US-Präsident Trump will Berlin abstrafen und Tausende US-Soldaten aus Deutschland abziehen. Mit diesen Plänen gerät der US-Präsident nun aber selbst in den eigenen Reihen in die Kritik: Sechs republikanische Abgeordnete haben nun ihre Befürchtungen in einem Brief geäussert.
Die Pläne von US-Präsident
Trump hatte am Montag vergangener Woche angekündigt, dass die Zahl der US-Soldaten in Deutschland auf 25.000 reduziert werden soll. Derzeit sind rund 34.500 US-Soldaten in Deutschland stationiert. Mit einem Teilabzug will Trump Deutschland für die aus seiner Sicht weiterhin zu geringen Verteidigungsausgaben bestrafen. Er kritisiert auch, dass Deutschland Russland "Milliarden Dollar" für Energie bezahle, sich aber gleichzeitig von den USA beschützen lassen wolle.
Das Zwei-Prozent-Ziel der Nato sieht vor, dass sich alle Alliierten bis 2024 dem Ziel annähern, mindestens zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Verteidigung auszugeben. Deutschland hat die Ausgaben in den vergangenen Jahren deutlich gesteigert, lag aber 2019 dennoch erst bei einem BIP-Anteil von 1,38 Prozent.
Abgeordnete sehen strategische Interessen der USA gefährdet
In dem Schreiben der Abgeordneten hiess es, man unterstütze Trumps Bemühungen um eine faire Lastenteilung innerhalb der Nato. Man erkenne auch an, dass Deutschlands Ausgaben zu niedrig seien. "Wir befürchten jedoch, dass dieser teilweise US-Rückzug aus Deutschland Berlin nicht davon überzeugen wird, mehr auszugeben, und gleichzeitig die strategischen Interessen der Vereinigten Staaten gefährdet."
Der Abgeordnete Adam Kinzinger - der zu den Mitunterzeichnern des Briefs gehört - betonte in einer Mitteilung, man unterstütze den Versuch, die US-Position in anderen Nato-Staaten zu stärken. Das dürfe aber nicht zum Nachteil Deutschlands geschehen. Die "New York Times" hatte berichtet, dass ein Teil der Soldaten aus Deutschland nach Polen geschickt werden solle, ein Teil in andere verbündete Länder und ein Teil solle in die USA zurückkehren.
Trump empfängt an diesem Mittwoch den polnischen Präsidenten Duda im Weissen Haus. Wichtigstes Thema dürfte dabei die von Polen erhoffte Verstärkung der US-Militärpräsenz in dem Land sein. Regierungsvertreter in Warschau haben betont, man wolle eine Erhöhung der US-Militärpräsenz nicht auf Kosten Deutschlands.
Truppenabzug aus Deutschland könnte "Putin-Regime" nützen
In ihrem Schreiben warnten die sechs Kongressabgeordneten, ein Teilabzug der Truppen aus Deutschland könnte den russischen Präsidenten Wladimir Putin stärken. "Dies ist nicht der Zeitpunkt für Massnahmen, die das Putin-Regime veranlassen könnten, die Glaubwürdigkeit der Nato-Abschreckung in Frage zu stellen", hiess es in dem Schreiben. Es müsse auch verhindert werden, dass Nato-Verbündete "das Engagement der Vereinigten Staaten für unsere kollektive Sicherheit" anzweifelten.
Ein friedliches und wohlhabendes Europa liege nicht nur im Interesse der europäischen Verbündeten, sondern auch in dem der USA. Die Abgeordneten warnten, Gegner wie Russland und China versuchten, Risse im transatlantischen Verhältnis auszunutzen. Daher sei es beunruhigend, dass Verbündete bei der Frage der Neuaufstellung der Truppen nicht konsultiert worden seien. Die Regierung in Berlin war vorab nicht über Trumps Pläne informiert worden.
Führende Demokraten im US-Kongress haben bereits angekündigt, den teilweisen Abzug von US-Truppen aus Deutschland per Gesetz stoppen zu wollen. Der Präsident kann den Teilabzug als Oberbefehlshaber der Streitkräfte anordnen; um ihn umzusetzen, wird aber Geld nötig sein, das der Kongress bewilligen muss.
Ex-Befehlshaber Hodges: "Das zeigt totalen Mangel an Verständnis"
Der frühere Befehlshaber der US-Truppen in Europa, Ben Hodges, hatte Trumps Pläne für eine Truppenreduzierung in Deutschland als Schwächung der USA und der gesamten Nato bezeichnet. "Ich habe gehört, dass dies eine Strafe für Deutschland sein soll. Das zeigt leider einen totalen Mangel an Verständnis - sowohl beim US-Präsidenten als auch beim ehemaligen US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell, warum wir Soldaten in Deutschland haben", sagte der pensionierte Dreisterne-General der dpa. "Sie sind nicht dort, um Deutschland zu verteidigen, sondern sie sind für uns dort." (jwo/dpa)
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