Ein Foto soll eine Villa nahe Wien zeigen, die angeblich Bundesaussenministerin Baerbock gekauft habe. Das Gebäude gehört aber nicht Baerbock, sondern einem Unternehmen aus Zypern. Das Haus steht auch nicht wie behauptet in Wien, sondern in Tirol.
Ein Pool, zwei Liegestühle, gleich mehrere Veranden und hohe Hecken: Diese Villa soll, so steht in Beiträgen in sozialen Netzwerken, Bundesaussenministerin
Doch das Foto zeigt kein Haus bei Wien, sondern eins in Kitzbühel. Laut Grundbuch gehört es einer zyprischen Firma – investigative Recherchen fanden Hinweise darauf, dass ein enger Vertrauter von Russlands Präsident Wladimir Putin in Verbindung mit der Villa steht.
Villa steht hunderte Kilometer entfernt in Kitzbühel, Tirol und gehört einer Firma aus Zypern
Über eine Bilder-Rückwärtssuche stossen wir auf mehrere Medienberichte, in denen es heisst, die Villa stehe in Kitzbühel, Tirol – also zwar in Österreich, aber hunderte Kilometer von Wien entfernt. Die genaue Adresse: am Oberleitenweg 31b. Der Vergleich von Bildern aus verschiedenen Berichten mit jenem, das in sozialen Netzwerken kursiert, zeigt, dass es sich tatsächlich um dasselbe Haus handelt.
Das Faktencheck-Team der AFP hat vor Ort überprüft, ob es Hinweise auf Baerbock gibt – und keine gefunden. Eine Abfrage von CORRECTIV.Faktencheck im österreichischen Grundbuch zeigt: Das Gebäude gehört einem Unternehmen in Zypern, genauer der Wayblue Investments Limited. Im Januar 2013 wurde der Kaufvertrag geschlossen.
Laut investigativen Recherchen ist unklar, wer hinter diesem Unternehmen steckt, Spuren führen nach Russland. Die im Juni veröffentlichten "Rotenberg Files", bei denen unter anderem das OCCPR und der österreichische Standard mitwirkten, rechnen das Haus dem Putin-Vertrauten Arkadi Rotenberg zu – ein Oligarch, der 2014 von der EU sanktioniert wurde und dessen Vermögen in der EU deshalb eingefroren sein sollte. Das Haus könnte auch von Putins Tochter genutzt worden sein, lassen Berichte von Nachbarn vor Ort sowie Grundstücksdokumente vermuten. Abschliessende Belege dafür fehlen jedoch.
Nach der Enthüllung entschied das Landesverwaltungsgericht Tirol, dass die Villa nicht länger als Freizeitwohnsitz genutzt werden dürfe – der Entscheid dazu ist anonymisiert, doch auch Medien berichteten darüber. Laut Landesverwaltungsgericht hat seit 2013, als die Villa in den Besitz der Firma auf Zypern überging, niemand einen Wohnsitz in dem Anwesen gemeldet. Von Aussenministerin Baerbock ist in keinem der Texte die Rede. Abgesehen von alledem: Die Villa wurde laut der Recherchen nicht für sechs Millionen Euro gekauft, sondern für fast elf Millionen Euro. Wie viel das Haus heute wert ist, ist unklar.
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