Der G20-Gipfel kommt dieses Jahr im australischen Brisbane zusammen. Die Staats- und Regierungschefs der führenden Volkswirtschaften haben ein breites Programm vor sich - im Sitzungssaal wie in den Hinterzimmern. Bankenregulierung, Steuersünder, Ebola: So läuft das wichtigste Wirtschaftstreffen des Jahres.

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Brisbane erlebt aktuell einen der grössten Sicherheitseinsätze der australischen Geschichte. Der Grund: Am Wochenende wird dort der G-20-Gipfel stattfinden. Eine besondere Rolle spielt dabei Kanzlerin Merkel. Die wichtigsten Fakten zum Treffen.

Was ist der G-20-Gipfel?

Die Gruppe der 20 bestehen aus der Europäischen Union (EU) und 19 Staaten. Unter diesem Dach versammeln sich die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer der Welt. Die G20 stehen für zwei Drittel der Weltbevölkerung und 75 Prozent des weltweiten Handels und wurden gegründet als eine Reaktion auf internationale Finanzkrisen wie 1999 in Asien oder die globale Krise 2008. Seitdem konferieren einmal im Jahr Vertreter von Politik und Finanzen, um sich im Sinne einer funktionierenden Wirtschaft auszutauschen und abzustimmen.

Wer nimmt teil?

Die Staats- und Regierungschef der 20 Mitglieder sind da. Neben Barack Obama (USA), Wladimir Putin (Russland) und Xi Jinping (China) unter anderem auch der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe, Südkoreas Präsidentin Park Geun-hye oder Stephen Harper aus Kanada. Zum ersten Mal nehmen Narendra Modi aus Indien und Joko Widodo aus Indonesien teil. Aus Europa kommen David Cameron (Grossbritannien), Francois Hollande (Frankreich) und Matteo Renzi (Italien). Die EU-Führung reist ebenso an wie die Staats- und Regierungschefs der Türkei, Saudi-Arabiens und Südafrikas. Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko repräsentieren Mittel- und Südamerika. Spanien, Neuseeland, Mauretanien, der Senegal und Burma sind Gäste, ausserdem internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen oder die Weltbank. 5.300 Delegierte und etwa 2.300 Journalisten sollen in Brisbane insgesamt teilnehmen.

Warum findet das Treffen in Australien statt?

Die Mitgliedsländer wechseln sich bei der Austragung ab, 2014 ist Australien an der Reihe. Ein Rotationssystem sorgt dafür, dass jede Region gleichermassen berücksichtigt wird. Australien wollte das Treffen schon Lange ausrichten und ist bei Durchführung und Organisation selbst verantwortlich. Australien erhält aber Unterstützung von den Gastgeberländern des vorangegangenen und des kommenden Jahres. Offizieller Gastgeber ist der australische Premier Tony Abbott. Er kann dabei selbstbewusst auftreten: Australiens Wirtschaft wächst seit 23 Jahren. Das gilt nicht für alle Mitglieder.

Wie will Australien die Sicherheit der Teilnehmer gewährleisten?

Australiens Regierungschef Tony Abbott sagt: "Das ist das bedeutendste Treffen von Weltpolitikern, das dieses Land je ausgerichtet hat". Entsprechend hoch sind die Sicherheitsvorkehrungen. Besondere Alarmbereitschaft gilt, weil Australien Teil der internationalen Koalition gegen den Islamischen Staat ist. In Brisbane existiert zudem eine muslimische Extremisten-Szene. Am 18. September erlebte Australien die grösste Anti-Terror-Razzia in der Geschichte des Landes – in Brisbane und in Sydney.

Was kennzeichnet Brisbane?

Brisbane ist die Hauptstadt von Queensland und auch das industrielle und finanzielle Zentrum des Bundesstaates. In dem Ballungsraum leben etwa zwei Millionen Menschen. Aktuell ist dort Frühling, es ist heiss und tropisch.

Das sind die wichtigsten Themen des Gipfels?

Gespräche über Wirtschafts- und Finanzpolitik stehen traditionell im Zentrum des Treffens. Gastgeber Australien hat einen "Brisbane Aktionsplan" ausgearbeitet. Laut des Papiers sollen die Mitgliedsländer das Wirtschaftswachstum in den kommenden fünf Jahren um zwei Prozent erhöhen. Zudem sollen Banken und Finanzmärkte stärker reguliert und damit sichergestellt werden, dass Steuerzahler nicht die Pleiten von Finanzinstituten tragen müssen. Steuersünder auch ein grosses Thema, der Austausch von Steuerinformationen zwischen den Staaten soll gefördert werden.

Beschäftigen sich die Teilnehmer nur mit Wirtschaftsthemen?

Nein. Das Treffen wird auch zum Gespräch über andere Themen von globaler Bedeutung genutzt: die Bekämpfung der Seuche Ebola, die Bekämpfung des IS-Terrors oder die Krise in der Ukraine.

Warum ist das Treffen für Russlands Präsident Wladimir Putin so wichtig?

Wladimir Putin wurde aus dem Kreis der westlichen Industriemächte, dem Kreis der G8, ausgeschlossen. Das war eine Strafmassnahme wegen Russlands Annexion der Krim. Der russische Präsident ist in diesem Jahr darum bisher auf nur wenigen internationalen Treffen mit Kollegen aus dem Westen zusammengekommen. Aktuell isoliert sich Russland aufgrund seines Agierens in der Ostukraine weiter von der westlichen Staatengemeinschaft. Bundeskanzlerin Angela Merkel wird Putin in Brisbane treffen, um mit ihm über die Lage in der Region um Donezk zu besprechen. Russland forderte im Vorfeld des Gipfels die Staatengemeinschaft auf, die Wirtschaftssanktionen gegen das Land zu stoppen.

Wo findet der nächste Gipfel statt?

2015 wird die Türkei nach Istanbul zum dann insgesamt zehnten G-20-Treffen einladen. Vorher wurden die Treffen unter anderem in Washington (2008), London (2009) oder Seoul (2010) abgehalten.

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