Der türkische Präsident hat den USA, Russland und Frankreich im Konflikt in der Südkaukasus-Region "Waffenhilfe" für Armenien vorgeworfen. Die sogenannte "Minsk-Gruppe" unterstütze nach Meinung Erdogans Armenien - während er erneut seine Solidarität mit Aserbaidschan betonte. Eine Waffenruhe in der Region hielt unterdessen nur wenige Stunden.
Im Konflikt um die Region Berg-Karabach hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan den USA, Russland und Frankreich vorgeworfen, Armenien militärisch zu unterstützen. "Sie leisten Armenien und den Armeniern jede Art von Waffenhilfe", sagte Erdogan am Sonntag in Sirnak im Südosten der Türkei.
Die drei Länder vermitteln in dem Konflikt als sogenannte Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).
Erdogan betonte erneut seine Solidarität mit Aserbaidschan.
"Ich glaube daran, dass sie diese besetzten Gebiete von den Armeniern zurückerobern und befreien werden. Wir beten dafür." Im Konflikt um die Südkaukasus-Region war kürzlich eine Feuerpause vereinbart worden.
Feuerpause für Berg-Karabach hat nicht gehalten
Sie trat in der Nacht zum Sonntag in Kraft, war aber offenbar bereits wenige Stunden danach brüchig. Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig, die Waffenruhe verletzt zu haben.
Armenien sprach nach neuen Angriffen der aserbaidschanischen Seite von Opfern auf beiden Seiten. Zuvor gab es international Appelle, die Kämpfe zu beenden und an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Bereits vor rund einer Woche hatten sich die verfeindeten Länder unter Vermittlung Russlands auf eine Feuerpause verständigt. Diese Vereinbarung war jedoch schon kurz nach Inkrafttreten gebrochen worden.
Dafür gaben sich die Konfliktparteien gegenseitig die Schuld - ebenso wie für das Aufflammen der neuen Kämpfe Ende September.
Russlands Aussenminister Sergej Lawrow appellierte am Samstagabend in Telefonaten mit seinen Kollegen in Armenien und Aserbaidschan eindringlich, sich an die Vereinbarung zu halten. Kurz darauf kündigten die Aussenministerien beider Länder wortgleich eine "humanitäre Waffenruhe" an, die zwei Stunden später in Kraft trat.
Armenien und Aserbaidschan beschuldigen sich gegenseitig
Doch bereits wenige Stunden später erklärte eine Sprecherin des armenischen Verteidigungsministeriums, es habe Raketen- und Artilleriefeuer von gegnerischer Seite gegeben. Aserbaidschan habe einen Angriff im Süden der Konfliktregion an der Grenze zum Iran begonnen.
Dabei habe es Tote und Verletzte gegeben. Armenien werde "alle notwendigen Massnahmen ergreifen", um Aserbaidschan zum Frieden zu zwingen, kündigte das Aussenministerium an, ohne konkret zu werden.
Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium wiederum warf Armenien später vor, "grob" gegen die Vereinbarung verstossen zu haben.
Demnach sollen die Stadt Cebrayil sowie mehrere zuvor von Aserbaidschan unter Kontrolle gebrachte Dörfer von armenischer Seite aus beschossen worden sein. Aserbaidschan habe darauf "Vergeltungsmassnahmen ergriffen", hiess es.
Türkei ist einer der grössten Abnehmer für russisches Erdgas
Mit Blick auf am Samstag bekannt gegebene zusätzliche Erdgasfunde im Schwarzen Meer sagte Erdogan, "405 Milliarden Kubikmeter Erdgas sind gross genug, um den Bedarf unseres Landes jahrelang abzudecken".
Die Türkei hatte im August verkündet, bei ihrer Suche nach Rohstoffen auf Erdgasvorkommen gestossen zu sein. Die Grösse war damals mit 320 Milliarden Kubikmetern angegeben worden.
Die Türkei muss angesichts eines Mangels an eigenen Energiereserven einen Grossteil des Bedarfs importieren. Sie ist einer der grössten Abnehmer für russisches Erdgas. (dpa/dh)
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