Cem Özdemir hält Mesut Özil nach den umstrittenen Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nicht mehr für ein geeignetes Vorbild: "Schade, was er aus sich und seiner gesellschaftlichen Rolle gemacht hat."
Der Grünen-Politiker
"Özil war ja offenbar nicht mal Manns genug, ein Gespräch mit dem Bundestrainer zu führen, als der ihn auf dem Trainingsgelände von Arsenal besuchen wollte. Als Fussballfan tut mir das leid, ich fand Özil genial auf dem Feld. Schade, was er aus sich und seiner gesellschaftlichen Rolle gemacht hat", sagte Özdemir der "Welt am Sonntag" vor dem Freundschaftsspiel zwischen Deutschland und der Türkei am Mittwoch (20:45 Uhr/RTL und bei uns im Ticker) in Köln.
Özdemir: Erdogan "missbraucht und instrumentalisiert" den Fussball
Da Özil sich nie von den Bildern mit dem türkischen Staatspräsidenten vor der WM 2018 distanziert habe, habe er sich selbst diskreditiert und tauge nicht mehr als Vorbild, betonte der 54-Jährige. "Besonders bedrückend an der Causa Özil ist, dass sie leider vor allem bei jenen einzahlt, die den Eindruck erwecken wollen, dass Menschen mit Migrationshintergrund hier in Deutschland auf feindlichem Territorium leben." Nach der WM vor zwei Jahren war Özil aus dem Nationalteam zurückgetreten. Dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan warf Özdemir vor, den "Fussball für seine Zwecke zu missbrauchen und zu instrumentalisieren".
Auch am Konstrukt von Erdogans türkischem Lieblingsclub Basaksehir aus Istanbul übte Özdemir Kritik. "Basaksehir ist ein Retortenverein, er steht bildlich für den Umbau der Türkei zu einer gleichförmigen Gesellschaft, die um den Präsidenten Erdogan herum gebaut wird", sagte der frühere Bundesvorsitzende der Grünen. "Da ist Basaksehir ein Symbol, das die Macht der traditionellen Clubs brechen soll." Fans anderer Vereine wie beispielsweise Besiktas hatten in der Vergangenheit gegen Erdogan protestiert. Basaksehir hatte diesen Sommer seine erste Meisterschaft gewonnen und spielt in der Vorrunde der Champions League unter anderem gegen RB Leipzig. (mgb/dpa)
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