Die Hamas feuert seit rund drei Wochen Raketen auf Israel. Obwohl die Palästinenserbewegung als weitgehend isoliert gilt, hat sie in den vergangenen Jahren ihr Waffenarsenal enorm aufrüsten können. Doch woher stammen die Raketen, die zu Tausenden auf Israel geschossen werden?

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Mehr als drei Wochen nach Beginn der ersten Kämpfe zwischen Israel und der Hamas gehen die Waffen der radikalen Palästinenserbewegung immer noch nicht zur Neige. Experten schätzen, dass die Hamas in den vergangenen Jahren ihre Depots auf etwa 10.000 Raketen auffüllen konnte. Und nicht nur das: Die Hamas verfeuert ihre Waffen, obwohl klar ist, dass sie Israel mit den Raketen weder schaden noch diesen Krieg gewinnen kann. Dieses Vorgehen wirft einige Fragen auf.

Wie kommen die Waffen der Hamas in den Gazastreifen?

"Bevor in Ägypten das Militärregime an die Macht kam, gab es Hunderte Tunnel unter der Grenze zwischen Gaza und Ägypten", erklärt Jörg Knocha. Der Politologe arbeitete vier Jahre lang im Auslandsbüro Palästinensische Gebiete bei der Konrad-Adenauer-Stiftung. Israel wusste von diesen Tunneln und hat sie teilweise geduldet, weil so Baumaterial und Lebensmittel in den Gazastreifen hinein geschmuggelt wurden. Dass dadurch auch eine Vielzahl von Waffen transportiert wurde, wussten die israelischen Geheimdienste. Das Ausmass war ihnen jedoch nicht bekannt.

Seit im letzten Sommer Mohammed Mursi gestürzt wurde, seien bis auf ein paar wenige Tunnel auf ägyptischer Seite zerstört worden. "Das Militär – als Teil der Muslimbrüderschaft – steht der Hamas extrem kritisch gegenüber", sagt Knocha.

Welche Waffen hat die Hamas – und von wem?

Viele der Raketen mit geringer Reichweite sind selbstgebaut und stammen aus der Zeit der Zweiten Intifada. Bei diesen sogenannten Qassam-Raketen handelt es sich um mit Sprengstoff und Splittern gefüllte Stahlhülsen. Sie sind zwar einfach zu bauen, aber wenig zielgenau. Qassam-Raketen fliegen etwa zehn Kilometer und sind deshalb vor allem für israelische Städte an der Grenze zum Gazastreifen gefährlich. "Inzwischen hat die Hamas immer bessere, treffsicherere Raketen zustande gebracht", erklärt Knocha. Wahrscheinlich dank Anleitungen aus dem Iran, von Syrien und der Hisbollah im Libanon.

"Bei Raketen, die bis nach Tel Aviv oder Jerusalem reichen, handelt es sich entweder um alte iranische oder syrische Bestände", meint der Experte. "Oder um neue Waffen aus Libyen, die nach Gaddafis Sturz geplündert und dann über das Tunnelsystem in den Gazastreifen gebracht wurden." Von dort sollen Raketen der Gattung Faschr-5 stammen, die bis zu 75 Kilometer weit fliegen.

Berichten über mutmassliche Waffenlieferungen aus Pjöngjang steht Knocha skeptisch gegenüber. "Wenn es Waffen aus Nordkorea geben sollte, dann sind diese wahrscheinlich über Iran oder Syrien in die Hände der Hamas gelangt."

Wer unterstützt die Hamas?

Nachdem die Hamas sich zu Beginn des syrischen Aufstands auf die Seite der sunnitischen Rebellen geschlagen hatte, kam es zum Bruch mit dem ehemals wichtigsten Verbündeten: Iran, der engste Partner Syriens. Irans Regierungsoberhaupt Ayatollah Ali Khamenei hat damals vergeblich gefordert, dass sich die Hamas zu Assad bekennt. Es gibt allerdings Gerüchte, dass Iran eine andere militante Palästinenser-Gruppe, den PIJ (Palestine Islamic Jihad), weiterhin fördert.

"Die Hamas steht momentan ziemlich alleine da", meint Knocha. Eine Verbindung zwischen der Bewegung Islamischer Staat (IS) zur Hamas hält er für unwahrscheinlich. "IS verfolgt zwar dasselbe Hamas-Ziel, Israel zu vernichten. Aber ich glaube nicht, dass es zwischen beiden konkrete Kontakte gibt. Die Hamas ist vor allem eine nationalistische Bewegung, während der religiös motivierte IS ein globales Kalifat gründen will. Das passt nicht zusammen." Ausserdem würden Beweise für diese These fehlen.

Was kann Israel gegen die Raketen der Hamas tun?

Tatsächlich wird es ohne Tunnelsystem für die Hamas sehr schwer werden, neue Raketen zu bekommen. "Allerdings weiss die israelische Armee nach eigenen Angaben erst von circa 30 Tunneln, von denen sie etwa die Hälfte zerstört hat", sagt Knocha. Es heisst, dass es der israelische Geheimdienst nach 2008 vernachlässigt habe, die wachsenden Tunnelsysteme zu beobachten.

Für Knocha gibt es nur zwei Möglichkeiten, wie die derzeitige Situation gelöst werden könnte. "Die kurzfristige Lösung wäre, dass es zu einem Waffenstillstand und einer Öffnung des Gazastreifens kommt, die dann von internationalen Beobachtern kontrolliert wird."

"Langfristig müsste es Friedensverhandlungen geben, die eine Zwei-Staaten-Lösung anvisieren. Mit einem fairen Ergebnis für die Palästinenser", sagt Knocha. Wenn es einen echten Friedensprozess gäbe, würde auch die Mehrheit der Palästinenser im Gazastreifen und damit viele Hamas-Anhänger die Zwei-Staaten-Lösung unterstützen. Umfragen würden das beweisen, obwohl es dem erklärten Ziel der Hamas widerspricht. "Denn auch Hamas-Anhänger wollen in Frieden und in Wohlstand leben", so Knocha.

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