Unternehmenserbin Verena Bahlsen löste innerhalb weniger Tage eine empörte Debatte in den sozialen Medien aus. Spätere Bemerkungen über Zwangsarbeiter heizten sie an. Nun zeigt sie sich einsichtig.

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Späte Reue für unbedachte Worte: Für ihre Aussagen zu Zwangsarbeitern bei Bahlsen hat sich Unternehmenserbin Verena Bahlsen am Mittwoch entschuldigt. In einer persönlichen Erklärung spricht sie von unbedachten Äusserungen sowie einem Fehler. "Nichts liegt mir ferner, als den Nationalsozialismus und seine Folgen zu verharmlosen", betonte die 26-Jährige.

Sie habe auch erkannt, dass sie sich intensiver mit der Historie des Unternehmens, dessen Namen sie trägt, beschäftigen müsse: "Als Nachfolgegeneration haben wir Verantwortung für unsere Geschichte; ich entschuldige mich ausdrücklich bei all denen, deren Gefühle ich verletzt habe." Verena Bahlsen hatte der "Bild"-Zeitung erklärt: "Das war vor meiner Zeit und wir haben die Zwangsarbeiter genauso bezahlt wie die Deutschen und sie gut behandelt." Damit hatte sie öffentliche Entrüstung und bissige Kommentare in den sozialen Medien ausgelöst.

Kinder sollen Zeit bekommen

Dabei hatte ihr Vater Werner M. Bahlsen noch vor kurzem öffentlich erklärt: "Die Firma darf kein Spielfeld für Unternehmerkinder sein." Die traditionsreiche Gruppe mit einem Jahresumsatz von knapp 560 Millionen Euro feiert dieses Jahr 130-jähriges Bestehen.

Vor fast genau einem Jahr hatte der bisherige Firmenlenker seinen Rückzug aus dem Tagesgeschäft des weltweit bekannten Keks-Imperiums bekanntgegeben und die Führung an ein vierköpfiges Manager-Team übergeben. Der Grund: Er will seinen vier Kindern Zeit zum Entwickeln geben. "Wir haben regelmässig in der Familie Gespräche über die Ausrichtung des Unternehmens - das läuft gut", hatte er noch wenige Tage vor seinem 70. Geburtstag im April gesagt.

Für seine Tochter Verena ist eingetreten, was sie immer befürchtet hatte. Mit Blick auf ihren Vater hatte sie dem Magazin "ZEIT für Unternehmer" im März erklärt: "Er ist so ein Vorbild für mich, dass die Angst riesig ist, ihn zu enttäuschen." Dabei lässt sich die Eigentümerfamilie des Keks- und Süsswarenherstellers nach eigenen Angaben von externen Beratern für eine reibungslose Führung des Unternehmens coachen. Verena Bahlsen sagte, bisher gebe es kein Konkurrenzdenken zwischen ihr und ihren drei Geschwistern. Diskussionen seien aber vorprogrammiert, da Familienunternehmen quasi automatisch Diskussionen auslösten.

"Mehrere Generationen müssen sich über viel Geld und Einfluss einigen, obwohl sie die Welt verschieden sehen", hatte sie dem Magazin gesagt. Ihre Geschwister arbeiten in unterschiedlichen Feldern: Der eine Bruder ist Berater, der andere entwickelt digitale Strategien, die jüngste Schwester ist Fotografin. Verena Bahlsen macht das, was ihr Vater für eine wesentliche Eigenschaft der Keks-Dynastie hält: Trends von morgen nachspüren. Sie beschreitet in Berlin neue Wege als Unternehmerin mit einem Restaurant, das sie nach ihrem Urgrossvater "Hermann's" nannte und als eine Art Zukunftslabor für gesundes Essen sieht. Dafür gab es auch viel öffentliches Lob.

Es folgten zudem Einladungen wie die auf den Marketing-Kongress in Hamburg, wo sie eine offensichtlich launig gemeinte, aber auf wenig positive öffentliche Resonanz gestossene Rede über Nachhaltigkeit in der Wirtschaft hielt. Dass daraus eine Debatte über deutsche Geschichte und Zwangsarbeiter im Nationalsozialismus sowie die Rolle des Unternehmens Bahlsen dabei geworden ist, bedauere sie sehr, schrieb sie jetzt. Das sei nie ihre Absicht gewesen. "Dass ich die Debatte später durch unbedachte Äusserungen verstärkt habe, war ein Fehler. Das tut mir leid", heisst es in der von der Bahlsen-Gruppe auf Deutsch und Englisch verbreiteten persönlichen Erklärung. (br/dpa)

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