Die Briten haben sich für den Brexit entschieden. Aber was bedeutet der Austritt Grossbritanniens aus der EU für die Schweiz und ihre Europapolitik?

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Die Schweizer Banken können der Gewinner des Brexit werden. Im Auf und Ab der Finanzmärkte nach dem Austritt und während der langwierigen und unsicheren Austrittsverhandlungen wollen viele Sparer ihr Geld in Sicherheit wissen.

"Im Wealth Management wird die Schweiz wahrscheinlich vom Brexit profitieren", erklärte Matthias Naumann, Chairman der Boston Consulting Group im Gespräch mit "20min.ch". Zum selben Schluss kommt auch Jürg Zeltner, Wealth-Management-Chef der UBS: "Wann immer es Unsicherheit gibt, kommt der Sicherer-Hafen-Effekt zum Tragen".

Allerdings kann der Austritt der Briten auch Auswirkungen auf den Kurs des Franken haben. Rutschen die Aktienkurse und das Pfund ab, würde dies zu einer Aufwertung des Franken führen.

Daraufhin müsste die SNB daraufhin massiv Fremdwährungen einkaufen, um den Druck auf den Franken zu reduzieren. Die Nationalbank hat bereits Massnahmen angekündigt. Derzeit verfügt die SNB über 500 Milliarden Franken an Fremdwährungen, diese müssten noch weiter erhöht werden.

Auswirkungen auf den Handel mit Grossbritannien

Für die Schweiz ist Grossbritannien derzeit der siebtwichtigste Handelspartner für Exporte. Im vergangenen Jahr exportierte die Schweiz Güter im Wert von rund 14 Milliarden Franken. In naher Zukunft dürfte ein Brexit keine gravierenden Auswirkungen auf den Exporthandel haben, da die Normen für Ausfuhren in die Europäische Union vorerst bestehen bleiben.

Jan Atteslander, Leiter Aussenwirtschaft bei Economiesuisse, sagte zu "20min.ch": "EU-Mitglieder übernehmen EU-Recht in ihre nationalen Gesetze. Das bedeutet, dass technische Normen oder Gesundheitsvorschriften in Europa weitgehend harmonisiert sind – und es auch bei einem Austritt Grossbritanniens aus der EU bleiben".

Im Laufe der Austrittsverhandlungen, können sich die Gesetze für Einfuhren nach Grossbritannien anpassen, da dann die britische Rechtsgrundlage gilt. Hier können in einigen Jahren Zölle und andere Einfuhrgebühren auf Schweizer Unternehmen zukommen, was die Produkte teurer machen würde und zu einem Rückgang der Nachfrage führen kann. Eine weitere Möglichkeit ist, der Beitritt Grossbritannien zur Efta, um einige wirtschaftliche Vorteile zu behalten.

Die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative

Derzeit verhandelt die Schweiz mit der EU, wie die Masseneinwanderungsinitiative umgesetzt werden soll ohne gegen bilaterale Verträge zu verstossen. Die Frist zur Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative läuft bis Februar 2017.

Während der zweijährigen Austrittsverhandlungen wird die Europäische Union eine einvernehmliche Lösung über die Masseneinwanderungsinitiative vermutlich verschieben. Der Umsetzungsvorschlag müsste jedoch bis zum Herbst im Parlament behandelt werden, um die Frist noch einzuhalten.

Alternativen sind eine Verfassungsrevision oder eine kurzfristig beschlossene Übergangslösung. Derzeit ist eine Debatte über Einschränkung der Personenfreizügigkeit in der EU realistischer. (arg)

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