Nach den Wahlen in Grossbritannien hat Boris Johnson viel vor. Noch vor Weihnachten will er sein Brexit-Abkommen durch das Parlament bekommen. Wahlverlierer Jeremy Corbyn gerät derweil immer stärker unter Druck. Denn einige Labour-Politiker fordern seinen sofortigen Rücktritt.
Nach seinem haushohen Wahlsieg treibt der britische Premierminister
Unterdessen wuchs der Druck auf Labour-Chef Jeremy Corbyn zurückzutreten. Er brauchte drei Tage, ehe er nach der grössten Wahlschlappe seiner Partei seit mehr als 80 Jahren einen Teil der Verantwortung dafür einräumte. Vielen Labour-Mitgliedern ging das nicht weit genug.
Brexit: Regierung will grosse Reformen umsetzen
Das neue Parlament soll schon am Dienstag zusammentreten. Am Donnerstag soll Königin
Dann will die Regierung sich grossen Reformvorhaben widmen: Ministerien sollen zusammengelegt und der Beamtenapparat entschlackt werden. Milliardeninvestitionen in die Gesundheitsversorgung sollen per Gesetz festgeschrieben werden.
Johnson kündigte im Norden Englands Freihandelsabkommen und Freihäfen an. Er will die desolate einstige Bergarbeiter- und Industrieregion in Mittel- und Nordengland neu beleben, wo viele Wahlkreise erstmals seit Generationen von Labour zu den Konservativen gewechselt waren.
Kritik am britischen Wahlsystem
Dass die Konservativen bei der Parlamentswahl am vergangenen Donnerstag mit 43,6 Prozent Wähleranteil 56 Prozent der Sitze im Parlament errangen, bezeichneten Kritiker des Wahlsystems als Skandal.
"Wegen unseres undemokratischen Systems sind die wahren Verlierer die Wähler", meinte Klina Jordan, Co-Vorsitzende der Organisation "Make Votes Matter" (etwa: Wählerstimmen sollen zählen).
Das Ergebnis kommt zustande, weil in jedem Wahlkreis der Kandidat mit den meisten Stimmen gewinnt und alle Stimmen für andere unter den Tisch fallen.
Viele Briten setzen sich für ein Verhältniswahlrecht wie etwa in Deutschland ein, wo die Parteienstärke im Parlament in etwa dem prozentualen Stimmanteil bei der Wahl entspricht.
Die Konservativen legten etwa 1,2 Prozent beim Stimmanteil zu, Labour verlor 7,9 Punkte auf 32,1 Prozent. Johnsons Partei kommt auf 365 der 650 Sitze, Labour auf 203 Sitze.
Labour-Politiker drängen auf Rücktritt Corbyns
Labour-Chef Corbyn räumte in der Zeitung "Observer" ein, dass er einen Teil der Verantwortung trage. Der 70-Jährige beharrte aber darauf, dass die Partei auf die drängendsten Fragen die richtigen Antworten habe. Darauf sei er stolz.
"Das zeigt, dass er nicht gewillt ist zu verstehen, warum wir so eine katastrophale Niederlage erlitten haben", twitterte die prominente Labour-Politikerin Harriet Harman. "Er sollte zurücktreten."
Auch andere Labour-Politiker drängten Corbyn zu gehen. Der Parteichef will bis zum Frühjahr im Amt bleiben. Die Abgeordnete Lisa Nandy (40) erklärte in einer BBC-Polit-Talkshow am Sonntag ihre Bereitschaft zur Nachfolge. (dpa/thp)
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