Schottland verfolgt seinen eigenen Brexit: die Abspaltung vom Vereinigten Königreich. Schottlands Nationalpartei wertet die Wählergunst im Rahmen der britischen Parlamentswahl als Aufforderung, ein zweites Referendum anzustrengen.

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Schottlands Fussball-Rekordmeister Glasgow Rangers verlängert am Tag nach der britischen Parlamentswahl den Vertrag mit seinem Trainer. Steven Gerrard ist Engländer. Dies ist aber kein symbolischer Akt.

Schottland ist auf dem Weg, sich von England zu lösen. Schottlands Nationalpartei SNP fühlt sich durch ihr Abschneiden bei der Parlamentswahl in ihrem Bestreben bestärkt, ein zweites Austritts-Referendum auf den Weg zu bringen. Das Band zum Vereinigten Königreich könnte nach mehr als 300 Jahren zerschnitten werden.

Nicola Sturgeon: "Dieses Recht hat Boris Johnson nicht"

Die Vorsitzende der SNP, Nicola Sturgeon, betonte am Freitag in einem BBC-Interview, Premierminister und Wahlsieger Boris Johnson habe "erstens kein Recht, Schottland aus der EU zu nehmen und zweitens kein Recht zu verhindern, dass das schottische Volk über seine eigene Zukunft bestimmt".

Die SPD-Europapolitikerin Katarina Barley äusserte sich besorgt über solche Abspaltungstendenzen. "Mir macht grosse Sorgen, dass ein Auseinanderbrechen des Vereinigten Königreiches bevorstehen könnte", sagte die Vizepräsidentin des Europaparlaments im Inforadio des rbb. Nicht nur in Schottland, sondern auch in Nordirland und in Wales würden Unabhängigkeitsbestrebungen immer stärker.

Die SNP erreichte in Schottland 45 Prozent der Stimmen, 8,1 Prozentpunkte mehr als bei der Wahl 2017. Damit gewann sie 48 der 59 Mandate, 13 mehr als vor zwei Jahren.

Dass eine Partei mit 45 Prozent der Stimmen so viele Sitze gewinnt, liegt am britischen Wahlsystem. In jedem Wahlkreis gewinnt der Kandidat mit den meisten Stimmen. Alle anderen Stimmen zählen dann nicht mehr.

Labour und Konservative bekommen in Schottland eine Brexit-Quittung

Grosse Verlierer in Schottland waren die Labour-Partei, die nur einen ihrer sieben Sitze verteidigen konnte und die Konservativen, die mehr als die Hälfte ihrer Mandate verloren und auf noch sechs Sitze kommen.

Auf Betreiben der SNP gab es bereits 2014 ein Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands vom Vereinigten Königreich (England, Wales, Schottland und Nordirland). Die Schotten hatten damals eine Abspaltung aber mehrheitlich abgelehnt.

Premierminister Johnson sieht ein zweites Referendum skeptisch. Unklar ist bislang, ob ein Referendum aus London genehmigt werden müsste.

Die Iren nähern sich einer Wiedervereinigung

In der britischen Provinz Nordirland sind erstmals mehr Nationalisten als Unionisten in das Parlament in London gewählt worden. Nationalisten wie die Parteien Sinn Fein und SDLP sind für eine Vereinigung mit dem EU-Staat Irland, Unionisten wie die DUP für einen Verbleib im Vereinigten Königreich.

Die DUP büsste zwar Stimmen ein, blieb aber stärkste Partei. Stark zulegen konnte die Alliance Partei in Nordirland, die den Graben zwischen den überwiegend katholischen Nationalisten und den protestantischen Unionisten überwinden will.

Auch in Wales gibt es eine nationalistische Partei, Plaid Cymru. Anders als die SNP in Schottland liegt sie aber in der Wählergunst weit zurück. Sie hält weiter wie bisher nur zehn Prozent der walisischen Sitze. (hau/dpa)

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