Die Griechen sind verärgert: Illegale Strandbars und Privatstrände belegen zunehmend Strandflächen. Die Regierung reagiert mit strengen Regeln und Drohnenüberwachung. Die Durchsetzung der Massnahmen stellt Griechenlands Behörden jedoch vor Herausforderungen.
Die Stühle stehen im Sand, die Tische fast im Wasser, der Blick der Gäste geht hinaus aufs türkisfarbene Ägäische Meer: Solche Tavernen gibt es zu hunderten an griechischen Stränden, doch diese hier auf der Halbinsel Chalkidiki ist wie viele andere illegal. Die Wirte könnte das bald teuer zu stehen kommen, denn in dieser Saison gehen die Behörden mit Drohnen und einer App gegen die verbotene Privatisierung von Stränden vor.
Von Sommer zu Sommer wächst die Wut der Griechen, weil Strandbars, Privatstrände und Tavernen immer mehr Badeplätze belegen. "Sie nehmen den ganzen Strand ein", beschwert sich Evgenia Rapti. "Der Kommerz hat die Küste erreicht, mit Tischen, Stühlen und Liegen."
Die 64 Jahre alte Rentnerin hat ein Ferienhaus im Badeort Pefkochori auf Chalkidiki. "Als wir das Haus vor vierzig Jahren kauften, war es ganz anders", erinnert sie sich wehmütig. "Der Strand war leer und es war angenehm, sich dort hinzulegen."
Technologien und staatliche Unterstützung im Kampf um die Strände
Die Halbinsel Chalkidiki südlich von Thessaloniki ist bei Urlaubern wegen der paradiesischen Strände entlang der über 500 Kilometer langen Küste und dem kristallklaren Wasser beliebt.
"Das Problem mit den Stränden in Griechenland ist, dass es Unternehmer gibt, die mit oder ohne Genehmigung Teile der Küste so besetzen, dass normale Leute keinen Zugang mehr haben", sagt Giorgos Theodoridis. Er engagiert sich dagegen; seine Facebook-Gruppe hat mehr als 12.000 Mitglieder.
Jetzt bekommen die Aktivisten Unterstützung vom Finanzministerium. Im Mai begann es in Pefkochori und einem benachbarten Badeort mit den ersten Kontrollen. Drohnen flogen über die Strände. Mit den Luftaufnahmen können die Behörden kommerziell genutzte Abschnitte ohne Konzession ausfindig machen.
Athen setzt zudem auf die neue App "MyCoast", mit der Besucher unter anderem die illegale Nutzung des Strandes melden können.
Aktivist Theodoridis steht mit seinem Handy an der Küste von Chalkidiki und erklärt die Vorzüge des digitalen Drahts in die Ämter: "Ich kann in der App direkt auf den Ort klicken, an dem ich mich befinde, und eintragen, dass dieser Privatstrand keine Konzession hat.“ Rund 6000 Hinweise erreichten die Behörden seit Ende April über die App, 680 davon aus der Region Chalkidiki.
Neue Regeln für Strandvermietung
Im März führte die Regierung auch neue Regeln für die Vermietung von Liegestühlen ein. Sonnenschirme und Liegen müssen nun mindestens vier Meter vom Meer entfernt sein und an Stränden, die weniger als vier Meter breit sind, ist die Vermietung ganz verboten.
Der Verleih ist ein lukratives Geschäft: Zwei Liegen und ein Sonnenschirm kosten in Griechenland meist 20 bis 40 Euro am Tag, auf manchen beliebten Inseln auch deutlich mehr.
Mit den neuen Massnahmen reagiert die Regierung auf den Protest im Sommer 2023, einem touristischen Rekordjahr mit 33 Millionen Besuchern. Zunächst demonstrierten auf der Kykladeninsel Paros Einheimische, andere Küstenbewohner taten es ihnen gleich.
Die sogenannte Handtuchbewegung entstand, die den gesetzlich garantierten Zugang zum Strand auch für nicht zahlende Gäste einfordert.
Schliessung illegaler Strandbar und bürokratische Herausforderungen
Auf der Insel Rhodos schlossen die Behörden inzwischen eine Strandbar, die bis ins Wasser Liegestühle aufgestellt hatte. "Wenn wir sagen, dass an den Stränden Ordnung herrschen wird, dann meinen wir das auch so“, sagte Finanzminister Kostis Chatzidakis.
Zusätzlich zu den 6500 laufenden Strandkonzessionen haben die Behörden dieses Jahr 1200 weitere ausgeschrieben. Wegen Personalmangels kämen die Ämter nicht hinterher, die Genehmigungen rechtzeitig auszustellen, beklagen einige Tourismusunternehmer.
Ihnen bleibe keine andere Wahl, als die Strandsaison ohne staatliche Erlaubnis zu beginnen. (afp/lla)
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