Auf der französischen Insel Mayotte im Indischen Ozean hat die Zerstörung eines der grössten Armenviertel begonnen.
"Die Hälfte der Familien, die hier leben, sind bereits anderswo untergebracht", sagte der Präfekt Thierry Suquet am Montagmorgen. In dem Viertel sollten 162 Behausungen zerstört werden, zumeist kleine Häuser mit Wellblechdach. Insgesamt sollen auf der Insel in den kommenden Wochen etwa 1000 Unterkünfte zerstört werden.
"Wir wollen Schluss machen mit den Slums auf Mayotte", sagte der Präfekt. Die Situation sei unerträglich. Die Regierung biete den dort lebenden Franzosen und Ausländern mit Papieren alternative Unterkünfte an, betonte er.
"Auf Mayotte zahlt sich der politische Wille aus: Wir werden weiter Slums zerstören, in denen Menschen in unwürdigen Bedingungen leben, und gleichzeitig alternative Unterkünfte anbieten", schrieb Innenminister Gérald Darmanin auf Twitter.
Für die Aktion unter dem Namen "Wuambushu" waren mehrere Hundert Sicherheitskräfte aus Festland-Frankreich eingeflogen worden. Darmanin will zugleich zahlreiche Menschen ohne Bleiberecht ausweisen. Die Justiz hatte die Aktion vorübergehend gestoppt, doch die jüngsten Gerichtsentscheidungen hatten das Vorgehen des Staates gebilligt.
Die Insel Mayotte, die geographisch zum Archipel der Komoren gehört, hatte 1974 für ihren Verbleib bei Frankreich gestimmt. Seit 2014 hat sie den Status eines äussersten Randgebiets der EU. Die Komoren erkennen die Zugehörigkeit von Mayotte zu Frankreich nicht an.
Da die nächste Komoren-Insel nur 70 Kilometer entfernt liegt, kommen seit Jahren zahlreiche komorische Zuwanderer - die dieselbe Sprache und Kultur haben - nach Mayotte. Etwa die Hälfte der Bevölkerung von Mayotte hat nicht die französische Nationalität und in den meisten Fällen auch kein Bleiberecht. Ein Drittel der Nichtfranzosen ist bereits auf Mayotte geboren.
Frankreich schiebt seit Jahren immer wieder im grossen Stil Menschen ohne Bleiberecht aus Mayotte ab. In den vergangenen beiden Jahren waren es je mehr als 20.000 - wobei viele der Abgeschobenen über kurz oder lang wieder zurückkommen. © AFP
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.