- In Grossbritannien ist das Benzin knapp geworden. Vor allem in den Städten bilden sich an den Tankstellen lange Schlangen.
- Nun wird befürchtet, dass Ärzte und andere Beschäftigte des Gesundheitssystems nicht zur Arbeit kommen können.
- Die britische Regierung schliesst nicht aus, Militär zur Bewältigung der Krise einzusetzen.
Angesichts der anhaltenden Kraftstoffkrise in Grossbritannien schlägt der Gesundheitssektor des Landes Alarm. "Ärzte und andere Beschäftigte des Gesundheitswesens können sich nicht um Patienten kümmern, wenn sie nicht zur Arbeit kommen", sagte Julia Grace Patterson, die Chefin der Vereinigung EveryDoctor, in der sich rund 1.700 Mediziner zusammengeschlossen haben.
Sie habe von vielen Kollegen gehört, die übers Wochenende erfolglos versucht hätten zu tanken, sagte Patterson am Montagmorgen. Es brauche dringend einen Notfallplan der Regierung, der absichere, dass Angestellte des Gesundheitsdienstes zur Arbeit kommen könnten.
An zahlreichen Tankstellen in Grossbritannien gibt es derzeit Engpässe von Benzin und Diesel, seit Tagen kommt es zu Panikkäufen und langen Schlangen. Hintergrund ist ein gewaltiger Mangel an Lastwagenfahrern, der zuvor bereits zu leeren Supermarktregalen geführt hatte.
Tankstellenvereinigung: Treibstoffknappheit wegen Panikkäufen
Wegen der Corona-Pandemie wurden etliche Fahrstunden und -prüfungen verschoben. Zudem wanderten wegen des Brexit etwa 20.000 vor allem osteuropäische Fachkräfte ab und neue strenge Einwanderungsregeln hemmen nun den Zuzug.
Um die Probleme zu bekämpfen, will die Regierung unter anderem Arbeitsvisa für bis zu 5.000 ausländische Lastwagenfahrer ausstellen. Zudem sollen Zehntausende Fahrprüfungen zusätzlich pro Jahr ermöglicht werden.
Die britische Tankstellenvereinigung PRA führt die Treibstoffknappheit auf Panikkäufe zurück. Vor allem in den städtischen Gebieten sei zahlreichen Tankstellen der Treibstoff ausgegangen, sagte der PRA-Vorsitzende Brian Madderson am Montag. Am Montag bildeten sich erneut lange Schlangen vor den Zapfsäulen.
Regierung erwägt Hilfe des Militärs anzufordern
PRA-Chef Madderson berichtete im Sender BBC: "Eines unserer Mitglieder erhielt mittags einen Tank und am späten Nachmittag war der Inhalt bereits in den Autos der Leute verschwunden." Aufgrund der starken Nachfrage nach Diesel und Benzin hatten demnach rund 5.500 der insgesamt 8.000 Tankstellen, deren Betreiber Mitglied im PRA sind, am Sonntag keinen Treibstoff mehr.
Verkehrsminister Grant Shapps schloss am Wochenende nicht aus, militärische Hilfe anzufordern. Der britische Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng sagte am Montag, er habe Wettbewerbsbestimmungen der Branche ausgesetzt, damit die Branche "wichtige Informationen austauschen und besser zusammenarbeiten und so Lieferengpässe minimieren kann". (AFP/dpa/dh)
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