Nach einer krankheitsbedingten Auszeit ist der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Wochenende in den Wahlkampf zurückgekehrt. Auch Herausforderer Kilicdaroglu wirbt weiter um die Gunst der Wähler.
Nach einer krankheitsbedingten Auszeit ist der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Wochenende wieder in der Öffentlichkeit aufgetreten. Zunächst besuchte der 69-Jährige eine für das türkische Militär wichtige Luftfahrtmesse in Istanbul, danach ging er aggressiv auf Wahlkampftour. Die meisten Umfragen zur Präsidentschaftswahl am 14. Mai sehen Erdogan derzeit hinter seinem sozialdemokratischen Herausforderer Kemal Kilicdaroglu, der ebenfalls weiter um Wählerstimmen warb.
"Sind wir bereit, einen vernichtenden Sieg einzufahren?", fragte Erdogan seine Anhänger am Sonntag auf einem riesigen Platz in der Hauptstadt Ankara. "Am 14. Mai wird unser Land sie, so Gott will, von der politischen Bühne entfernen", fügte Erdogan mit Blick auf Kilicdaroglu und dessen Oppositionsbündnis hinzu. In zwei Wochen werden in der Türkei Präsident und Parlament neu gewählt. Erdogan ist seit 2003 an der Macht, zunächst als Ministerpräsident, später als Staatschef.
"Wie ihr wisst, war ich kürzlich krank, und in allen Häusern haben die Massen für mich gebetet", sagte der 69-Jährige vor einer fahnenschwenkenden Menge in Ankara. In der vergangenen Woche hatte der Staatschef am Dienstagabend ein Live-Interview im Fernsehen abbrechen müssen, was Spekulationen über seinen Gesundheitszustand geschürt hatte. Nach Angaben aus seinem Umfeld litt Erdogan an einem Magen-Darm-Virus. Mehrere Tage trat er nicht direkt in der Öffentlichkeit auf, sondern zeigte sich nur in zwei Videoschalten.
Erdogan wettert gegen Opposition
Am Samstag trat Erdogan dann bei der Luftfahrtmesse am alten Atatürk-Flughafen von Istanbul erstmals wieder öffentlich auf. Diese gilt nach Angaben Ankaras als "die grösste der Welt" und dient der türkischen Militärindustrie zur Präsentation ihrer Flugzeuge und Drohnen. Bei dem Auftritt wurde Erdogan vom aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew und dem libyschen Regierungschef Abdelhamid Dbeibah begleitet.
Erdogan sah bei diesem Auftritt blass aus, wirkte aber ansonsten gesund. Der in eine rote Windjacke gekleidete Staatschef lächelte und warf Blumen in die Menge. Bereits bei diesem Auftritt griff er seine üblichen Wahlkampfparolen auf, indem er seine Wahl-Konkurrenten als "Agenten" des Westens darstellte, welche der Türkei schaden wollten. Mit ihren "skandalösen Aussagen" zeigten die Vertreter der Opposition "ihren Hass und Groll", sagte Erdogan.
Später verkündete der Präsident bei einer Kundgebung in der Grossstadt Izmir an der Ägäisküste, dass er seinen Wahlkampf wieder aufgenommen habe. "Es bleiben uns zwei Wochen, und wir werden noch mehr arbeiten, wir werden nicht aufhören", rief er dort seinen Anhängern zu.
Kilicdaroglu ruft zum "Wiederaufbau unserer Demokratie" auf
Erdogans Konkurrent Kilicdaroglu hielt am Sonntag eine Grosskundgebung in Izmir ab. "Diese Wahlen sind Wahlen zum Wiederaufbau unserer Demokratie", rief er der jubelnden Menge zu. "Wir werden diesem Land Frieden bringen, ich werde diesem Land Brüderlichkeit bringen."
Kilicdaroglu führt ein Wahlbündnis von sechs Parteien an. Am Freitag rief auch die pro-kurdische HDP, die dem Bündnis nicht angehört, zur Wahl Kilicdaroglus auf. Bisher hatte sich die Partei nur stillschweigend hinter den Erdogan-Herausforderer gestellt, indem sie keinen eigenen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl präsentierte.
In den meisten Umfragen liegt der Herausforderer Kilicdaroglu vor dem amtierenden Präsidenten Erdogan. Wenn keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erhält, folgt zwei Wochen später eine Stichwahl. (afp/lko) © AFP
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