trump erneuerte unterdessen auch seine Forderung nach höheren Nato-Beiträgen der europäischen Partner.

"Zahlt für die Nato oder nicht!" schrieb er. Bereits am Freitag hatte er getwittert: "(...) vielleicht sollte Europa erst einmal seinen fairen Anteil an den Kosten der Nato bezahlen, welche die USA in hohem Masse subventionieren."

Der US-Präsident beklagte ferner, dass Frankreich die Einfuhr von US-Weinen durch hohe Zölle erschwere. Dagegen würden französische Weine in den USA nur mit niedrigen Zöllen belegt. Dies sei "nicht fair" und müsse sich ändern.

Seinen Slogan "Macht Frankreich wieder grossartig!" leitete Trump mit den Worten ein, dass es "kein nationalistischeres Land als Frankreich" gebe. Die Franzosen seien ein "sehr stolzes Volk - und dies zu Recht!" (afp/mwo)

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