In letzter Minute wollte die Regierung von US-Präsident Trump die Veröffentlichung des Buches von Ex-Sicherheitsberater Bolton juristisch verhindern. Ohne Erfolg. Trump reagiert mit martialischen Drohungen - und will Bolton "einen sehr hohen Preis" bezahlen lassen.
Der frühere Nationale Sicherheitsberater John Bolton kann sein Buch mit explosiven Vorwürfen gegen US-Präsident
Lamberth verwies darauf, dass laut Verlag bereits 200 000 Exemplare des Buches innerhalb der USA verschickt worden seien. Tausende weitere seien ins Ausland geliefert worden. "Mit Hunderttausenden von Exemplaren rund um den Globus - viele davon in Redaktionen - ist der Schaden angerichtet." Das Gericht werde nicht anordnen, dass das Buch landesweit beschlagnahmt und zerstört werde.
"The Room Where It Happened"
Das knapp 600 Seiten lange Buch mit dem Titel "The Room Where It Happened" (etwa: Der Raum, in dem es geschah) soll an diesem Dienstag erscheinen. In vorab bekannt gewordenen Passagen beschreibt Bolton Trump darin als einen Politiker, der seine eigenen Interessen über die des Landes stellt. Unter anderem soll der US-Präsident demnach den chinesischen Präsidenten
Lamberth übte zugleich scharfe Kritik an Bolton. Dieser habe die Nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten aufs Spiel gesetzt, schrieb der Richter. Bolton setze sich zivilrechtlicher und möglicherweise strafrechtlicher Haftung aus. Darum sei es bei der Frage der einstweiligen Verfügung aber nicht gegangen.
Der Richter verwies darauf, dass Bolton bei seiner Einstellung eine Verpflichtung unterschrieben habe, wonach er Informationen nicht ohne Freigabe veröffentlichen dürfe. Diese Freigabe sei nicht erfolgt. Bei Verstoss könnten alle Gewinne aus der Veröffentlichung an die US-Regierung gehen.
Trump spricht dennoch von juristischem Sieg
Trump sprach am Samstag dennoch von einem juristischen Sieg und verwies auf die Kritik Lamberths an Bolton. Das Gericht habe nichts mehr unternehmen können, um das Buch noch zu stoppen, schrieb Trump auf Twitter. Sein ehemaliger Sicherheitsberater habe das Gesetz gebrochen, indem er Geheiminformationen "in massiven Mengen" veröffentliche. "Dafür muss er einen sehr hohen Preis bezahlen." Trump fügte mit Blick auf den Hardliner Bolton hinzu: "Er mag es, Bomben auf Menschen zu werfen und sie zu töten. Jetzt wird er Bomben auf sich fallen lassen!"
Bolton schreibt in dem Buch nach Angaben der "New York Times", ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump wäre nicht nur wegen der Vorwürfe in der Ukraine-Affäre, sondern auch wegen anderer Fälle gerechtfertigt gewesen. Trump habe mehrfach strafrechtliche Ermittlungen zugunsten von "Diktatoren" unterbunden, etwa in Bezug auf China und die Türkei. "Das Verhaltensmuster sah nach Behinderung der Justiz als Alltagsgeschäft aus, was wir nicht akzeptieren konnten", schrieb Bolton. Trump habe seine Macht für persönliche Interessen missbraucht.
Überprüfung der Inhalte durch Nationalen Sicherheitsrat
Bolton sagte dem Sender ABC in einem vorab in Auszügen ausgestrahlten Interview, Trump sei nicht für das Amt des Präsidenten geeignet. "Ich glaube nicht, dass er die Kompetenz hat, den Job zu machen." Der 71-Jährige hatte eineinhalb Jahre lang mit Trump zusammengearbeitet. Trump hatte seinen Nationalen Sicherheitsberater im vergangenen September geschasst.
Die Regierung hatte unter anderem gefordert, Bolton müsse vor einer Veröffentlichung des Buches eine Überprüfung der Inhalte durch den ans Weisse Haus angeschlossenen Nationalen Sicherheitsrat abwarten. Lamberth warf Bolton vor, diesen Prozess nach nur vier Monaten abgebrochen und das Manuskript an den Verlag geschickt zu haben. "Viele Amerikaner sind nicht in der Lage, ihre Reisepässe innerhalb von vier Monaten zu erneuern." Bolton sei aber der Ansicht gewesen, dass eine Überprüfung Hunderter Seiten schneller gehen müsse.
Auch Justizminister William Barr hatte kritisiert, Bolton habe nicht den vorgeschriebenen Prozess durchlaufen, sich Passagen durch das Weisse Haus freigeben zu lassen. Trump hatte hinzugefügt, Bolton mache sich im Fall einer Veröffentlichung strafbar. US-Aussenminister Mike Pompeo hatte ihn als "Verräter" bezeichnet. (dpa/fra)
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