Sie hiess "Ausländermaut", später ganz seriös "Infrastrukturabgabe" und sie war eines der ganz grossen Prestigevorhaben der CSU. Nun ist die Pkw-Maut perdu. Das könnte die Koalition noch beschäftigen.
Der Satz klebt an der Kanzlerin wie Kaugummi am Reifen. "Mit mir wird es keine Pkw-Maut geben", sagte sie vor der Bundestagswahl 2013. Wenig später lenkte
Schadensbegrenzung nach drei Stunden
Drei Stunden nach der Urteilsverkündung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) beginnt ein ziemlich zerknirschter Bundesverkehrsminister in München mit der Schadensbegrenzung. Ein "herber Rückschlag" sei das, sagt
Ex-CSU-Chef und Bundesinnenminister
CSU-Landesgruppenchef
Kleinlaute Sprüche von der CSU
Im Vergleich zu früheren Sprüchen zum Thema Maut klang die CSU nun relativ kleinlaut. Denkwürdig ist etwa Seehofers Satz Ende 2013: "Ein Alexander Dobrindt scheitert nicht." Oder Dobrindt selbst, der 2015 der Opposition im Bundestag und den Kritikern in der Koalition zurief: "Sie ist europarechtskonform, glauben Sie es endlich." Wie hätten sie sich bei einem Sieg vor Gericht als Mauthelden gefeiert?
Auch beim sonst omnipräsenten Parteichef Markus Söder herrscht am Dienstag erstmal Funkstille. In der Münchener Partei- und Regierungszentrale reagiert man mit Kopfschütteln, Unverständnis, Ernüchterung. Die Blamage trifft die CSU in einer Zeit, in der sie in der grossen Koalition eigentlich gar nicht schlecht dasteht. CDU und SPD haben bei der Europawahl Verluste eingefahren und kämpfen mit Personalquerelen. Die CSU dagegen hat in Bayern hinzugewonnen und schiesst nicht mehr öffentlich gegen Kanzlerin und CDU-Spitze wie noch im Migrationsstreit.
Nur einen Tag vor der Ohrfeige aus Luxemburg feierten die Bayern sich noch für ihren Grundsteuer-Sonderweg, den sie gegen Finanzminister
Profilierung der CSU könnte zu neuen GroKo-Ärger führen
Sollte die CSU die Klatsche durch eine stärkere Profilierung in der Bundesregierung wettmachen wollen, könnte es noch mehr Ärger geben. Zunächst nutzt die SPD aber fröhlich feixend die Gelegenheit, mal nicht der Buhmann zu sein. Nun sei der "Maut-Murks vom Tisch", sagt etwa die Chefin der Verkehrsministerkonferenz, Anke Rehlinger (SPD). In der CDU bleibt es relativ ruhig. Merkel sagt sachlich zum Urteil: Scheuer werde nun die Lage analysieren, dann werde man sehen.
Zusätzlich bitter für die Christsozialen ist, dass ausgerechnet der Nachbar Österreich ihnen mit seiner Klage die Maut-Klatsche beschert hat. Gerade beim Verkehr haben der Freistaat und die Alpenrepublik jede Menge Baustellen und Stress miteinander. Mit der Lkw-Blockabfertigung auf der Autobahn sorgt Österreich für Staus in Südbayern, Österreich ärgert sich über die Grenzkontrollen bei der Einreise nach Bayern.
Nun stehen die Sommerferien vor der Tür, und viele deutsche Autofahrer dürften sich nicht nur über Staus ärgern - sondern auch darüber, dass sie in Österreich, der Schweiz, Italien oder Frankreich zur Kasse gebeten werden, während Deutschland bis auf weiteres für Pkw mautfreie Zone bleibt. (mgb/dpa) © dpa
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