Möglicherweise wird US-Präsident Donald Trump noch am Montag das Walter-Reed-Militärkrankenhaus verlassen. Das teilte sein Stabschef Mark Meadows mit. Wenige Wochen vor der Wahl könnte Trump dadurch ein Zeichen von Stärke setzen. Und das, obwohl seine Corona-Infektion noch nicht auskuriert ist.
Der Gesundheitszustand von US-Präsident
"Er hat sich über Nacht weiter gebessert und ist bereit, zu einem normalen Arbeitsplan zurückzukehren." Mit einer Entscheidung sei aber frühestens am Nachmittag (Ortszeit) zu rechnen, ergänzte Meadows später. Zunächst stünden Besprechungen mit den Ärzten an. Meadows sprach von einem "unglaublichen Fortschritt", den Trump gemacht habe.
Trump hatte seine Corona-Infektion am Freitag nach Mitternacht US-Ostküstenzeit bekannt gegeben und war keine 24 Stunden später per Helikopter ins Walter-Reed-Militärkrankenhaus in Bethesda nördlich von Washington gekommen.
Am Wochenende gab es widersprüchliche Angaben zu seinem Gesundheitszustand. Am Sonntag war klar: Der Zustand des Präsidenten war zwischenzeitlich ernster als zunächst dargestellt.
Mit seinen 74 Jahren gehört Trump zu einer Corona-Risikogruppe. Am Sonntag hatte ein Arzt die Möglichkeit der baldigen Entlassung aufgeworfen. Er könnte im Weissen Haus weiter behandelt werden, wo es einen Krankenhaustrakt gibt.
US-Präsident verlässt Krankenhaus und erntet Kritik
Vier Wochen vor der Wahl am 3. November könnte Trump mit der Entlassung ein Zeichen der Stärke senden - auch wenn die Erkrankung damit noch nicht ausgestanden wäre.
Persönliche Auftritte des Republikaners wurden bis auf Weiteres abgesagt, Trumps Herausforderer
Trump bewies am Sonntag, dass man trotz seiner Corona-Infektion mit Überraschungen rechnen muss. Er verliess kurzzeitig das Krankenhaus, um sich bei einer Fahrt im gepanzerten Wagen von Anhängern vor der Klinik bejubeln zu lassen.
Einige Ärzte und Wissenschaftler kritisierten die Aktion, die Fragen zur Sicherheit der anderen Personen in Trumps Wagen aufgeworfen hatte. "Die Verantwortungslosigkeit ist erstaunlich", schrieb der am Walter-Reed-Krankenhaus tätige Mediziner James P. Phillips auf Twitter und sprach von einem "politischen Theater", das andere in Lebensgefahr bringe.
Trump dürfte noch ansteckend sein. US-Medienberichten zufolge sass er mit zwei Mitarbeitern des Secret Service in dem Wagen. Auf Fotos war zu sehen, dass der Beifahrer ein Plastikvisier über dem Gesicht, eine Atemschutzmaske und einen medizinischen Schutzanzug zu tragen schien.
Trump hatte lediglich eine Stoffmaske auf. Das Weisse Haus erklärte, die Fahrt sei vom medizinischen Team als sicher eingestuft worden.
Trump könnte eigene Corona-Infektion politisch nutzen
In einer unmittelbar vor seinem Ausflug veröffentlichten Videobotschaft auf Twitter beschrieb seine Erkrankung als lehrreiche Erfahrung. "Es war eine interessante Reise. Ich habe viel über COVID erfahren."
Trump wird immer wieder vorgeworfen, die Gefahr des Coronavirus heruntergespielt zu haben. Seine Gegner machen ihn für die zahlreichen Toten mitverantwortlich.
Mehr als 7,4 Millionen Infektionen sind in den USA bekannt, fast 210.000 Menschen starben. Eine schnelle Entlassung könnte Trumps Darstellung bestärken, dass es bereits erfolgreiche Behandlungsmethoden gegen das Virus gibt, was er unter anderem immer wieder anführt, wenn er sagt, ein Ende der Pandemie sei in Sicht.
Wenige Stunden nach seinem positiven Corona-Test hatte Trump nach Angaben der Ärzte am Freitag hohes Fieber und die Sauerstoffsättigung seines Blutes sank unter 94 Prozent, weshalb er zusätzlichen Sauerstoff verabreicht bekam.
Am Samstag fiel die Sauerstoffsättigung erneut auf rund 93 Prozent. Wenn der Erreger SARS-CoV-2 die Lunge angreift, wird der Körper schlechter mit Sauerstoff versorgt.
Wegen des vorübergehenden Sauerstoffabfalls bekam Trump das Steroid Dexamethason verabreicht, was die Weltgesundheitsorganisation zur Behandlung von Patienten mit einem schweren COVID-19-Verlauf empfiehlt. Zudem hatte er unter anderem einen Antikörper-Cocktail - eine experimentelle Behandlungsmethode - bekommen und wird mit dem Mittel Remdesivir behandelt.
Mehrere Personen im Umfeld Trumps ebenfalls mit Corona infiziert
Nach Trumps Infektion waren auch zahlreiche Ansteckungen in seinem persönlichen Umfeld bekannt geworden. Ausser Ehefrau Melania Trump wurden unter anderem auch seine Beraterin Hope Hicks, sein Assistent Nicholas Luna sowie Wahlkampfchef Bill Stepien positiv auf das Virus getestet.
Es ist nicht klar, wann Trump das letzte Mal negativ getestet wurde und wann genau er das erste Mal ein positives Testergebnis erhielt. Seine Sprecherin Kayleigh McEnany machte am Sonntag laut Journalisten im Weissen Haus keine eindeutigen Angaben dazu.
Das "Wall Street Journal" berichtete, Trump habe das Ergebnis eines ersten positiven Schnelltests am Donnerstag für sich behalten. Schnelltests gelten als weniger zuverlässig als Labortests.
Am Montag wurde bekannt, dass auch McEnany positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde.
(dpa/thp/ank)
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