"Ich habe keinerlei finanzielle Interessen in Saudi-Arabien", sagt Donald Trump. Als Geschäftsmann und US-Präsident hat er aber kräftig von den Ölmilliarden aus Riad profitiert. Welche Auswirkungen hat das auf den Fall des Journalisten Jamal Khashoggi? Und welche dieser Fall wiederum auf Trumps Präsidentschaft?

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Es war im US-Präsidentenwahlkampf im August 2016, als Donald Trump Sätze sagte, die ihm heute vorgehalten werden. "Saudi-Arabien und ich kommen grossartig miteinander aus", rief der Immobilienmogul damals vor jubelnden Anhängern im Bundesstaat Alabama. "Sie kaufen Wohnungen von mir. Sie geben 40 Millionen, 50 Millionen (Dollar) aus. Soll ich sie nicht mögen? Ich mag sie sehr."

Inzwischen steht die Führung in Riad im Verdacht, den regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi ermordet zu haben - und offene Zuneigung wie einst Trump zeigt derzeit kaum jemand gegenüber dem Königreich. Trump fordert zwar Aufklärung in dem Fall und verwahrt sich gegen den Vorwurf, die Saudis in Schutz zu nehmen. Doch die oppositionellen US-Demokraten haben ihre Chance erkannt.

Eine Gruppe demokratischer Senatoren fordert Trump und sein Firmenkonglomerat dazu auf, binnen eines Monats alle "finanziellen Verbindungen" zu Saudi-Arabien offenzulegen. Viel Erfolg dürften die elf Senatoren damit nicht haben, schliesslich verweigert Trump bis heute auch die Offenlegung seiner Steuererklärungen.

Dennoch bringt die Forderung Trump unter Druck. Mit seinem Amtsantritt im Januar 2017 zog sich der Präsident zwar aus der Führung der Trump-Organisation zurück, die er seinen beiden ältesten Söhnen überliess - sie gehört ihm aber immer noch.

"Öffentlichen Berichten zufolge hat die Trump-Organisation über Jahrzehnte Geschäftsbeziehungen mit der Regierung Saudi-Arabiens und Angehörigen der saudischen Königsfamilie unterhalten", schreiben die Senatoren. "Finanzielle Interessenkonflikte" könnten womöglich dazu führen, dass Trump nicht unbefangen über Sanktionen gegen Saudi-Arabien entscheiden würde - deren Prüfung US-Senatoren auch aus dem Lager von Trumps Republikanern fordern.

Das sagt Donald Trump zu den Vorwürfen

Trump versicherte zwar bereits am Dienstag: "Fürs Protokoll, ich habe keinerlei finanzielle Interessen in Saudi-Arabien." Zumindest in der Vergangenheit war das aber anders. US-Medien zufolge machte Trump vor seiner Präsidentschaft Millionengeschäfte mit den Saudis: Demnach verkaufte er 2001 beispielsweise das gesamte 45. Stockwerks seines Trump World Towers in Manhattan an das Königreich.

Doch auch nach seiner Wahl zum Präsidenten soll Trump von den Saudis profitiert haben: Die "Washington Post" berichtete, im Frühjahr vergangenen Jahres habe eine Lobbyfirma eine Rechnung über fast 270.000 Dollar (ca. 234.000 Euro) in Trumps Hotel in Washington auflaufen lassen. Bezahlt habe das Königreich. Wenige Monate später brach Trump zu seiner ersten Auslandsreise auf: nach Saudi-Arabien.

Und dort, in einem prunkvollen Saal voller Staatsgäste, wedelte der damalige Trump-Sprecher mit seinen Papieren und frohlockte mit einem breiten Grinsen: "Grosse Geschäfte!" Auf den Zetteln waren Waffendeals und zivile Geschäfte vermerkt, für die Saudi-Arabien hunderte Millionen Dollar ausgeben wollte - darunter den mit 110 Milliarden Dollar grössten Waffendeal der US-Geschichte.

Auch wenn einige der Übereinkünfte nur Absichtserklärungen waren und Medien zufolge teilweise noch immer nicht klar ist, ob sie realisiert werden, sind sie für die Trump-Administration wichtig. Schliesslich werden mit solchen Aufträgen Jobs in den USA gesichert und geschaffen. Ein zentrales Wahlkampfversprechen Trumps.

Was sich Saudi-Arabien erhofft

Aufseiten Saudi-Arabiens sahen Experten den erfolgreichen Versuch, sich nach Jahren der Eiszeit unter Ex-Präsident Barack Obama das Wohlwollen der USA zu erkaufen. Riads starker Mann, der junge Kronprinz Mohammed bin Salman, verband den Empfang Trumps mit dem Versprechen, den Terror in Nahost und den gemeinsamen Feind Iran zu bekämpfen. Riad wollte sich unverzichtbar machen.

Doch es gab nicht nur Waffendeals: Die Ölmonarchie verspricht lukrative Aufträge für den grossangelegten Wirtschaftsumbau. Bei einer mit viel Aufwand hochgezogenen Wirtschaftskonferenz will Saudi-Arabien kommende Woche um Investitionen aus dem Ausland werben. Auch wenn der Fall Khashoggi wie ein dunkler Schatten über der "Future Investment Initiative" liegen wird. Mehrere prominente internationale Gäste haben ihre Teilnahme schon abgesagt.

Während die Investitionen in Saudi-Arabien stocken, fliesst das Geld aus Riad vor allem ins Silicon Valley weiterhin üppig. Seit Mitte 2016 hat Thronfolger Mohammed dem "Wall Street Journal" zufolge mindestens elf Milliarden Dollar in 22 US-Start-ups investiert - darunter der Fahrdienstvermittler Uber, die Coworking-Plattform WeWork oder das Kommunikationsprogramm Slack.

Doch es ist nicht nur das grosse Geld, das Saudi-Arabien und die Trump-Regierung verbindet, sondern auch die persönliche Zuneigung. Denn Trump hat mit Jared Kushner einen Nahost-Beauftragten und Schwiegersohn, der zu Kronprinz Mohammed glänzende Kontakte und auch eine - wie es heisst - innige Freundschaft pflegt.

Kushner warb im Weissen Haus erfolgreich für den Thronfolger als grossen Reformer, Trump folgte seiner Einschätzung. Nun wird Kushners Kumpel vorgeworfen, ein Tötungskommando auf den Journalisten Khashoggi angesetzt zu haben.

Das setzt nicht nur Berater Kushner, sondern auch den Schwiegervater unter Druck. (cai/dpa)

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