Droht eine neue Flüchtlingswelle? Ein deutscher Minister spricht von Hunderttausenden Afrikanern, die aus Libyen nach Europa wollen. Das Problem: Teile des nordafrikanischen Landes sind in der Hand der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS).
Der deutsche Entwicklungsminister
"Nach unseren Informationen warten allein in Libyen 100.000 bis 200.000 Afrikaner, die aus Staaten südlich der Sahara kommen, auf ihre Überfahrt nach Europa", sagte der Minister der "Rheinischen Post". Die Schlepperbanden seien schon "voll in Aktion".
Müller warb mit Blick auf die wartenden afrikanischen Flüchtlinge um Unterstützung für die neue libysche Einheitsregierung: "Die libysche Regierung braucht Autorität, Institutionen, Ausbildung von Polizei und den Ausbau der Küstenwache."
Zahl der IS-Kämpfer in Libyen hat sich verdoppelt
Zugleich wächst aber auch der IS in Libyen rasant. Das meldet das US-Militär. Die Zahl der IS-Kämpfer hat sich offenbar in Libyen binnen eines Jahres verdoppelt. Das sagte der Oberbefehlshaber der US-Truppen in Afrika, David Rodriguez.
Laut seinen Schätzungen seien zwischen 4.000 und 6.000 IS-Kämpfer in dem nordafrikanischen Land aktiv - gut doppelt so viele wie noch vor zwölf bis 18 Monaten.
Es gelinge ihnen allerdings nicht, schnelle Geländegewinne zu erzielen. IS-Kämpfer in Syrien und dem Irak seien dabei deutlich erfolgreicher.
In Libyen herrscht seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 Chaos. Das Land wird von zahlreichen bewaffneten Milizen beherrscht. Erst seit wenigen Tagen arbeitet in Libyen eine Einheitsregierung.
Steinmeier warnt wegen Lage in Libyen
Auch der deutsche Aussenminister Frank-Walter Steinmeier warnt wegen der Lage in Libyen: "Im Chaos des Bürgerkrieges ist Libyen zum Tummelplatz für kriminelle Schleuser und für die Terrorbanden des IS geworden, die auch uns in Europa und Deutschland bedrohen", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ).
Auf Dauer könne ihnen nur dann das Handwerk gelegt werden, wenn es wieder einen handlungsfähigen libyschen Staat gebe.
Deswegen will die Bundesregierung gemeinsam mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen UNDP einen Stabilisierungsfonds für das Land auflegen. (cai/dpa/afp)
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