Greta Thunberg ist in Madrid angekommen. Anschliessend nahm sie mit 500.000 Menschen an einer Demonstration gegen den Klimawandel teil - doch das sorgte für Probleme. Gleichzeitig zieht die Aktivistin ein ernüchterndes Resümee der bisherigen Klimastreiks.

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Mit einem grossen Marsch für mehr Klimaschutz haben Zehntausende Demonstranten eine der bekanntesten Strassen Madrids lahmgelegt. Die Organisatoren sprachen von 500.000 Teilnehmern am Freitagabend, eine offizielle Zahl gab es zunächst nicht.

An der Kundgebung auf der Flaniermeile Paseo del Prado nahm zunächst auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg teil. Die 16-Jährige musste den Marsch jedoch wegen des riesigen Rummels um ihre Person später verlassen und wurde mit einem Elektroauto zu der grossen Bühne gefahren, auf der die Abschlusskundgebung stattfand.

Bei der Grossdemo war auch der spanische Filmstar Javier Bardem dabei, ebenso wie zahlreiche Indigene aus Lateinamerika, die ganz besonders unter der Umweltzerstörung und Abholzung der Regenwälder leiden. Die Politiker müssten jetzt "auf der Höhe dieses historischen Moments" sein, erklärte Bardem mit Blick auf die anhaltenden internationalen Klimaproteste. Auch Thunberg forderte die Politiker bei einer kurzen Rede unter dem Jubel der Anwesenden erneut auf, beim derzeitigen UN-Klimagipfel konkrete Fortschritte im Kampf gegen die Erderwärmung zu erzielen.

Greta Thunberg: Proteste konnten Klimawandel nicht aufhalten

Zuvor hatte sie bei einer Pressekonferenz eingeräumt, dass die weltweiten Klimaproteste junger Aktivisten bisher so gut wie nichts dazu beigetragen hätten, den Klimawandel aufzuhalten. "Wir haben das Bewusstsein für Klimafragen geweckt, aber das reicht noch lange nicht aus", sagte sie. "Somit kann man sagen, dass wir viel, aber dann auch wieder nichts erreicht haben." Sie selbst sehe sich dabei nur als "einen kleinen Teil einer sehr grossen Bewegung", die weiter für eine bessere Zukunft kämpfen werde.

Bei der zweiwöchigen Weltklimakonferenz, die ursprünglich in Santiago de Chile stattfinden sollte und wegen der dortigen Unruhen kurzfristig nach Madrid verlegt wurde, ist nun fast Halbzeit. Die Hilfsorganisation Care monierte am Freitag, die Industrienationen spielten in Madrid bislang auf Zeit, und auch die EU-Kommission bleibe weiter hinter den Erwartungen zurück.

Ab der nächsten Woche wird auf Ministerebene verhandelt, dann reist auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze an. Im Mittelpunkt der Treffen stehen ehrgeizigere Ziele als bisher, was die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens angeht. Dieses sieht vor, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

Jedoch müssen die ambitionierteren Pläne erst bei der nächsten Klimakonferenz im kommenden Jahr vorgelegt werden. Thunberg sagte dazu: "Halbe Gipfeltreffen können wir uns gar nicht leisten, wir müssen jede Chance nutzen."

Grosse Zahlen-Diskrepanz bei Madrider Klimademo - 15.000 oder 500.000?

Indes beschäftigt viele Medien auch die Frage nach der genauen Teilnehmerzahl der Klimademos. Denn während die Organisatoren von einer halben Million Teilnehmern sprachen, bezifferte die Nationalpolizei die Zahl auf gerade einmal 15.000. Eine Erklärung für diese riesige Diskrepanz gab es zunächst nicht.

Spanische Medien sprachen am Samstag von einem "Krieg der Zahlen". Wären es wirklich 500.000 Demonstranten gewesen, dann hätte es sich um eine der bisher grössten Klimakundgebungen der Welt gehandelt, hiess es. (kad/dpa)

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