Eine Welle der Gewalt hat Mexiko seit Jahresbeginn fest im Griff. Die Bandenkriege zwischen den Drogenkartellen eskalieren zunehmend. Nun erschossen Bewaffnete fünf Menschen im beliebten Touristenziel Cancún.
Mehrere Bewaffnete haben in der mexikanischen Touristenstadt Cancún fünf Menschen erschossen und drei weitere verletzt. Dabei wurde ein Polizist aus der Region im Süden des Landes getötet, ein weiterer erlitt Verletzungen, wie die Staatsanwaltschaft des Bundesstaats Quintana Roo am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) mitteilte. Demnach fand die Attacke in einem Lokal im Stadtteil Puerto Juárez in der Nähe des Strandes statt. Touristen seien nicht betroffen gewesen, hiess es in der Mitteilung.
Dramatische Entwicklungen in Mexiko
Das lateinamerikanische Land leidet unter einer anhaltenden Welle der Gewalt - die Zahlen für das erste Halbjahr 2018 sind alarmierend. Nach offiziellen Angaben der Regierung wurden im Juni 2668 Menschen getötet. Das entspricht einem Durchschnitt von 88 Toten pro Tag. Die meisten Opfer gab es demnach bisher im Monat Mai. 2894 Menschen wurden umgebracht, der Grossteil davon erschossen, wie es vonseiten der Regierung heisst. Im gesamten ersten Halbjahr waren es demnach 15 980 Tote.
Gezielte Gewalt gegen Frauen
In den ersten sechs Monaten des Jahres wurden laut Regierungszahlen zudem 402 Femizide registriert. Darunter werden Tötungen von Frauen allein wegen ihrer Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht verstanden. Alle 15 Minuten und 28 Sekunden sei im April dieses Jahres in Mexiko ein vorsätzliches Tötungsdelikt oder ein Femizid registriert worden, teilt das Nationale Beobachtungszentrum ONC mit.
Die Zahlen der Tötungen steigen weiterhin zwischen 5 und 15 Prozent pro Monat an, wie das ONC erklärt.
Bandenkrieg zwischen Drogen-Kartellen
Als ein Grund für die eskalierende Gewalt in Mexiko werden interne Verteilungskämpfe zwischen Verbrechersyndikaten genannt. Festnahmen und Tötungen von mächtigen Kartellbossen hatten Machtkämpfe um die Nachfolge ausgelöst. Zudem konkurrieren zunehmend kleinere Banden um Geschäftsanteile und Einfluss bei Drogenhandel, Schutzgelderpressung und Benzindiebstahl.
Attacken auf Politiker
Am 1. Juli war Andrés Manuel López Obrador zum neuen Präsidenten gewählt worden. Allein während des Wahlkampfes wurden in Mexiko nach Angaben der Beratungsfirma Etellekt 152 Politiker und mit dem Wahlkampf in Verbindung stehende Helfer ermordet. Und auch nach der Wahl reisst die Gewalt gegen sie laut Etellekt nicht ab. Betroffen sind davon vor allem Politiker auf regionaler und lokaler Ebene.
Journalisten im Visier
Auch Journalisten sind immer wieder Ziel von Attacken. Zuletzt war Rubén Pat Cauich beim Verlassen einer Bar in einer Küstenstadt im Bundesstaat Quintana Roo erschossen worden. Cauich war bereits der zweite getötete Journalist der Zeitung und Online-Plattform "Playa News". Ende Juni war einer seiner Kollegen ebenfalls in Quintana Roo erschossen worden. Insgesamt wurden in Mexiko in diesem Jahr bereits acht
Medienschaffende getötet. Mit 13 Morden im vergangenen Jahr gilt Mexiko als eines der gefährlichsten Länder der Welt für diesen Beruf.
Hoffen auf designierten Präsidenten
Der designierte Präsident López Obrador hat für das geplagte Land einen Friedensprozess angekündigt. Dazu hatte er sogar die Unterstützung von Papst Franziskus angefordert. Linksnationalist López Obrador hat sich ausserdem die Bekämpfung der Korruption auf die Fahne geschrieben. Zudem erwägt er eine Straffreiheit für Mitarbeiter von Drogenkartellen. Er möchte in Bildung investieren, um den Menschen eine Alternative zum organisierten Verbrechen zu geben. (mc/dpa)
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