Ein Traumpaar waren Grossbritannien und die Europäische Union nie. Jetzt wollen sie endgültig getrennte Wege gehen. Schnell durch sein wird die Scheidung allerdings nicht. Hochzeit, Trennung, Rosenkrieg - Ein Überblick über das, was war, und das, was jetzt bis zum Brexit kommen könnte.
Hochzeit: Es war nie die grosse Liebe
- 1973 ist Grossbritannien der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft beigetreten, der Vorgängerorganisation der Europäischen Union.
- Die ganz grosse Liebe aber spürte man zwischen Grossbritannien und der EU nie. Die Briten hatten stets ihren eigenen Kopf. Sie stimmten wichtigen Verträgen wie dem Schengen-Abkommen nicht zu und entschieden sich gegen den Euro.
- Bereits 1991 gründete sich mit der UKIP eine Partei, deren oberstes Ziel der Austritt Grossbritanniens aus der EU ist.
- Unter dem Druck wachsender EU-Skepsis im Land kündigte Premierminister David Cameron am 23. Januar 2013 ein Austrittsreferendum an.
Kinder: Das schwierigste heisst Brexit
- Der Austritt bekam einen Namen: Brexit - eine Kombination aus Britain und Exit, dem englischen Wort für Ausgang.
- Der Begriff entstand in Anlehnung an Grexit. So wurde in der Finanzkrise das mögliche Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone bezeichnet.
Trennung: Knappe Mehrheit dafür
- Im Brexit-Referendum am 23. Juni 2016 sprach sich eine knappe Mehrzahl der Briten (51,9 Prozent) dafür aus, der EU den Rücken zu kehren.
- Zurück blieb ein geteiltes Königreich: In Schottland, Nordirland und im Einzugsbereich der Metropole London sind mehr Menschen gegen den Austritt als dafür.
Trennungsjahr: Harte Worte
- Wenngleich das Ergebnis des Referendums nicht bindend ist, folgte die britische Regierung dem Willen des Volkes. David Cameron, der vergeblich versucht hat, die Briten von den Vorzügen der EU zu überzeugen, wollte allerdings nicht ausführende Kraft sein und trat am 13. Juli 2016 zurück.
- Seine Nachfolgerin wurde
Theresa May . Am 18. Januar 2017 kündigte sie einen "harten Brexit" an. Das bedeutet: Grossbritannien wird auch den europäischen Binnenmarkt verlassen. - Am 29. März 2017 beantragte May bei der EU offiziell den Austritt.
Rosenkrieg: Jetzt könnte es schmutzig werden
- Damit hat die zweijährige Frist für die Austrittsverhandlungen begonnen. Und die dürften im besten Fall schwierig, im schlimmsten Fall richtig schmutzig werden.
- Es wird vor allem ums Geld gehen. Brüssel hat London bereits eine saftige Rechnung angekündigt: 60 Milliarden Euro soll Grossbritannien für gemeinsam eingegangene EU-Verpflichtungen zahlen.
- Auch darüber hinaus gibt es jede Menge komplexer Fragen zu klären: Unter welchen Bedingungen können beide Seiten künftig noch Handel miteinander treiben? Was wird aus den 3,2 Millionen Menschen aus anderen EU-Ländern, die in Grossbritannien leben? Wie geht man mit der neuen EU-Aussengrenze zwischen Nordirland (das zum Vereinten Königreich gehört) und Irland (das zur EU gehört) um?
- Und noch ein Problem bahnt sich an: Schottland plant wegen des Brexits nach 2014 erneut eine Abstimmung über seine Unabhängigkeit von Grossbritannien.
Scheidung: Wohl erst 2019
- EU-Chefunterhändler Michel Barnier und sein Expertenteam wollen sich bis etwa Oktober 2018 für die Verhandlungen Zeit nehmen. Wann genau die Scheidung vollzogen wird, steht noch in den Sternen.
- Das ganze Verfahren muss zwei Jahre nach dem offiziellen Austrittsgesuch abgeschlossen sein, also bis Ende März 2019. Eine Verlängerung ist möglich, wenn alle bleibenden EU-Staaten zustimmen.
- Gehen die Verhandlungen ohne Einigung zu Ende, bekommt Grossbritannien den Status eines Drittlandes. Mit Material von dpa
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