Klimaaktivistin Greta Thunberg ist nach ihrer emotionalen Rede vor der UN in New York weiter nach Kanada gereist, um dort an Klima-Protesten teilzunehmen. Dort hat sie auch Premierminister Justin Trudeau getroffen - und ihm die Leviten gelesen.

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Klimaaktivistin Greta Thunberg hat in der kanadischen Stadt Montreal zum Abschluss einer internationalen Streikwoche zusammen mit rund einer halben Million Menschen für mehr Klimaschutz demonstriert. Zugleich warf sie am Freitag dem kanadischen Premier Justin Trudeau bei einem Treffen vor, nicht ausreichend gegen den Klimawandel vorzugehen.

Thunberg: Trudeau tue "sicherlich nicht genug"

Kanadischen Medienberichten zufolge sagte sie mit Blick auf Trudeau: "Natürlich ist es einfacher, jemandem Vorwürfe zu machen, und natürlich hat er viel Verantwortung und sicherlich tut er nicht genug." Das sage sie allen Politikern weltweit. "Meine Botschaft an alle Politiker ist dieselbe - hört einfach auf die Wissenschaft und handelt dementsprechend."

Am Nachmittag nahmen Trudeau und Thunberg an einem Klima-Protest in Montreal teil. "Wir haben das zusammen unternommen und ich kann euch nicht oft genug dafür danken, dass ihr hier seid", sagte Thunberg in einer Rede an die Demonstranten. "Es ist einfach unglaublich, vereint zu sein für so eine gemeinsame Sache."

Ihr Heimatland Schweden und Kanada seien beide "angebliche Anführer in Sachen Klimaschutz", sagte Thunberg. "In beiden Fällen heisst das absolut nichts. In beiden Fällen sind es nur leere Worte."

Naturschutz: Trudeau will zwei Milliarden Bäume pflanzen

Trudeau verkündete, im Falle eines Wahlsiegs im Oktober zwei Milliarden Bäume in Kanada pflanzen zu wollen. Klimaaktivistin Thunberg nannte er "eine beeindruckende Person, die die Konversation nach vorne bringt" und "die Stimme einer Generation junger Menschen, die ihre Staats- und Regierungschefs dazu aufrufen, mehr zu machen und es besser zu machen - und ich höre zu".

Nicht nur in Kanada gingen am Freitag Hunderttausende auf die Strasse, sondern auch in anderen Ländern. In Italien sollen es mehr als eine Million gewesen sein. Dagegen fielen die Proteste in Deutschland diesmal verhaltener als vor einer Woche aus.

In Hamburg nahmen nach Angaben der Polizei 3.200 Teilnehmer an der Kundgebung teil. In München beteiligten sich laut Polizei rund 2.000 Menschen an einem Demozug durch die Innenstadt.

Zum Auftakt des Aktionstags hatten sich Zehntausende Menschen in Neuseeland vor dem Parlament in der Hauptstadt Wellington versammelt. Auch in Südkorea, Indien und Bangladesch gab es Proteste. Nach Angaben der Nachrichtenagentur APA demonstrierten in Österreich insgesamt 65.000 Menschen, die Veranstalter sprachen sogar von 150.000 Teilnehmern.

Im niederländischen Den Haag nahmen nach Schätzungen der Organisatoren rund 35.000 Menschen an einer Kundgebung teil. In Stockholm, der Heimat der schwedischen Klimaaktivistin Thunberg, kamen nach Angaben der Organisatoren 60.000 Menschen zu einem Protestzug zusammen. Auch in anderen Teilen Skandinaviens wurde protestiert.

Thunbergs emotionale Rede vor UN wirkt nach

Thunberg ist vor knapp einem Monat anlässlich diverser Klimagipfel per Hochsee-Segeljacht über den Atlantik in die USA gereist. Dort hielt sie am Montag bei den UN eine emotionale Rede, in der sie den Staats- und Regierungschefs mangelnde Handlungsbereitschaft beim Klimaschutz vorwarf.

"Wie konntet Ihr es wagen, meine Träume und meine Kindheit zu stehlen mit Euren leeren Worten?", fragte die 16-jährige Schwedin am Montag in ihrer Rede mit Tränen in den Augen. "Wir werden Euch das nicht durchgehen lassen. [...] Die Welt wacht auf und es wird Veränderungen geben, ob Ihr es wollt oder nicht."

Im Publikum sass auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Thunberg in Teilen widersprach. Nach Ansicht der Kanzlerin habe die Klimaaktivistin in ihrer Rede "nicht ausreichend zum Ausdruck gebracht", welche Chancen moderne Technologie sowie Innovationen für den Klimaschutz eröffneten, sagte Merkel im Gespräch mit Journalisten.

Thunberg war in ihrer Heimat Stockholm am Mittwoch für ihr Engagement für mehr Klimaschutz der Alternative Nobelpreis der Right Livelihood Stiftung zugesprochen worden. (jwo/dpa)  © dpa

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