Ein 18 Jahre alter Österreicher fährt nach München, schiesst auf das israelische Konsulat und wird von der Polizei getötet. Ein halbes Jahr später teilen Ermittler neue Erkenntnisse zu den Hintergründen mit.

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Ermittler werten die Schüsse eines 18-Jährigen auf das israelische Generalkonsulat in München vor gut einem halben Jahr nach Abschluss ihrer Arbeit als antiisraelischen Terroranschlag. Islamistische Motive hätten bei dem Angriff des später von der Polizei erschossenen Österreichers wohl nur eine untergeordnete Rolle gespielt, teilten das bayerische Landeskriminalamt und die Generalstaatsanwaltschaft München mit. Hinweise auf Anstifter, Unterstützer oder Mitwisser des Angreifers gebe es nicht.

Der 18 Jahre alte Österreicher hatte am 5. September 2024 mit einem Repetiergewehr aus dem Jahr 1936, das aus ehemaligen Schweizer Armee-Beständen stammt, auf das Konsulat in der bayerischen Landeshauptstadt geschossen sowie auf das NS-Dokumentationszentrum in der Nähe. Er starb nach einem Schusswechsel mit Münchner Polizisten. Danach ermittelten gut sechs Monate bis zu 100 Beamte in der nach dem Tatort benannten Sonderkommission "Karolinenplatz".

Nach Angaben der Ermittler feuerte der Täter mindestens elf Schüsse ab. Mit einem an seiner Waffe befestigten Bajonett beschädigte er etwa auch ein Schild des Generalkonsulats, wie das bayerische Landeskriminalamt und die Generalstaatsanwaltschaft München mitteilten.

Islamistensymbole, aber auch antisemitische Kommentare

Den Ermittlern zufolge war der 18-Jährige ein sozial isolierter Einzelgänger mit einer "unreifen Persönlichkeit". Er habe schon im Jahr 2021 Symbole der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) in einem Computerspiel verwendet. HTS hatte Anfang Dezember mithilfe anderer Rebellen in Syrien den Langzeitmachthaber Baschar al-Assad gestürzt und wurde daraufhin in den Staat integriert. Die neue Übergangsregierung besteht heute zum Grossteil aus HTS-Funktionären.

Der spätere Schütze habe sich im Internet zudem viele Inhalte angeschaut, die sich mit einer Benachteiligung von Muslimen befassten. Videos mit Bezug zum Krieg in Gaza habe der spätere Schütze mit antisemitischen Kommentaren versehen und andere als "Ungläubige" bezeichnet.

Täter hatte "Orientierungsschwierigkeiten" am Tatort

Dass der 18-Jährige nach seiner Fahrt nach München nicht nur auf das Konsulat schoss, sondern auch auf andere Gebäude wie das NS-Dokumentationszentrum, führen die Ermittler auf "Orientierungsschwierigkeiten" zurück. Er habe sein Anschlagsziel zunächst nicht gefunden.

Der Täter musste sich auf dem Gelände mit einer Handy-App orientieren. Das sagte Sebastian Herre, Leiter der Soko beim Landeskriminalamt. Kameraaufzeichnungen machten deutlich: Der Täter habe sich "die Tatausführung um einiges anders vorgestellt".

Der 18 Jahre alte Österreicher schoss demnach zunächst auf das Fenster eines anderen Gebäudes und kletterte dort hinein. Er sei dort im Erdgeschoss umhergeirrt, habe das Gebäude dann wieder übers Fenster verlassen, sagte Herre weiter.

Dass er mit dem Angriff auf das Konsulat keinen Erfolg hatte, lag auch daran, dass die Einrichtung wegen eines Gedenkens zum Jahrestag des Olympia-Attentats 1972 geschlossen war. So versuchte der Schütze, über ein Fahrzeug auf einen Zaun am Gelände zu klettern - scheiterte aber daran.

Der Täter starb nach einem Schusswechsel mit der Münchner PolizeiHerre zufolge zwölf Minuten, nachdem er sein Auto im Bereich des Generalkonsulats abgestellt hatte. 14 Projektile aus Polizeiwaffen trafen demnach den Täter und verletzten ihn tödlich. (dpa/bearbeitet von ank)

Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels wurde basierend auf den Angaben der Ermittler berichtet, es habe sich bei der Waffe um einen Schweizer Wehrmachtskarabiner gehandelt. Inzwischen spricht die Polizei von einem Repetiergewehr aus dem Jahr 1936, das aus ehemaligen Schweizer Armee-Beständen stammt. Wir haben den Artikel entsprechend angepasst.