Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat sich zuversichtlich über eine Einigung der EU-Länder auf den letzten Baustein der Asylreform geäussert.
Sie knüpfte die deutsche Zustimmung zu der sogenannten Krisenverordnung am Donnerstag in Brüssel aber an Bedingungen: Für die Bundesregierung sei wichtig, dass ein Mitgliedsland im Krisenfall "nicht leichtfertig in Anspruch nimmt, dann Standards abzusenken". Zuerst müssten alle nationalen Massnahmen ausgeschöpft sein. Dies gelte auch, wenn Drittländer Flüchtlinge instrumentalisierten.
Mit der Krisenverordnung will sich die EU gegen eine neue Flüchtlingskrise wappnen. Die Grünen in der Ampel-Koalition verhinderten bisher eine deutsche Zustimmung und begründeten dies mit einer drohenden Aushöhlung des Asylrechts. Medienberichten zufolge sprach Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) aber ein "Machtwort".
Zur Haltung des Kanzlers wollte
"Wir sind sehr nah an einer Einigung", sagte Spaniens Innenminister Fernando Grande-Marlaska, dessen Land bis Ende des Jahres den Ministerräten vorsitzt. Auch EU-Innenkommissarin Ylva Johansson äusserte sich "optimistisch" hinsichtlich einer Zustimmung der Mitgliedsländer zu der Krisenverordnung. Mit Blick auf Deutschland sagte sie: "Am Anfang gibt es immer ein wenig Spannung und Dissens. Aber bisher haben wir es jedes Mal geschafft, eine Einigung zu erzielen."
Scharfe Kritik an dem Vorhaben übte der ungarische Regierungschef Viktor Orban. "Brüssel will uns den gescheiterten Migrationspakt vor den kommenden Europawahlen (im Juni 2024) in den Rachen schieben", kritisierte er im Kurzbotschaftendienst X, ehemals Twitter. Ungarn hatte mit Polen und weiteren Ländern zuletzt gegen den Krisenmechanismus gestimmt. Bei einer deutschen Zustimmung könnten diese Staaten eine Einigung aber nicht mehr verhindern.
Johansson rechnet nach eigenen Angaben zudem mit einer Zustimmung der Innenminister zu dem Vorschlag, den Schutz für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine um ein Jahr bis März 2025 zu verlängern. Dies zeige, dass "wir zur Ukraine und den Ukrainern stehen, solange es nötig ist", betonte sie. Faeser nannte den erwarteten Beschluss "ein gutes Signal". © AFP
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