Allmählich kommen mehr Details über die Selbstmordattentäter vom Ostersonntag in Sri Lanka ans Licht. Die grosse Frage ist, ob sie im Namen der Terrormiliz IS handelten. Dass Hinweise auf Anschlagspläne nicht weitergegeben wurden, hat nun Konsequenzen für den Polizeichef des Landes.
Sri Lankas Regierung hatte bereits Fehler bei der Weitergabe von Geheimdienstinformationen vor den Anschlägen vom Ostersonntag eingeräumt. Jetzt hat sie erste Konsequenzen gezogen.
Staatspräsident fordert Kündigung von hochrangigen Beamten
Staatspräsident Maithripala Sirisena wies den Polizeichef des Inselstaates und einen hochrangigen Beamten im Verteidigungsministerium am Mittwoch an, ihre Kündigungen einzureichen, wie sein Büro mitteilte. Die Regierung gab am Mittwoch einige Details über die Attentäter bekannt, die Hintergründe blieben aber grösstenteils ungeklärt.
Präsident Sirisena hatte am Dienstagabend angekündigt, innerhalb von 24 Stunden die Führungen der Sicherheitsbehörden des Landes auszutauschen. Hinweise von ausländischen Geheimdiensten auf Anschlagspläne seien nicht an ihn weitergegeben worden, sagte er zur Begründung.
Vize-Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene bezeichnete es am Mittwoch als "grossen Fehler", dass wichtige Informationen über islamistische Attentatspläne nicht übermittelt worden seien. Die Sicherheitsdienste Sri Lankas hatten schon vor den Anschlägen Hinweise auf entsprechende Pläne. So warnte Sri Lankas Polizeichef am 11. April vor islamistischen Angriffen auf Kirchen.
Sieben Attentäter verübten Anschlag
Sieben sri-lankische Selbstmordattentäter hatten sich am Ostersonntag nahezu gleichzeitig in drei Kirchen in mehreren Städten und drei Luxushotels in der Hauptstadt Colombo in die Luft gesprengt. Einige Stunden später gab es zwei weitere Explosionen in einem kleinen Hotel und in einer Wohngegend in Vororten Colombos. Ein weiterer Anschlag auf ein Fünf-Sterne-Hotel scheiterte.
Die Zahl der Toten lag nach Polizeiangaben vom Mittwoch bei 359 - darunter waren laut Aussenministerium 34 Ausländer, 14 wurden noch vermisst. Auch ein Deutsch-Amerikaner wurde getötet, wie das Auswärtige Amt mitteilte. Mehr als 400 Verletzte wurden nach Angaben der Polizei noch in Krankenhäusern behandelt. 60 Menschen waren laut Polizei am Mittwoch in Gewahrsam, alle seien Sri Lanker.
Vize-Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene sagte am Mittwoch, die meisten der Attentäter seien gebildet gewesen und hätten der oberen Mittelschicht angehört. Sie hätten im Ausland studiert - einer von ihnen vermutlich in Grossbritannien und Australien. Insgesamt seien neun Selbstmordattentäter an den Anschlägen beteiligt gewesen, darunter eine Frau. Acht von ihnen seien bislang identifiziert worden, sagte Wijewardene. Mögliche Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) würden geprüft.
Terrormiliz IS reklamiert Attentate für sich
Der IS hatte die Selbstmordanschläge für sich reklamiert. Die Echtheit der Nachricht liess sich nicht unabhängig überprüfen. Als Täter macht Sri Lanka eine einheimische Islamistengruppe verantwortlich, die aber Hilfe aus dem Ausland gehabt haben müsse. Nach Einschätzung der Regierung waren die Anschläge als Vergeltung für den Anschlag auf Moscheen im neuseeländischen Christchurch im März gedacht.
Nach Angaben von Sri Lankas Premierminister Ranil Wickremesinghe waren noch einige Verdächtige auf der Flucht, manche von ihnen seien im Besitz von Sprengstoff. Mehrere verdächtige Gegenstände wurden am Mittwoch in der Hauptstadt Colombo kontrolliert gesprengt. Es handelte sich aber um Fehlalarme. (mgb/dpa/afp)
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