Mit seinem Raketenangriff auf das Assad-Regime in Syrien hat US-Präsident Donald Trump die Welt überrascht und Russland verärgert. Ein genereller Strategiewechsel im Weissen Haus ist aber noch nicht zu erkennen. Vielmehr lenkt Trump mit seinen Muskelspielen geschickt von innenpolitischen Problemen ab.

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Überraschende Töne nach einem ebenso überraschenden Luftschlag: Die USA wollten in der Welt denjenigen antworten, "die anderen Schaden zufügen", sagte der amerikanische Aussenminister Rex Tillerson am Montag vor einem Treffen der G7-Aussenminister in Italien.

In der vergangenen Woche hatte US-Präsident Donald Trump bereits Raketen auf einen syrischen Armeestützpunkt schiessen lassen – als Antwort auf den Giftgasanschlag in der syrischen Stadt Idlib, den der Westen der Regierung von Präsident Assad zuschreibt.

Auch gegenüber Nordkorea liess Trump die Muskeln spielen. Will der sprunghafte Präsident anstelle von "America First" nun doch in der Weltpolitik mitmischen? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Will Präsident Trump die USA wieder als Weltpolizist aufstellen?

Das zu beurteilen, ist derzeit schwierig. Auf jeden Fall passt Trumps Eingreifen in Syrien nicht zu seinen bisherigen Ankündigungen: "Er ist mit dem Grundprinzip gestartet, dass sich die USA aus internationalen Krisen eher zurückziehen", erklärt David Sirakov, Direktor der Atlantischen Akademie Rheinland-Pfalz, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Nun mache Trump aber eine Erfahrung, die auch seine Vorgänger machen mussten: "Präsidenten mit bestimmten Vorstellungen werden schnell eingeholt von aussenpolitischen Realitäten."

Einen generellen Richtungswechsel kann Sirakov trotzdem nicht erkennen – dazu bleibe viel zu nebulös, was das Weisse Haus auf lange Sicht will. Wo auf der Welt will sich die US-Regierung engagieren? Und wie? "Es gibt auch weiterhin keine übergreifende aussenpolitische Strategie", sagt Sirakov.

Putin ist über den Luftschlag verärgert. Leidet das amerikanisch-russischen Verhältnis?

Donald Trump und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin hatten sich in der Vergangenheit fast bewundernd übereinander geäussert. Da Putin aber bisher fest an der Seite des syrischen Machthabers Baschar al-Assad stand, könnte das Verhältnis beschädigt sein, noch bevor die beiden Männer miteinander Politik gemacht haben.

Politikwissenschaftler Sirakov hatte allerdings schon vor dem Luftschlag nicht an Tauwetter in den Beziehungen der beiden Grossmächte geglaubt. "Die USA und Russland vertreten völlig unterschiedliche Interessen. Die mussten irgendwann aufeinanderprallen."

Will Trump mit dem Luftschlag von innenpolitischen Problemen ablenken?

Das ist durchaus möglich. Trumps erster Versuch, die bei seinen Republikanern verhasste Gesundheitsreform seines Vorgängers Barack Obama durch "etwas Grossartiges" zu ersetzen, ist im ersten Anlauf gescheitert. Bereits zwei Mal haben Gerichte zudem seine Einreiseverbote für Muslime gestoppt.

"Klassisch gilt für amerikanische Präsidenten: Wenn innenpolitische Erfolge auf sich warten lassen, bemüht man die Aussenpolitik. Aus innenpolitischer Sicht kam der Luftschlag für Trump zur rechten Zeit", sagt David Sirakov.

Verschafft der Schritt Trump Sympathien im eigenen Land?

Zumindest kurzfristig hat der Luftschlag dem umstrittenen Präsidenten in der Tat etwas bisher Ungekanntes verschafft: Anerkennung – auch bei Menschen, die ihn kritisch sehen. In diesem Moment sei Trump zum Präsidenten geworden, sagte der Journalist Fareed Zakaria auf CNN.

Auch die Demokraten im US-Kongress äusserten Verständnis. Fraglich ist jedoch, wie die Kehrtwende von den Menschen beurteilt wird, für die der Präsident bisher immer Politik gemacht hat: von seinen Wählern nämlich.

"Für Trumps Anhänger ist das eine Überraschung, weil er jetzt macht, was sie an Obama kritisiert haben", so Amerika-Experte Sirakov.

Könnte Trump auch in Nordkorea aktiv werden?

Der amerikanische Präsident hat Flugzeugträger vor die koreanische Halbinsel verlegen lassen. Säbelrasseln also auch gegenüber dem kommunistischen Regime in Nordkorea? Ein Eingreifen dürfte in diesem Fall sehr unwahrscheinlich sein, glaubt David Sirakov.

Die USA wollen ihren Verbündeten Südkorea und Japan möglicherweise ihre Solidarität versichern. Eine Strategie dahinter sei aber auch hier nicht zu erkennen, denn die Handlungsmöglichkeiten der Amerikaner seien begrenzt: "In Nordkorea können sie nicht einfach wie in Syrien Armeestützpunkte angreifen. Damit würden sie einen Atomkrieg riskieren."

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