- Nach sieben Jahren Verhandlungen haben sich China und die EU im Grundsatz auf ein Investitionsabkommen geeinigt.
- Das Investitionsabkommen der EU mit China soll mehr Marktzugang und gerechtere Wettbewerbsbedingungen für europäische Unternehmen schaffen.
- Kritik gibt es vor allem zu dem Versprechen bezüglich des Streitthemas "Arbeitsrechte".
China und die EU haben sich grundsätzlich auf ein zukunftsweisendes Investitionsabkommen geeinigt. Nach sieben Jahren verkündeten Kommissionspräsidentin
Zuvor hatten die EU-Spitze mit von der Leyen und Ratspräsident Charles Michel sowie
Das Abkommen soll den Marktzugang für europäische Unternehmen in China verbessern, für faire Wettbewerbsbedingungen sorgen und neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen.
Es ist der bislang umfassendste Versuch der EU, das wirtschaftliche Verhältnis mit der aufstrebenden, zweitgrössten Volkswirtschaft auf neue Füsse zu stellen. Kritikern geht es aber nicht weit genug. Auch zeigte die künftige US-Regierung gewisse Vorbehalte gegenüber einem Alleingang der Europäer.
Kritiker: Versprechen zu Arbeitsbedingungen nur ein Lippenbekenntnis
"Die Welt nach der Pandemie braucht eine starke Beziehung zwischen der EU und China", schrieb Kommissionspräsidentin von der Leyen auf Twitter. "Aber das setzt Zusammenarbeit und Vertrauen voraus – auch bei Handel und Investitionen."
Die EU habe den grössten offenen Markt der Welt. "Aber wir legen Wert auf Gegenseitigkeit und fairen Wettbewerb." Chinas Präsident sagte, das Abkommen demonstriere "Chinas Entschlossenheit zu einer weiteren Öffnung".
Der Durchbruch erfolgte, nachdem China auch bei dem Streitthema der Arbeitsrechte neue Versprechen gemacht hatte. So habe die kommunistische Führung zugesagt, "dauerhafte und nachhaltige Anstrengungen" zur Ratifizierung zweier Konventionen der internationalen Arbeitsorganisation ILO gegen Zwangsarbeit zu unternehmen, wie aus einer internen Unterrichtung an die EU-Mitgliedsstaaten hervorgeht, die der dpa vorliegt.
Kritiker sahen allerdings nur ein "oberflächliches Lippenbekenntnis".
China gilt als zweitwichtigster Handelspartner der Europäer
Als bevölkerungsreichstes Land der Erde mit 1,4 Milliarden Menschen ist China ein wichtiger Handels- und Wirtschaftspartner für die EU. Im vergangenen Jahr wurden täglich Waren im Wert von durchschnittlich 1,5 Milliarden Euro zwischen beiden Seiten gehandelt.
Nach den USA ist China der zweitwichtigste Handelspartner der Europäer. Für die EU gilt der Abschluss des Abkommens auch als Voraussetzung für die Aufnahme von Gesprächen über ein Freihandelsabkommen.
Die grundsätzliche Einigung ist ein "erster Schritt", dem noch weitere Verhandlungen über den genauen rechtlichen Text des Abkommens und "bedeutende technische Arbeit" folgen werden, wie aus dem Papier an die EU-Mitglieder hervorgeht.
Die EU-Kommission rechnet demnach mit einem Abschluss erst "Anfang 2022". Das Abkommen sei nur ein einzelnes Instrument, aber "nicht eine Wunderwaffe zur Lösung aller Probleme und Herausforderungen in Bezug auf China".
Bundesregierung sieht in der Einigung einen grossen Erfolg
Die Bundesregierung wertete die Einigung als grossen Erfolg der Kanzlerin zum Ende der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Es seien europäische Werte in dem Investitionsabkommen verankert worden - "so weit es überhaupt möglich ist", hiess es von Regierungsseite.
"Es löst nicht alle kritischen Fragen, aber es ist ein grosser Fortschritt."
Für Chinas Staats- und Parteichef ist es ein wichtiger symbolischer Sieg vor dem Hintergrund des laufenden Handelskrieges mit den USA - ausgerechnet während der Machtübergabe in Washington.
Der gewählte US-Präsident Joe Biden will an dem harten Kurs gegenüber China festhalten und Allianzen mit Verbündeten wie den Europäern schmieden. So gibt es Bedenken, dass Brüssel vorschnell und ohne weitere Konsultationen mit der neuen US-Regierung vorgeht.
"Diese Sorgen sind verständlich, aber ungerechtfertigt", heisst es in dem internen EU-Papier. Die EU begrüsse eine Kooperation mit den USA gegenüber China, die "auf verschiedenen Pfeilern" stehen sollte.
Von mehr Marktzugang, Transparenz und besseren Wettbewerbsbedingungen in China profitierten auch Europas Handelspartner. Grössere Offenheit bei staatlichen Subventionen oder Verpflichtungen für Staatsunternehmen dürften auch der Arbeit der Welthandelsorganisation (WTO) helfen.
Ein langer Weg zur Einigung
Bis zuletzt war um das Abkommen gerungen worden. Neue Zugeständnisse Chinas gab es bei Transportdiensten zur See oder in der Luft, in den Bereichen Finanzen, Computer, Forschung und Entwicklung, Fahrzeuge mit alternativen Antrieben, Telekommunikation, Cloud-Dienste und beim Betrieb privater Krankenhäuser, wie aus EU-Kreisen verlautete.
Beide Seiten bekräftigen zu Beginn des Abkommens ihre Absicht, "ein besseres Klima zur Förderung und Entwicklung des Handels und der Investitionen zu schaffen". In der Vereinbarung würden "die notwendigen Vereinbarungen für eine fortschrittliche und bedeutende Liberalisierung der Investitionen" festgelegt.
Bei staatlichen Subventionen wurde ein grösseres Mass an "Transparenz" und ein Mechanismus vereinbart, um auf negative Auswirkungen dadurch hinzuweisen.
Investitionsabkommen: Diese Themen wurden ausgeklammert
Ganz ausgeklammert wurde das Streitthema der Benachteiligung europäischer Unternehmen bei der öffentlichen Beschaffung in China.
Nicht enthalten ist auch der Investitionsschutz, über den aber separat verhandelt wird. Beide Seiten wollen die Verhandlungen darüber innerhalb von zwei Jahren nach Unterzeichnung des Investitionsabkommens abschliessen.
Zur Beilegung von Differenzen zwischen Unternehmen sieht der Textentwurf einen Mechanismus für Konsultationen oder schliesslich ein Gremium aus drei Experten vor, die eine Vermittlung versuchen sollen.
Auch die Streitbeilegung zwischen Staaten über ein Schlichtungsgremium unter Vorsitz eines Fachmanns, der nicht die Nationalität der beteiligten Parteien besitzt, ist detailliert geregelt. Es sollen dafür Listen mit Experten aufgestellt werden.
Europäische Handelskammer in China begrüsst Einigung
Die europäische Handelskammer in China begrüsste die Einigung. "Wir erwarten sehnlichst die Veröffentlichung der Details dieser politischen Vereinbarung und hoffen auf einen belastbaren und mutigen Abschluss", sagte Kammerpräsident Jörg Wuttke in Peking.
Bevor der finale Text vereinbart und ratifiziert sei, müssten wahrscheinlich "zusätzliche Hürden" überwunden werden. (dpa/mcf)
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