Es war sein Gesellenstück, der Anfang vom Aufstieg: Emmanuel Macron hat für Nestlé den Kauf von Pfizer Nutrition eingefädelt. Die Übernahme der Babynahrungssparte gelang dank Macrons Beziehungen zum damaligen Chef des Schweizer Konzerns, Peter Brabeck.
Emmanuel Macron, der am Sonntag zum Präsidenten Frankreichs gewählt wurde, hat eine steile Karriere hingelegt. Mit seinen 39 Jahren war er bereits Assistent des Philosophen Paul Ricoeur, Finanzdirektor, Banker, stellvertretender Generalsekretär des Präsidentenamtes im Élysée-Palast, Finanzminister und Gründer der Bewegung "En Marche!".
Macron war nie lange auf einem Posten. Seine längste Anstellung (weniger als vier Jahre) hatte er bei der Investmentbank Rothschild & Cie in Paris. Dort verdiente er einen Haufen Geld und erwarb sich den Ruf eines besonnenen Bankers, was ihm bei der Wahlkampagne zugutekommt.
Macrons berühmtester "Coup"
Sein berühmtester "Coup": 2012 begleitete Macron den Kauf der Säuglingsnahrungssparte des US-Pharmakonzerns Pfizer durch den Nahrungsmittelkonzern Nestlé, was ihn zum Millionär machte.
Bevor er bei Rothschild arbeitete, schloss Macron die ENA ab (eine staatliche Eliteschule für Verwaltungsbeamte) und arbeitete als Finanzdirektor bei der "Inspection des Finances".
2007 stellte ihn der einflussreiche Wirtschaftsprofessor Jacques Attali bei der von ihm präsidierten "Attali-Kommission" an. Diese wurde vom damaligen Präsidenten
Macrons Job: stellvertretender Berichterstatter. Er musste Protokolle schreiben, aber auch zwischen den angesehenen Mitgliedern der Kommission vermitteln.
Zu ihnen gehörte der damalige AXA-Geschäftsführer Claude Bébéar, Areva-Chefin Anne Lauvergeon, aber auch Peter Brabeck, damals CEO von Nestlé.
Ein Job bei Nestlé?
Offenbar verstanden sich Macron und Brabeck gut, obwohl der barsche Österreicher 33 Jahre älter als Macron ist. "In dieser Kommission hat Emmanuel Macron an Profil gewonnen", schreibt Les Echos-Journalistin Nathalie Silbert, die etwa zwanzig Kommissionsmitglieder interviewt hat.
"Er weiss, wie man Barrieren niederreisst… Er umarmt sogar den einschüchternden Peter Brabeck, diese Figur mit seinem österreichischen Akzent und den stahlblauen Augen."
Die beiden Männer trafen sich weiterhin, schreibt Marc Endeweld in seinem Buch "L'ambigu Monsieur Macron". Es entwickelte sich eine Vertrauensbeziehung, so dass der Österreicher Macron vorschlug, die französische Leitung von Nestlé zu übernehmen.
Macron lehnte ab. Dachte er vielleicht bereits ans Elysée?
Im darauffolgenden Jahr trat er einer weiteren Kommission bei: In der Kommission zur Zukunft der juristischen Berufe traf er den Schweizer Hans Peter Frick, den Direktor der Rechtsabteilung von Nestlé.
Zwischen Rothschild und Hollande
In der Zwischenzeit war der ehrgeizige Aufsteiger Banker geworden. Und zwar nicht bei irgendeiner Bank, sondern bei Rothschild, die enge Geschäftsbeziehungen zu Nicolas Sarkozy unterhielt, bevor dieser Präsident wurde.
Im Dezember 2010 wurde er gar zum jüngsten Partner der mächtigen Geschäftsbank. Das hinderte ihn nicht daran, den sozialistischen Präsidentschaftskandidaten François Hollande beim Wahlkampf zu beraten.
Macron war damals dem breiten Publikum noch nicht bekannt. Weder bei Banken, noch in der Politik.
Einige Monate noch blieb er im Schatten. Doch dann, anfangs 2012 bot der amerikanische Pharma-Riese Pfizer seine Säuglingsnahrungssparte zum Verkauf an.
Nestlé war eine Kaufkandidatin, aber nicht die einzige. Das Schweizer Unternehmen wandte sich an Rothschild & Cie zur Aufnahme von Verhandlungen. Eine Meisterleistung von Macron: Nestlé war noch nie Kunde von Rothschild.
Noch war aber nichts geritzt. Die Bank Lazard, direkte Konkurrentin von Rothschild, beriet Mitbieterin Danone, die als Favoritin im Rennen war. Macron fuhr unzählige Male die Strecke Paris-Vevey, um Brabeck und sein Team zu beraten.
Für eine Million Euro
Im April machte Danone das höchste Angebot. Auf Seiten von Nestlé-Rothschild wuchs die Anspannung. Macron gelang es, Brabeck zu überzeugen, das Angebot zu erhöhen.
Der Deal kam für 11,9 Milliarden Dollar zustande. Die Übernahme brachte dem jungen Banker eine gute Million Euro ein.
Aber Macron hatte den Kopf bereits anderswo. Während er Nestlé beriet, verkehrte der Banker mit Leuten, die dem zukünftigen Präsidenten nahestanden. Er deckte sie ein mit Notizen und Reflexionen über die Krise, die Makroökonomie, die Banken und vieles mehr.
"So lange, bis man ihn in den Elysée holte", sagt Martine Orange, Autorin von "Rothschild, une banque au pouvoir". Anfangs Mai 2012 wurde Macron stellvertretender Generalsekretär beim neuen Präsidenten François Hollande.
© swissinfo.ch
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