Er ist der Mann, der dem britischen Premier Boris Johnson in die Quere kam - und das nicht zum ersten Mal: Sir Oliver Letwin stellte den Antrag, der zur Verschiebung der Entscheidung über den Brexit-Deal führte. Doch wer ist dieser Brite?

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Schon der Akzent verrät es: Sir Oliver Letwin (63), graue Haare, dezenter grauer Anzug, ist britische High Society durch und durch. Aber der smarte Gentleman ist nicht nur mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden. Nach der teuren Eliteschule Eton studierte er an der Elite-Universität Cambridge, promovierte an der London Business School und gilt als intellektuelles Schwergewicht. Ein Universalgelehrter, wie die "Times" einmal schrieb.

Investmentbanker, Konservativer, Adeliger

Auch, wenn Sir Oliver Premierminister Boris Johnson mit seinem Antrag auf Verschiebung der Brexit-Deal-Abstimmung in die Parade fuhr und die Opposition um sich scharte - er ist ein Konservativer durch und durch. Er begann mit der Parteiarbeit schon unter Premierministerin Margaret Thatcher. Es folgte eine Karriere als Investmentbanker. Später gehörte er zum engsten Zirkel von Premierminister David Cameron, der nach dem Referendum für den EU-Austritt 2016 zurücktrat. Im gleichen Jahr wurde Letwin geadelt.

Wie viele Mitglieder der britischen Oberklasse ist Sir Oliver durchaus exzentrisch. Einmal öffnete er nachts zwei Gaunern im Schlafanzug die Tür, die angeblich seine Toilette benutzen wollten - und dann mit seiner Geldbörse flohen. Ein anderes Mal warf er vertrauliche Regierungsdokumente in einem Londoner Park einfach in einem Papierkorb.

Von Johnson persönlich aus der Partei geworfen

"Er hat intellektuelle Kreativität und kann Probleme lösen, und ist unglaublich diplomatisch", sagte ein Vertrauter Camerons der "Financial Times" einst. Sir Oliver war stets gegen alle Bemühungen in der EU, enger zusammenzurücken. Die Mitgliedschaft stand für ihn aber ausser Frage, er stimmte im Referendum gegen den Austritt.

Im September flog Letwin auf Geheiss Johnsons aus der Partei, weil er mit anderen konservativen Abgeordneten für das Gesetz stimmte, das einen No-Deal-Brexit verhindern sollte. Er sitzt deshalb nun offiziell als Unabhängiger im Parlament. (best/dpa)

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