Die Europäer haben sich auf eine gemeinsame Kandidatin als neue Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) geeinigt. Die Bulgarin Kristalina Georgiewa setzte sich gegen Jeroen Dijsselbloem durch. Für die 65-Jährige müssten allerdings die Regeln des IWF geändert werden.

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Die Bulgarin Kristalina Georgiewa (65) soll nach dem Willen der Europäer neue Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) werden. Die EU-Staaten verständigten sich nach langen Debatten auf ihre Kandidatur, wie der französische Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire am späten Freitagabend in Paris mitteilte. Grossbritannien, das die Europäische Union zum 31. Oktober verlassen will, habe nicht an der Abstimmung teilgenommen.

Bei dem Votum schnitt Georgiewa laut Kreisen deutlich besser ab als ihr verbliebener Gegenkandidat, der frühere Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem (53) aus den Niederlanden.

Für Georgiewa müsste aber eine Ausnahme gemacht werden: Der IWF-Chef darf bei der Nominierung nicht älter als 65 Jahre sein. Die Bulgarin feiert am 13. August ihren 66. Geburtstag.

Spitze traditionell in europäischer Hand

Es geht um die Nachfolge der Französin Christine Lagarde, die an die Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) wechseln soll. Die Führung des Weltwährungsfonds mit Sitz in Washington ist traditionell in europäischer Hand. Georgiewa hat es damit noch nicht an die Spitze des IWF geschafft. Es kann weitere Kandidaten aus anderen Weltregionen geben.

"Das ist eine hervorragende Nachricht", sagte Le Maire mit Blick auf die Benennung Georgiewas. "Wir werden alle ihre Kandidatur unterstützen." Sie habe die Kompetenzen, die Erfahrung und die internationale Glaubwürdigkeit, um Lagarde nachzufolgen und mit Talent den IWF zu führen. Das französische Wirtschafts- und Finanzministerium führte die Verhandlungen für die Kandidatenkür der Europäer.

Erfahrung in der EU

Georgiewa führt derzeit die Geschäfte der Weltbank. Zuvor hatte sie sie schon einmal als Interimspräsidentin geleitet. Bevor die Bulgarin 2017 zur Weltbank zurückkehrte, arbeitete sie mehrere Jahre als EU-Kommissarin in Brüssel. Weltbank-Präsident David Malpass erklärte, Georgiewa lasse ihren Posten nun auf eigenen Wunsch bis zur Bestätigung als IWF-Chefin ruhen. Ihre Nominierung reflektiere ihre Kompetenz in Sachen Wirtschaft, Finanzen und Entwicklungspolitik, so Malpass.

EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker gratulierte via Twitter zu ihrer Benennung. Georgiewa teilte über den Kurznachrichtendienst mit, sie sei geehrt über die Benennung und habe bei der Weltbank eine Beurlaubung beantragt.

Drei Konkurrenten steigen aus

Der finnische Zentralbankchef Olli Rehn war zuvor ausgeschieden. Auch die beiden südeuropäischen Bewerber stiegen aus: der portugiesische Eurogruppenchef Mario Centeno und die spanische Wirtschaftsministerin Nadia Calviño. Die Eurogruppe vereint die Finanzminister der 19 Euro-Länder und ist ein mächtiges Brüsseler Gremium.

Der IWF wurde gemeinsam mit der Weltbank zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 gegründet. Er soll als weltweites Gremium darüber wachen, dass keine grossen Währungsturbulenzen entstehen und zu politischen Unwägbarkeiten führen. Unter anderem vergibt er Kredite an überschuldete und in Zahlungsschwierigkeiten geratene Staaten. Derzeit gehören 189 Mitgliedstaaten der Organisation an. (awa/dpa)

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