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John F. Kennedy und Richard Nixon lieferten sich 1960 zum ersten Mal in der amerikanischen Geschichte ein Wahlkampfduell vor laufenden Kameras. Kennedy präsentierte sich kraftvoll, selbstbewusst und locker. Nixon (Bild) dagegen wirkte müde und blass. Seine Bartstoppeln waren für die TV-Zuschauer auf ihren Schwarz-Weiss-Bildschirmen nicht zu übersehen und während der Debatte begann er zu schwitzen. Obgleich bekannt wurde, dass Nixons schwacher Auftritt auf einen vorherigen Krankenhausaufenthalt zurückzuführen war, könnte das verlorene Duell letztlich den Ausschlag für Kennedys Sieg gegeben haben.
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Der nächste TV-Schlagabtausch - zwischen dem Republikaner Gerald Ford und dem Demokraten Jimmy Carter - folgte erst 16 Jahre später. Ein für den Ausgang der Wahl entscheidender Moment in diesem Duell soll ein einziger Satz gewesen sein. Ford behauptete, es gebe "keine sowjetische Vorherrschaft über Osteuropa, und unter einer Regierung Ford wird es sie auch nie geben“. Das war eine offensichtliche Falschaussage, dennoch blieb er trotz wiederholter Nachfragen von Journalisten dabei. Carter nutzte das für sich und glänzte mit seinem aussenpolitischen Wissen. Am Ende gewann er die Präsidentschaftswahl.
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Nach einer Legislaturperiode wurde Carter von Ronald Reagan (l.) abgelöst. Vier Jahre später forderte ihn Walter Mondale (r.) heraus. Doch Reagan überzeugte das Publikum mit seiner humorvollen Art. Auf die Frage, ob er mit seinen 73 Jahren nicht zu alt sei für das Präsidentenamt, antwortete Reagan, dass er die Jugend und Unerfahrenheit seines Gegners nicht für politische Zwecke ausnutzen werde. Mit dieser Bemerkung brachte er sogar seinen 56-jährigen Kontrahenten zum Schmunzeln.
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Wer Ronald Reagan 1988 ablösen sollte, entschied sich vermutlich auch an einer Frage von CNN-Journalist Bernard Shaw in der TV-Debatte zwischen George Bush Senior und Michael Dukakis (Bild): "Wenn Ihre Frau Kitty Dukakis vergewaltigt und ermordet würde, wären Sie dann für die Todesstrafe für den Mörder?" Dukakis, bekannt als Gegner der Todesstrafe, gab eine sehr vage Antwort, weshalb er vom Publikum als emotionslos wahrgenommen wurde. Dies dürfte zu seiner Wahlniederlage beigetragen haben.
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Der Präsidentschaftswahlkampf 1992 war besonders. Es traten zum ersten Mal drei Kandidaten an: George Bush Senior, Bill Clinton und der Milliardär Ross Perot. Auch diesmal war ein kleiner Moment von grosser Bedeutung. Während Perot sprach, schaute Bush - vermeintlich gelangweilt - auf seine Armbanduhr. Den Zuschauern gefiel das nicht. Die Wahl gewann schliesslich der Demokrat Clinton. Er regierte acht Jahre.
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Nach Clinton wollte George W. Bush in die Fussstapfen seines Vaters George Bush Senior treten. Sein Kontrahent war Al Gore (Bild), der stets kompetent und intellektuell auftrat. Allerdings empfanden ihn viele Zuschauer als arrogant. Diesen Eindruck verstärkte er in der ersten Fernsehdebatte im Jahr 2000 durch Mimik und Habitus. Während George W. Bush sprach, verdrehte Gore die Augen, schüttelte den Kopf und seufzte genervt.
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Nach zwei Amtszeiten durfte Bush 2008 nicht mehr antreten. In den Ring stiegen Barack Obama und John McCain. Bei den TV-Duellen stach Obama rhetorisch hervor. Er integrierte Elemente des schwarzen Slangs, bezog das Publikum ein und behauptete sich gegen seinen republikanischen Kontrahenten. Die "Washington Post" schrieb: "Yes, Obama has the gift of God talk." (sinngemäss: Obama hat die Gabe, zu sprechen wie ein Gott) Obama gewann die Wahl deutlich und wurde 2012 wiedergewählt.
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2016 duellierten sich Donald Trump und Hillary Clinton. Dank Trump wurde der Ton hitziger: Er griff seine Rivalin Hillary Clinton in den Debatten massiv persönlich an – und drohte ihr sogar, unter ihm als Präsident würde sie wegen einer angeblichen E-Mail-Affäre "im Gefängnis sitzen". "Er fängt mit Unsinn an und schweift dann ins Geschwätz ab”, erinnerte sich Clinton später an die Fernsehduelle gegen Trump. Die Demokratin schlug sich gut und viele glaubten, dass sie die Wahl gewinnen würde. Dabei wurde jedoch die grosse Anhängerschaft Trumps auf Twitter übersehen - und er siegte bei der Präsidentenwahl.
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In den TV-Debatten 2020 gegen Joe Biden (r.) trat Trump in alter Manier auf: Er rief dazwischen, provozierte und pöbelte. Immer wieder musste er ermahnt werden. Es ist davon auszugehen, dass es ähnlich heiss hergehen wird, wenn sich Biden und Trump am 28. Juni um 3:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit erneut gegenüberstehen.
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Im Juni dieses Jahres trafen Donald Trump und Joe Biden erneut in einem TV-Duell aufeinander. Der Schlagabtausch entwickelte sich jedoch schnell zu einem Fiasko für Biden und die US-Demokraten. Biden wirkte schwach, unsicher und teilweise abwesend . In den folgenden Wochen häuften sich ähnliche Aussetzer, so dass immer mehr prominente Demokraten öffentlich seinen Rückzug aus dem Wahlkampf forderten. Unter dem wachsenden Druck sah sich Biden schliesslich gezwungen, aus dem Rennen auszusteigen.
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Nach Bidens Rücktritt standen die US-Demokraten vor der dringenden Aufgabe, schnell einen geeigneten Ersatzkandidaten zu finden. Für viele war Vizepräsidentin Kamala Harris die naheliegendste Wahl - und letztlich fiel die Entscheidung auch auf sie. Nach langem Hin und Her steht nun am kommenden Mittwoch, den 11. September mitteleuropäischer Zeit, das mit Spannung erwartete Duell zwischen Trump und Harris an. Die Stimmung zwischen den beiden Lagern ist angespannt, die Erwartungen an den politischen Schlagabtausch hoch. Um chaotische Wortgefechte zu vermeiden, wurde kürzlich beschlossen, die Mikrofone des jeweils nicht sprechenden Kandidaten stumm zu schalten.