Frankreich verstärkt den Kampf gegen den ausufernden Drogenhandel in den Grossstädten des Landes. "Unser Kampf gegen die Drogen und die Dealer ist total", sagte Innenminister Gérald Darmanin am Montag. "Wir werden nun die Operationen, die wir monatelang vorbereitet haben, vervielfachen, um sehr hart zuzuschlagen." Bei Razzien in Lille, Dijon sowie im Grossraum von Lyon und Paris habe es am Montagmorgen 187 Festnahmen gegeben. Unvermindert fortgesetzt würden ausserdem die Polizeiaktionen in der besonders vom Drogenhandel geplagten Hafenstadt Marseille, wo es binnen einer knappen Woche 230 Festnahmen gab.
Die Polizei-Razzien in Frankreich unter dem Namen "Place nette" (sauberer Platz) sind Bestandteil einer im vergangenen Sommer gestarteten Strategie, die die Beseitigung der rund 4000 Drogenverkaufspunkte im Land zum Ziel hat. Polizeibeamte werden dazu an den entsprechenden Stellen der Städte über eine längere Zeit rund um die Uhr eingesetzt. Sie sollen Drogenhändler dingfest machen und verhindern, dass diese ihr Geschäft nach einer kurzen Polizeiaktion ein paar Meter weiter gleich wieder erneut starten. In Marseille sprachen die Behörden von einer Razzia im XXL-Format mit rund 900 eingesetzten Polizisten und Zollbeamten.
Gerade in den Hochhaussiedlungen vieler Grossstädte in Frankreich agieren Drogenbanden und machen den übrigen Bewohnern das Leben schwer. Immer wieder kommt es zu gewalttätigen Abrechnungen zwischen Banden, bei denen auch Unbeteiligte ums Leben kommen. Besonders problematisch ist die Situation in Marseille, wo im vergangenen Jahr 49 Menschen bei Abrechnungen im Drogenmilieu ums Leben kamen. Anlässlich einer Grossrazzia hatte Präsident Emmanuel Macron Marseille am Dienstag vergangener Woche besucht.
Nach dem Besuch des Präsidenten gab es Wirbel um die Berichterstattung der regionalen Zeitung "La Provence". Zwei Tage später hatte die Zeitung mit der Überschrift "Er ist weg und wir sind immer noch da..." getitelt, begleitet von einem Foto mit mutmasslichen Dealern und einer vorbeilaufenden Polizeibeamtin. Die Direktion der Zeitung hatte die Überschrift als zweideutig und missverständlich bezeichnet und den Redaktionsleiter suspendiert. Es habe der Eindruck entstehen können, die Zeitung zitiere Drogendealer, wobei es sich tatsächlich um eine Aussage eines Anwohners handelte. Die Redakteure der Zeitung sprachen von einer unzulässigen Einmischung der Direktion und traten in einen Streik. Obwohl die Suspendierung inzwischen aufgehoben wurde, erschien die Zeitung auch am Montag nicht.
© dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.