Noch immer ist unklar, ob, wann und wie der Brexit erfolgen soll. Eine deutsche Uni-Klinik will sich die Unsicherheit ausländischer Arbeitskräfte auf der Insel zunutze machen - und wirbt kreativ um polnisches Pflegepersonal.

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Wenn der Markt an Arbeitskräften leer gefegt, aber der Mangel an Personal eklatant ist, muss man sich als Arbeitgeber eben etwas einfallen lassen. Dachte sich auch Torsten Rantzsch.

Der 51-Jährige ist Pflegevorstand des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD) und hat mit einer kreativen Idee versucht, Bewerber für seine vielen offenen Stellen für Pflegekräfte anzulocken.

"Brexit-Sorgen? Kommen Sie nach Deutschland!"

Rantzsch schaltete Ende Januar eine auf Deutsch und Polnisch formulierte Anzeige in den zwei polnisch-sprachigen Wochenzeitungen "Tydzien Polski" und "Cooltura" in Grossbritannien. Zusammen haben die beiden Zeitungen eine Auflage von knapp 90.000 Exemplaren.

"Brexit-Sorgen? Kommen Sie nach Deutschland!", wirbt die Stellenanzeige für das UKD.

"Wir haben nicht nur die bessere Bezahlung, die besseren sozialen Leistungen und bessere Arbeitszeiten. Wir haben auch das bessere Wetter, das bessere Essen, den kürzeren Weg nach Polen. Und die Sicherheit eines EU-Staates", nimmt die Uni-Klinik die Situation im Vereinigten Königreich augenzwinkernd auf die Schippe.

UKD nutzt Brexit-Chaos, um Personalmangel zu beheben

Noch immer ist nicht abschliessend geklärt, ob der Brexit kommt, wann er kommt und was er genau für die zahlreichen ausländischen Arbeitskräfte bedeutet, die auf der Insel beschäftigt sind.

Warum also nicht Profit aus dem Brexit-Chaos schlagen und polnische Fachkräfte nach Düsseldorf locken, dachte sich das UKD. Denn die Arbeitsmarktsituation in Deutschland ist alles andere als rosig.

Seit der Einigung mit der Gewerkschaft im vergangenen Sommer nach einem Streik der Beschäftigten muss die Klinik bis kommenden Oktober insgesamt 140 zusätzliche Pflegekräfte einstellen.

Keine einfache Aufgabe, denn durch den demografischen Wandel fehlt ohnehin Nachwuchs, um allein die Stellen derer nachzubesetzen, die in Rente gehen.

"In einem leeren Arbeitsmarkt sind grundsätzlich Ideen gefragt, damit sich die Kliniken nicht ausschliesslich gegenseitig das Personal abwerben. Der Blick ins Ausland ist da eine Möglichkeit", sagt Kliniksprecher Tobias Pott auf Anfrage unserer Redaktion.

Fachkräftemangel in der Pflege

In allen Pflegeberufen mangelt es vor allem an Fachkräften. Amtliche Angaben zur Anzahl aller vakanten Stellen im Pflegebereich liegen dem Bundesgesundheitsministerium nicht vor.

Wie UKD-Pflegevorstand Rantzsch gegenüber "Euronews" sagte, fehlen bundesweit "um die 70.000 Pflegekräfte in den stationären Einrichtungen. Und hier rede ich nur von den Krankenhäusern".

Bislang sind noch rund 90 der 140 offenen Stellen am UKD unbesetzt. Deshalb hofft die Uni-Klinik auf eine grosse Resonanz auf die Zeitungsanzeigen. Laut Pott können es gar nicht genug Bewerber sein: "Wir würden aktuell um die 100 Pflegekräfte einstellen, bei denen die Qualifikationen passen."

Warum richtet sich die Anzeige gerade an polnische Kräfte? "Von Polen in Grossbritannien haben wir bereits sehr positive Rückmeldungen", erklärt Pott: "Die Aussage ist: Wenn Ihr ohnehin plant Grossbritannien zu verlassen, warum dann nicht nach Deutschland zum Universitätsklinikum Düsseldorf? Wir haben eine Menge zu bieten."

Zahl der ausländischen Pflegekräfte nahezu verdoppelt

Mit der Anwerbung ausländischen Pflegepersonals hat das UKD übrigens gute Erfahrungen gemacht. 2012, als die Wirtschaftskrise auch in Spanien zuschlug, wurden laut Pott mehrere spanische Kräfte angeworben, "die nach wie vor bei uns arbeiten und in Düsseldorf heimisch geworden sind. Viele haben mittlerweile hier eine Familie gegründet und die Mitarbeiter sind wichtige Stützen auf ihren Stationen."

Das Erfolgsrezept sei gewesen, "dass wir uns ganz persönlich um die Integration gekümmert haben - bis hin zur Begleitung bei Behördengängen oder die Einführung in den rheinischen Karneval", glaubt Pott.

Diese Entwicklung ist kein Einzelfall: Laut der Bundesregierung hat sich zwischen 2013 und 2017 die Zahl der ausländischen Pflegekräfte in Deutschland fast verdoppelt. Gut möglich, dass der drohende Brexit diese Zahl noch weiter wachsen lässt...

Verwendete Quellen:

  • www.euronews.com: "Werbeaktion: 'Brexit-Sorgen? Kommen Sie nach Deutschland!'"
  • www.bundesgesundheitsministerium.de: "Beschäftigte in der Pflege"
  • www.bild.de: "Uni-Klinik lockt Brexit-Polen"
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