Boris Johnson erntet für ein Foto Kritik, das aber nur die halbe Geschichte erzählt. Der britische Premier hat während seines Besuchs in Frankreich kurz seinen Fuss auf einen Tisch im Élysée-Palast gestellt - während ihm Präsident Emmanuel Macron gegenüber sass.
Es wirkte wie
Darauf ist zu sehen, wie Johnson am Donnerstag im Pariser Élysée-Palast seinen rechten Fuss auf ein rundes Tischchen stützt und sich im Sessel zurücklehnt. Ihm gegenüber sitzt Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron.
Johnson für unkonventionellen Stil bekannt
Johnson erntete reihenweise böse Kommentare. Das sei nicht die feine englische Art.
An der britischen Elite-Schule Eton, die Johnson besucht hat, würden anscheinend keine Manieren gelehrt, kommentierte eine Nutzerin. Andere gaben dem Premier den Spitznamen "Boorish Johnson" - "boorish" wird mit flegelhaft übersetzt.
Johnson habe sich für einen eher "informellen Ansatz" entschieden, als er sich mit Macron zusammensetzte, schrieb die britische Tageszeitung "The Guardian". Mit Johnsons Vorgängerin Theresa May wäre das niemals passiert, so die Zeitung.
Einige französische Zeitungen hielten sich am Freitag mit Kritik zurück: Johnsons Verhalten sei weit davon entfernt gewesen, beleidigend gegenüber Macron und Frankreich zu sein, schrieb die Tageszeitung "Le Parisien". Johnson habe offenbar einen Scherz gemacht, so "Le Figaro".
Alles nur ein Scherz?
Betrachtet man die Videosequenz des Zwischenfalls, wird klar, dass es sich nur bei dem Foto nur um eine Momentaufnahme handelt. Johnson stützt seinen Fuss nur eine Sekunde auf.
Die Situation dürfte von Macron selbst ausgegangen sein: Im Video zu dem Moment ist zu sehen, wie der Präsident über das Tischchen zu sprechen scheint und auf Johnsons Schuhe zeigt.
Der stellt seinen Fuss kurz auf den Tisch, lacht und stellt ihn wieder ab. Dann lachen beide. Brüskiert wirkt Macron jedenfalls nicht.
Worüber die beiden Politiker während der Szene sprachen, blieb am Freitag unklar. Die Atmosphäre vor dem Schnappschuss sei fröhlich gewesen, sagte Fotograf Christophe Petit-Tesson, der das Foto von Johnson mit dem Fuss auf der Tischkante geschossen hatte. Demnach scherzten der Premier und der Präsident miteinander und lachten.
Johnson habe den Fuss kurz auf den Tisch gesetzt und ihn wieder zurückgezogen als er die Fotojournalisten gesehen habe, so der Fotograf. "Ich denke nicht, dass Johnson damit gerechnet hat, dass ein Bild von der Szene entsteht". Bei Besuchen ausländischer Spitzenpolitiker im Élyséepalast wird in der Regel nur eine Handvoll Fotografen zugelassen, die dann zwischen 30 Sekunden und einer Minute Zeit für Aufnahmen haben. Der Premier habe überrascht gewirkt, als die bis dahin in einem Nebenraum wartenden Fotojournalisten den Raum gekommen seien. (mgb/ank/dpa)
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