Es ist wirklich passiert! Was viele für undenkbar hielten wurde in der Nacht auf den 24. Juni 2016 Realität: Die Briten stimmten für ein Verlassen der Europäischen Union. Doch was kommt auf die Menschen jetzt zu?
Ob Reisefreiheit oder Schubladendenken. Gerade junge Briten, die mehrheitlich gegen einen Ausstieg gestimmt haben, machen sich nach dem Brexit-Referendum Sorgen. Wir haben sie gefragt: Was beschäftigt euch gerade?
Kevin Dawson (36 Jahre, ist in Deutschland aufgewachsen und lebt in München): "Wenn ich mit meiner Frau zum Beispiel in der Türkei Urlaub gemacht habe, war es bisher schon so, dass sie als Deutsche im Vergleich zu mir kein Visum brauchte. Sollte sich die Reisefreiheit für mich jetzt selbst innerhalb der Europäischen Union noch weiter einschränken, wäre das für mich schon sehr frustrierend."
Megan Lee (24 Jahre, ist halb Engländerin, halb Französin. Sie lebt und arbeitet in London): "Mein erster Gedanke, als ich am Morgen aufgestanden bin war: 'Das sind die schlimmsten Nachrichten'. Es hat sich angefühlt wie der Beginn von etwas sehr Schlechtem. Jetzt herrscht Chaos, weil niemand weiss, was es bedeutet und was passieren wird. Das ist es, was so beängstigend ist. Ich hoffe, dass alle Menschen, die für 'gehen' gestimmt haben, aufwachen und realisieren, was sie verursacht haben."
Michael Pennick (26 Jahre, kommt aus Nordirland und arbeitet dort als Kundenberater): "Ich bin gestern Nacht entspannt ins Bett gegangen, weil ich fest davon ausging, dass wir in der EU bleiben werden. Um halb sechs bin ich aufgewacht und war schockiert. Ich bin zutiefst enttäuscht, dass ich, als jemand in den Zwanzigern, von der älteren Generation dermassen im Stich gelassen werde. Die meiner Ansicht nach ungebildete Schicht hat eine Entscheidung getroffen, die hauptsächlich auf Angst sowie falschen und übertriebenen Behauptungen basiert. Was mich besorgt, ist die Ungewissheit. Brauchen wir bald Visa, um in die EU einzureisen? Ich habe sechs Jahre lang in Frankreich gearbeitet - wird das bald für mich und alle anderen britischen Bürger, die einem Job in Europa nachgehen wollen, nicht mehr möglich sein? Als nordirischer Bürger habe ich den Vorteil, dass ich zwei Nationalitäten habe. Daher werde ich noch heute einen irischen Pass beantragen - denn ich will ein EU-Bürger bleiben.
Lemar Rasoul (26 Jahre, ist Brite und arbeitet in Deutschland in der Hotellerie): "Als die Entscheidung verkündet wurde, hatte ich mein Telefon nicht bei mir. Später, als ich zurückkam, waren da eine Menge Nachrichten wie "Jungs, haltet euch fest. Es ist passiert." Ich als Brite, vor allem als jemand aus London, die eine der multikulturellsten Städte Europas ist, fühle ich mich im Stich gelassen. Meine Freunde aus London haben alle gegen den Brexit gestimmt. Ich habe Sorge, dass Briten jetzt als Nationalisten und Anti-Europäer abgestempelt werden. Denn das stimmt absolut nicht."
Frances S. (24 Jahre, ist Britin und lebt in Grossbritannien. Sie wollte aus der EU austreten): "Meine ersten Gedanken waren: 'Wirklich?' Ich glaube es immer noch nicht richtig. Es lässt mich darüber nachdenken, dass ich mein eigenes Land nicht richtig kenne. Als jemand, der einmal für die European Space Agency arbeiten möchte, kann ich mir vorstellen, dass der Austritt zu einem Problem werden kann. Wissenschaftliche und akademische Finanzierungen passen mit dem Brexit nicht mehr zusammen."
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